Immortals After Dark 12 - Lothaire
zuvor gesehen hatte. Sie waren von Angst und Wut erfüllt. Ein Netz roter Linien durchzog das Weiße und verlieh ihm ein noch finstereres Aussehen.
Und doch war sie fasziniert von ihnen.
Seine nackte Brust hob und senkte sich heftig unter seinen Atemzügen, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Die drohende Gewalt lag in jedem zuckenden Muskel und jeder zum Zerreißen angespannten Sehne. Seine Fänge glitzerten, als wären sie rasiermesserscharf.
Und dennoch bewegte sie sich auf ihn zu. Sie hätte ihm am liebsten das zerzauste Haar aus der Stirn gestrichen und verzehrte sich danach, seine makellose Haut zu berühren.
Als sie zu ihm ins Zimmer trat, geschah etwas, das Ellie nicht begriff. Er bewegte sich auf sie zu, immer näher, mit seidiger, raubtierartiger Anmut. Dann dämmerte es ihr. Er wollte seine Beute nicht verschrecken. Sie erschauerte und befahl sich selbst, nicht zu flüchten.
Denn sie spürte, dass ihn das … erregen könnte.
Schon bald waren sie einander so nahe, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. Ihre Lippen öffneten sich angesichts des unverhohlenen Verlangens, das sie in ihnen sah.
Aber was genau braucht er? Was will er?
Warum fühlte sie sich, als ob sie sterben müsste, wenn sie nicht bald erfuhr, wie sich diese blasse Haut anfühlte?
»Elizabeth«, stieß er mit rauer Stimme aus. Seine Miene wirkte halb wahnsinnig.
Vielleicht konnte sie ihn berühren und ihre Neugier befriedigen, ohne dass er sich auch nur daran erinnern würde. »Darf ich … darf ich dich berühren?«
Er erschauerte. »Ja«, zischte er. »Berühre. Mich.«
Versuchsweise strich sie ihm eine glatte Strähne aus dem Gesicht. Als er sich nur noch näher an sie heranbewegte, legte sie ihm vorsichtig die Handflächen auf die Brust, auf seine eiskalte Haut. Wohin hatte er sich nur transloziert? In welches verschneite Land?
Er wich zurück, während seine Muskeln mit einem Zucken auf ihre Berührung reagierten.
»Elizabeth«, sagte er mit rauer, gebrochener Stimme, »du verbrennst mich.« Doch als sie Anstalten machte, die Hände zurückzuziehen, befahl er: »Mehr.«
»Oh! Okay.« Sie breitete die Finger fächerförmig auf seiner Brust aus, bewegte die Hände, bis sie auf seinen starren Brustmuskeln lagen, auf seinen flachen Nippeln.
Sie verstand diesen Mann einfach nicht, diesen bösartigen Vampir mit den gequälten Augen. Er hatte sie immer noch nicht berührt. Fürchtete er sich davor, es zu tun?
»Wenn ich die Selbstbeherrschung verliere …«, hatte er sie einmal gewarnt.
Aber sie spürte, dass sie ihn beruhigte, dass sie etwas in ihm veränderte – körperlich wie auch geistig. Tatsächlich ließ seine Anspannung langsam nach, seine Lider wurden schwer.
Doch auch Ellie spürte etwas. Sie war von den harten Konturen unter ihren Fingerspitzen fasziniert, die geradezu darum bettelten, erforscht zu werden.
Als sie mit den Fingernägeln durch die goldenen Härchen auf seiner Brust fuhr, schloss er die Augen.
»Ist es so besser?« Ihre Stimme klang beschämend kehlig. Aber schließlich sehnte sie sich schon seit einem halben Jahrzehnt nach Berührung. Wie konnte sie einen solchen Mann nicht bewundern?
Nichts als zerzaustes Haar und kräftige Muskeln.
Doch dann schien er zu erwachen und warf ihr einen hasserfüllten Blick zu. Er schlug ihre Hände mit einem gemurmelten Fluch weg und ging in Richtung Küche.
Da er sich nicht translozierte, schloss sie, dass er wollte, dass sie ihm folgte.
Sie starrte mit widerwilliger Ehrfurcht auf seinen wohlgeformten Rücken, der in schmale Hüften überging.
Sogar sein Gang ist sexy.
Lothaire schritt, wie es in ihrer Vorstellung ein mächtiger König täte.
In der Küche öffnete er den Kühlschrank und lehnte sich gegen die Tür, während er einen Krug voller Blut herausholte. In seinen großen Händen sah er fast wie ein Milchkännchen aus.
Er setzte die Karaffe an und schluckte den Inhalt gierig hinunter, während sich Ellie auf einen Stuhl sinken ließ und ihn fasziniert anstarrte.
Er sah aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber, und ihr war klar, dass er genau merkte, wie ihre Atmung immer flacher wurde und ihre Wangen sich röteten.
Nachdem sie ihn nun berührt hatte, fühlte sie sich sogar noch mehr zu ihm hingezogen, wie eine Motte, die in eine brennende Kerze fliegt.
Vielleicht war er ohne seine schicken, maßgeschneiderten Klamotten und teuren Stiefel ja etwas weniger einschüchternd? Und wie er da neben dem
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