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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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ging, durften die Jungen nur noch selten in die Stadt, denn bei dem Gedanken daran, was ihrem Sohn in den gefährlichen Straßen alles zustoßen konnte, verfiel sie stets in einen nicht nur sorgenvollen, sondern elenden und gequälten Zustand. Die lärmende Menge wirkte auf die beiden Jungen zuerst wie ein Faustschlag, schon bald aber leuchteten ihre Augen vor Interesse.
    Die meisten Senatsmitglieder kamen mit Wagen oder Sänften zu den Spielen, die entweder von Sklaven oder Pferden gezogen oder getragen wurden. Gaius’ Vater hatte dafür nur Verachtung übrig und zog es vor, zu Fuß durch die Menge zu gehen. Voll bewaffnet wie er war und in Begleitung von Tubruks eindrucksvoller Erscheinung scheuten die Plebejer davor zurück, sie zu heftig zu drängen oder zu schieben. Die gewaltige Menschenmenge hatte den Schmutz in den engen Straßen in stinkenden Schlamm verwandelt. Schon nach kurzer Zeit waren ihre Sandalen völlig damit überzogen und auch ihre Beine bis fast zu den Knien mit Dreck besudelt. Jeder Laden, den sie passierten, glich einem Bienenstock. Wo man ging und stand, ständig hatte man eine Menschenmenge vor sich, und von hinten drängten die Massen pausenlos nach. Gelegentlich, wenn der Weg von den Karren der Händler blockiert war, die ihre Waren durch die Stadt schoben, wich Gaius’ Vater in eine Seitenstraße aus. In diesen Gassen drängten sich dicht an dicht die Armen der Stadt. Bettler saßen in den Hauseingängen, blind und verstümmelt, die Hände flehend ausgestreckt. Die gemauerten Häuser, fünf oder sechs Stockwerke hoch, ragten bedrohlich über ihnen auf, und einmal hielt Tubruk Marcus gerade noch rechtzeitig zurück, als jemand aus einem offenen Fenster über ihnen einen Eimer mit Unrat einfach hinunter in die Straße kippte.
    Gaius’ Vater hatte ein grimmiges Gesicht aufgesetzt, fand jedoch ohne anzuhalten stets den richtigen Weg. Sein Orientierungssinn führte sie durch das dunkle Labyrinth der Gassen zurück auf die Hauptstraßen und zum Cirkus. Je näher sie kamen, desto lauter wurde der Lärm der Stadt. Die durchdringenden Rufe der Verkäufer, die heiße Speisen anpriesen, wetteiferten mit dem Hämmern der Kupferschmiede und den schreienden oder heulenden Kindern, die rotznasig auf den Hüften ihrer Mütter hingen.
    An jeder Straßenecke führten Jongleure, Zauberkünstler, Gaukler und Schlangenbeschwörer für hingeworfene Münzen ihre Kunststücke vor. An diesem Tag jedoch waren ihre Einkünfte trotz der großen Menschenmenge gering. Warum sein Geld an etwas verschwenden, das man jeden Tag sehen konnte, wenn das Amphitheater mit offenen Toren lockte?
    »Bleibt dicht bei uns«, sagte Tubruk und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Jungen auf sich, weg von den Farben, Gerüchen und dem Lärm um sie herum. Er lachte über ihre vor Staunen offen stehenden Münder. »Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal einen Cirkus gesehen habe, den Vespia. Dort sollte ich meinen ersten Kampf bestreiten. Ich war ungeschult und langsam, nur ein Sklave mit einem Schwert.«
    »Aber du hast gewonnen«, entgegnete Julius lächelnd, während sie weiterliefen.
    »Mein Magen hat mich die ganze Zeit geärgert, deswegen hatte ich furchtbar schlechte Laune.«
    Die beiden Männer lachten.
    »Ich würde nicht gern einem Löwen gegenüberstehen«, fuhr Tubruk fort. »In Afrika habe ich welche in freier Wildbahn gesehen. Sie können sich bewegen wie Pferde bei einem Angriff der Reiterei, wenn sie wollen, aber mit Fängen und Klauen wie Eisennägel.«
    »Sie haben einhundert von diesen Tieren, und es gibt zwei Darbietungen pro Tag, fünf Tage lang. Also werden wir zehn Löwen gegen eine Auswahl an Kämpfern antreten sehen. Ich freue mich schon darauf, die schwarzen Speerwerfer in Aktion zu sehen. Bin sehr gespannt, ob sie den unseren an Zielsicherheit das Wasser reichen können.«
    Sie gingen unter dem Eingangstor hindurch und blieben vor einer Reihe mit Wasser gefüllter Holzbottiche stehen. Für ein paar Münzen ließen sie sich Schmutz und Gestank von Füßen und Sandalen schrubben. Es tat gut, wieder sauber zu sein. Mit der Hilfe eines Platzanweisers fanden sie ihre Plätze, die von einem Sklaven vom Gut für sie freigehalten worden waren. Dieser war bereits am Abend zuvor angereist, um ihre Ankunft abzuwarten. Sobald sie sich hingesetzt hatten, stand der Sklave auf, um den Rückweg zum Gut anzutreten. Tubruk drückte ihm eine Münze in die Hand, damit er sich für den Heimweg etwas zu essen kaufen konnte. Der

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