Immortals after Dark 08 - Eiskalte Berührung
musst du denn überhaupt dorthin?« Danii begann zu weinen. »Bleib doch einfach bei mir.«
»Ich muss meinen Thron zurückerobern. Ich bin eine Königin aus einer langen Linie von Königinnen. Und eines Tages wirst auch du eine sein.«
»Wie werde ich dich finden?«
»Wenn ich nicht zu dir zurückkehre, dann musst du mir versprechen, mein Liebling, mir niemals zu folgen. Du darfst niemals, unter gar keinen Umständen, nach Eissengard gehen. Nicht, ehe dir der Weg gewiesen wird … «
Danii richtete sich ruckartig in ihrem Bett auf, von einer Sekunde auf die andere war sie hellwach. Meine Götter! Sie hatte sich soeben an etwas Neues von jenem schicksalhaften Tag erinnert, an dem ihre Mutter sie verlassen hatte. Nicht, ehe mir der Weg gewiesen wird?
Wer genau würde Danii den Weg nach Eissengard zeigen? Und wieso erinnerte sie sich erst jetzt daran?
Der Traum war so realistisch gewesen, dass sie beinahe das Gewicht der Krone auf ihrem Kopf gefühlt hatte. Svana hatte sie getragen, als sie ausgezogen war, um ihr Schicksal zu erfüllen, in dem Bewusstsein, dass sie wahrscheinlich sterben würde. Wie tapfer sie gewesen war.
Danii erhob sich, genoss den angenehmen Schock, als ihre bloßen Füße auf dem eisigen Marmor aufkamen, und ging zum geöffneten Fenster. Der Nordwind begrüßte sie mit einer stolzen Böe, als ob er sie umarmen wollte. Sie schloss die Augen und überließ sich dem Wind.
Der Vampir – der immer noch nicht zurückgekehrt war – hatte von seinen Träumen gesprochen. Jetzt war sie es, die Nacht für Nacht von Träumen überflutet wurde. War es die Kälte oder dieser besondere Ort, der ihre Erinnerungen und Träume förderte?
Sie liebte diesen Ort. Die eiskalten Winde wirkten auf sie wie Adrenalin, jede einzelne Schneeflocke legte sich wie Balsam auf ihre Seele. Zwei Wochen lang hatte sie Eisjagden genossen, war Flüstertönen gefolgt und hatte das Land erkundet. Und sie hatte weiterhin geheimnisvolle Symbole in jede nur mögliche Eisfläche geritzt.
Die Zeichen waren recht simpel, wie die Inschriften auf uralten Runensteinen aus den nordischen Ländern. Sie glaubte nicht, sie je zuvor schon einmal gesehen zu haben, und hatte keine Ahnung, woher sie sie kennen könnte.
Irgendwann begann sie damit, ihre eigenen Eistafeln herzustellen, um ihre Inschriften darauf einzuritzen, manche von ihnen so groß wie ein Tisch. Später stellte sie sie an verschiedenen Plätzen im Wald und im Schnee auf, wobei sie peinlich genau darauf achtete, wo welche Tafel hinkam. Sie wusste nicht, wieso sie das tat, fühlte sich einfach nur dazu getrieben.
Mit jedem Tag dort wurde sie stärker, dachte mehr über diesen verwirrenden neuen Zeitvertreib nach – und weniger über den Vampir. Ja, in manchen Minuten weniger als in anderen. Zuerst hatte sie sich gefragt, ob ihre Schnitzereien vielleicht nur der verzweifelte Versuch waren, sich abzulenken – sozusagen das Walküre/Eisfeyde-Äquivalent eines großen Eisbechers mit Sahne.
Aber sie war zu dem Schluss gekommen, dass mehr dahinterstecken musste, denn der Zwang wurde immer mächtiger – während ihr Verlangen nach ihm eigentlich abnehmen sollte …
In dieser Nacht küsste Murdoch drei verschiedene Frauen.
Wenige Minuten nachdem er diese erste Brünette erspäht hatte, befand er sich mit ihr in einer Gasse hinter einer Bar, seine Lippen fest auf ihre gepresst.
Und dachte trotzdem immer noch an Daniela. Irgendwann hatte er sich dann mit einem gemurmelten Fluch von ihr losgerissen. »Tut mir leid, Süße, ich muss gehen.«
Sie hatte sich an ihn geklammert, ihn angefleht, nicht aufzuhören. Um sich in Fahrt zu bringen, hatte er sich vorgestellt, es wäre Daniela, die er küsste, aber es hatte nur das Gegenteil bewirkt und jegliche Erregung im Keim erstickt.
Die zweite Frau war passabel gewesen, aber ihren Augen hatte dieses besondere Strahlen gefehlt, das Intelligenz verriet. Ganz anders als bei seiner Braut. Er bewunderte Danielas trickreichen Verstand, mochte die Tatsache, dass er ihre Miene nur selten zu deuten vermochte.
Die dritte roch nach irgendeinem schweren Parfüm und dem, was sie zu Abend gegessen hatte. Was für ein Unterschied zu Danielas klarem Duft …
Als er jetzt daran zurückdachte, wurde ihm bewusst, dass er nicht bei einer einzigen von ihnen in Versuchung geraten war, sich ihrem Hals zu nähern. Ein weiterer Grund, wieso er sich von Daniela fernhalten sollte. Leichter gesagt als getan. Er fühlte sich, als ob er einen aussichtslosen
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