Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
prallen Schaft saugte. Sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn er in sie eindrang. Wie wäre es wohl, wenn sein Duft überall an meinem Körper haften würde?
Ob sein Kuss ihr den Atem rauben und ihre Knie weich werden würden? Ob sich ihre Zehen und Klauen krümmen würden?
Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihrem Mund. »Ich möchte beinahe lieber nicht wissen, was du gerade denkst.« Abrupt löste er sich von ihr, wandte sich mit geballten Fäusten ab, anstatt den Kuss einzufordern, der ihm gebührte.
Eine weitere Erinnerung daran, dass die zerbrochene Puppe noch keineswegs repariert worden war.
»Wir müssen nach Hause«, sagte er. »Und ich sollte mich in Mount Oblak blicken lassen.«
»Aber du warst doch erst vor zwei Nächten dort«, rief sie ihm ins Gedächtnis. »Du sagtest, sie würden dich dort nicht mehr so dringend brauchen.« Jetzt, wo die Horde keine aktuelle Bedrohung darstellte.
In den vergangenen Monaten war die Vampirwelt in ihren Grundfesten erschüttert worden. Der König der Horde, Demestriu, war von Daniis lieblicher Nichte Emmaline getötet worden. Emma hatte herausgefunden, dass er ihr Vater war, und dann war es ihr irgendwie gelungen, ihn in einem Kampf auf Leben und Tod zu schlagen. Auch Ivo hatte sein Leben verloren, als er versuchte, Emma, den »Halbling«, zu der Seinen zu machen. Offensichtlich hatte Lachlain MacRieve, ihr neuer Lykae-Beschützer, etwas dagegen einzuwenden gehabt. Er hatte seinen grausamen inneren Werwolf losgelassen und sowohl Ivo als auch den verbliebenen Dämpir abgeschlachtet.
»Gibt es eine neue Bedrohung?«, fragte Danii. »Oder ist Lothaire zurückgekehrt?« Die Gerüchte besagten, dass sich der Erzfeind zurzeit nicht einmal auf dieser Ebene aufhielt.
»Nein, nichts dergleichen, nur die üblichen Angriffe einiger Banden«, erwiderte Murdoch. Ohne ihren Anführer Demestriu war die Horde in verschiedene kleinere, schwächere Faktionen zerbrochen, die sich allerdings immer noch als tödlich erweisen konnten. »Aber es kann nicht schaden, mal dort vorbeizuschauen. Ich bin sicher, du möchtest sowieso am liebsten weiter an deinen Schnitzereien arbeiten.« Hatte da etwa eine gewisse Schärfe in seinem Tonfall gelegen?
Vielleicht übertrieb sie es tatsächlich etwas damit, aber sie wurde von dem Gefühl angetrieben, dass es von äußerster Wichtigkeit war, jedes einzelne Symbol zu perfektionieren. Manchmal arbeitete sie, bis ihre Finger bluteten. Wenn Murdoch da war, nahm er in einem solchen Moment ihre Hände in seine großen behandschuhten Hände und legte Eis auf ihre Wunden.
Als er sie zum ersten Mal so angetroffen hatte, hatte er gefragt: »Warum tust du dir das an, Daniela?«
Wie sollte sie diesen inneren Zwang nur erklären? Der Ruf der Wildnis mit einem Hauch von Holiday on Ice ?
»Ich fühle mich so unruhig und übervoll, bis ich zu schnitzen beginne. Es ist wie ein Instinkt oder vielleicht eine Art genetisches Gedächtnis, das mir vererbt wurde. Fast so, wie wenn du meine Erinnerungen verinnerlichen würdest, wenn du von mir trinken würdest.«
Immerzu grübelte Danii über das Geheimnis nach, wer sie wohl nach Eissengard zurückführen würde – ein Rätsel, das nach wie vor auf seine Lösung wartete. Ob ihre Schnitzereien vielleicht ein Hinweis sein könnten?
»Ja, vielleicht könnte ich ein wenig arbeiten«, stimmte sie ihm zu, nachdem er sie daran erinnert hatte. Auch wenn sie sich gelegentlich selbstsüchtig vorkam, wenn sie in ihren Erinnerungen wühlte, war es doch ihre Zeit. Es gab niemanden, für den oder vor dem sie ein Geheimnis hüten musste, niemand, der sie beobachtete , abgesehen von ihrer eigenen entschlossenen Miene, die sich im Eis widerspiegelte.
Die Welt drehte sich ohne sie weiter. Einen Monat lang, dann noch einen …
»Na gut.« Noch einmal packte er sie bei den Schultern, um sie nach Hause zurückzutranslozieren. Ehe er sie dann verließ, bemerkte er noch: »Möglicherweise sehe ich heute Nacht Nikolai. Hast du über meine Bitte nachgedacht?« Murdoch hatte vor ein paar Wochen verkündet: »Myst hat zugestimmt, meinen Bruder zu heiraten. Ich möchte, dass wir beide ihnen einen Besuch abstatten.« Als Danii gezögert hatte, hatte er nur gesagt: »Denk einfach darüber nach.«
Immer wieder übte er Druck auf sie aus, ihre Beziehung öffentlich zu machen. Obgleich sie versucht war, ihm das zu gestatten, blieb doch stets ein gewisser Widerwille dagegen, diesen letzten Schritt zu wagen. »Es ist noch nicht an der
Weitere Kostenlose Bücher