Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
stets leicht über die Lippen.«
»Murdoch der Schmeichler?« Sie wusste, er hasste es, wenn sie ihn so nannte. »Und was ist jetzt so anders?«
»Jetzt fürchte ich, dass … ich glaube, dass es diesmal … wichtig ist. Du bist wichtig. Für mich.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich stehe unter gewaltigem Druck, das mit dir hier nicht zu vermasseln.«
»Was willst du von mir?«
»Ich weiß auch nicht. Eine Chance? Um zu sehen, wohin dies führt.«
Bei dieser Vorstellung keimte ein Fünkchen Hoffnung in ihr auf, das sie aber sofort im Keim erstickte. Murdoch bedeutet Unglück. Wann würde sie das endlich akzeptieren?
»Bleib hier, Daniela. Mit mir.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Mit dir? Du meinst, wir sollen zusammenleben?« Hatte er da einen Sekundenbruchteil gezögert, ehe er nickte? »Was hat sich geändert?«
»Du sagtest, ich hätte Angst, und ich denke, du hattest … nicht unrecht.« Statt einer Erwiderung hob sie nur die Brauen. »Ich hab es erst nicht verstanden. Ich wusste nicht, wieso ich zögerte. Aber als ich dann in diesen Hinterhalt geriet und glaubte, sterben zu müssen«, er verstummte und sah ihr direkt in die Augen, »warst du das Einzige, woran ich denken konnte.«
Oh. Sie spürte, wie sich ihr Herz erweichte. Ich habe auch an dich gedacht. Ganz gleich, wie sehr ich mich bemüht habe, es nicht zu tun. Wenn sie ihre Schnitzerei nicht gehabt hätte, wäre sie wahnsinnig geworden.
»Und dann habe ich vor ein paar Tagen meinen Bruder gesehen. Er ist ein Wrack wegen Myst. Ich dachte, ich hätte noch nie einen Mann gesehen, der wegen einer Frau so sehr leidet, aber das habe ich sehr wohl. Unser Vater war genauso wegen unserer Mutter.« Murdoch begann wieder auf und ab zu laufen. »Er war von ihr besessen. Nachdem sie tot war, hat er nie wieder gelacht, ist regelrecht erstarrt. Stundenlang saß er in ihrem Zimmer und glotzte ihr Porträt an. Ich glaube, ich fürchtete, dass etwas Ähnliches mit mir geschehen könnte, wenn ich mich auf dich einließe. Aber dann wurde mir klar, dass ich noch viel mehr fürchte, all das mit dir zu versäumen.«
Ein Seufzen entschlüpfte ihren Lippen, als sie sich auf ihn zubewegte. Ich will ihn. Ich ziehe die Realität der Fantasie vor.
»Murdoch, hast du diese Rede geübt?«
»Unaufhörlich während der letzten beiden Tage.«
Nein, denk an Farmer Ted! Denk an Loas Wettbuch!
»Seit wir einander kennen, hast du mich bedroht, mir Angst eingejagt und mich in eine Lage gebracht, in der ich gezwungen war, in die mittägliche Hitze hinauszumarschieren, um schließlich von einem Vehikel der Hölle mitgenommen zu werden, das nach Tabak stank. Als du im French Quarter auf Frauenjagd gegangen bist, hast du mich … verletzt. Also denk lieber noch mal lange und gründlich darüber nach. Ich habe deine Frustration gesehen, als du mich beißen wolltest. Ich habe deinen Hunger gesehen, als du auf meinen Hals gestarrt hast. Und ich habe gesehen, wie du die Hände zu Fäusten geballt hast, als du mich berühren wolltest.«
Er kam ihr immer näher, als er mit rauer Stimme fragte: »Und sonst hast du nichts gesehen, kallim ?«
Sie schluckte, unfähig, den Blick von seinen intensiven grauen Augen abzuwenden, die als Ausdruck seiner überwältigenden Gefühle schon wieder schwarz flackerten. »Du kannst niemals meine Haut berühren, niemals von mir trinken. Ich bin kälter denn je. Der Schmerz wäre noch viel schlimmer für mich so wie auch für dich.«
»Ich verstehe.«
»Murdoch, es gibt keinen Zauber, der unsere Lage verändern wird, keinen Weg, der darum herumführt. Nicht jetzt und niemals. Glaubst du wirklich, du kannst damit zufrieden sein?«
»Zufrieden? Vollkommen? Nein. Aber ich denke, dass wir zusammen glücklicher sein werden als getrennt voneinander.«
Wenn er ihr jetzt von ihren Möglichkeiten vorgeschwärmt hätte, wäre sie vermutlich schreiend davongerannt. Aber stattdessen war er ehrlich gewesen. Und sie stimmte ihm zu – auch sie würde niemals vollständig zufrieden sein können.
»Ich werde es einige Monate lang ausprobieren«, sagte sie schließlich. »Unter zwei Bedingungen.«
»Welche?«
»Genau wie bisher darfst du niemandem je etwas über mich erzählen. Nicht, ehe ich bereit dazu bin.«
»Wieso?«
Weil die Chancen, dass dies funktioniert, eins zu fünfzig stehen. »Weil ich weder die Zielscheibe des allgemeinen Spotts sein möchte noch die Betrogene aus dem Wettbuch. Und schon gar nicht will ich als die Walküre gelten,
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