Immortals after Dark 09 - Sehnsucht der Dunkelheit
bevorstand.
In dem Moment sprang eine riesige Kreatur durch die Luft und landete kaum ein, zwei Meter von ihnen entfernt. Sie starrte entsetzt empor.
Spinnenartige Augen, bleiche, graue Haut, ein weit aufgerissenes, mit gewaltigen Fängen gefülltes Maul. Von seinem Körper gingen acht dicke Beine aus, die doppelt so lang waren wie das ganze Wesen. Die unebene Haut war mit blutsaugenden, dick aufgeblähten Parasiten übersät. Seine Fühler waren so lang wie seine Beine und zuckten wie Peitschen auf sie zu.
Ein Fühler sauste direkt vor ihrem Gesicht durch die Luft. Noch ehe sie reagieren konnte, hatte der Dämon sie schon mit einem Schubs vor die Brust zu Boden gestoßen. Sie presste beide Hände auf ihr Brustbein und keuchte, während er sich dem Ungeheuer stellte.
Der Dämon brüllte das Ding mit einer solchen Lautstärke an, dass es ihr in den Ohren wehtat. Sein eindrucksvoller Körper spannte sich an. Bereit für den Angriff zeichneten sich seine Muskeln deutlich unter dem Kettenpanzer ab. Seine dämonische Seite gewann die Oberhand, seine Fänge schärften sich, und die Hörner bogen sich gerade.
Während sie noch nach Luft schnappte, stürzte er sich schon furchtlos auf die gigantische Bestie und lenkte den Kampf von ihr weg. Wieder staunte sie über Slaines Kraft und Geschwindigkeit. Kein Wunder, dass der Orden ihn haben wollte. Er war bei Weitem der stärkste Mann, den sie je gesehen hatte.
Augenblick mal … warum translozierte er sich eigentlich nicht? Obwohl viele Dämonen und beinahe alle Vampire in der Lage waren, sich zu teleportieren, war er herbei gerannt , um sie zu retten, und er translozierte sich auch jetzt nicht.
In dem Moment, in dem ein mit Schleim gefülltes Bein neben ihr auf den Boden klatschte, schaute der Dämon mit wildem Blick über seine Schulter hinweg zu ihr. Seine Augen wurden schon wieder schwarz, das ruhige Blau war bereits völlig verschwunden.
Nicht gut für das Monster … nicht gut für sie .
Das Ding ging mit verblüffender Geschwindigkeit in die Offensive. Sie hatte so etwas wie dieses »X-Monster« noch nie zuvor gesehen oder davon gehört. Der Dämon hatte sein Können letzte Nacht im Kampf gegen die Gang bewiesen, aber konnte er auch etwas derart Gewaltiges und Schnelles besiegen?
Sie hatte nicht vor, dazubleiben und abzuwarten, wie der Kampf ausging. Keuchend rappelte sie sich auf und floh Hals über Kopf – vor beiden. Halb blind in dem Rauch und schwerfällig vor Angst bemühte sie sich, den Schmerz in ihrer Brust zu ignorieren.
Die panischen Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Lauf! Hat er mir das Brustbein gebrochen? Was war das nur für eine Kreatur? Der Kopf glich dem einer Spinne, der Körper eher dem einer Gottesanbeterin, und zeckenartige Insekten bedeckten seinen ganzen Körper, als wäre es ein Säugetier.
Gibt es etwa noch mehr von der Gattung X-Monster?
Das Gelände wurde felsiger, während die Büsche zwischen den versteinerten Bäumen weniger wurden. Hatte sie sie abgeschüttelt?
Ihr Herz sackte ihr in die Kniekehlen, als ihre Füße abrupt den Boden verließen. Sie kreischte, bis sie endlich erkannte, was eigentlich passiert war.
Das ist doch alles nicht wahr. Das darf doch alles nicht wahr sein …
Als sie das Hanfseil um ihren rechten Knöchel spürte, akzeptierte sie schließlich, dass sie in der Tat in eine Seilfalle geraten war und jetzt vom Ast eines Baumes herabbaumelte. Ihr Haar hing nach unten, und ihr Rock lag um ihre Taille.
Der staubige Wind küsste ihren Hintern.
»Jetzt reicht’s mir aber endgültig!«, schrie sie, während ihr das Blut in den Kopf rauschte. Das musste wohl eine von Slaines berühmt-berüchtigten Fallen sein. Ich hasse ihn.
An den Rändern der Lichtung lagen überall Knochen verstreut. Ließ der Dämon seine Opfer etwa einfach hier liegen, bis sie verrotteten? Als sie den Kopf mühsam hob, um das Elend genauer zu betrachten, überlief es sie eiskalt. Das Seil um ihren Knöchel war über und über mit altem Blut befleckt.
Ich muss mich befreien, und zwar sofort. Wenn sie nur das Führungsseil über ihr zu fassen bekäme, könnte sie die Spannung auf die Schlinge um ihren Knöchel verringern und sie lösen. Das Seil fest im Blick, machte sie einen Sit-up und reckte sich …
»Geschafft«, sagte sie, als sie die Faust darum schloss … und mit einem Wuusch wieder abrutschte. Was zum Teufel war das denn? Der Mistkerl hatte das Seil eingefettet. Dieser dämonische, vampirische Mistkerl. Wenn sie das
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