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Imperator 01 - Die Tore von Rom

Imperator 01 - Die Tore von Rom

Titel: Imperator 01 - Die Tore von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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in die Stadt mit Sicherheit Spaß machen.«
    »Gut. Aber lass uns warten, bis die Löwen mit dem alten Renius fertig sind, bevor wir ihm eine Stellung anbieten. Er ist bestimmt billiger, wenn er ein wenig Blut gelassen hat«, sagte Tubruk trocken.
    »Und noch billiger, wenn er tot ist. Ich würde ihn ungern fallen sehen. In meiner Jugend konnte ihm niemand das Wasser reichen. Ich habe gesehen, wie er bei Schaukämpfen gegen vier oder fünf Männer gleichzeitig angetreten ist. Einmal haben sie ihm sogar die Augen verbunden, bei einem Kampf gegen zwei Männer! Er hat sie mit zwei Hieben niedergestreckt.«
    »Ich habe gesehen, wie er sich auf diese Kämpfe vorbereitet hat. Das Tuch, das er benutzt hat, hat genug Licht durchgelassen, sodass er die Umrisse seiner Gegner erkennen konnte. Das genügte ihm. Aber immerhin glaubten seine Gegner, er sei blind.«
    »Nimm eine prall gefüllte Börse mit, um Ausbilder anzuwerben. Der Zirkus ist zwar der richtige Ort, um solchen Leuten zu begegnen, aber ich brauche dein erfahrenes Auge, um ihre Verfassung und ihre Ehrenhaftigkeit einzuschätzen.«
    »Selbstverständlich, Herr. Noch heute Abend schicke ich einen Boten los, der die Karten auf Kosten des Gutsvermögens abholt. Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nur meinen Dank. Ich weiß, wie umsichtig du dieses Anwesen führst. Während meine Senatskollegen sich Sorgen machen müssen, weil ihr Wohlstand langsam dahinschwindet, kann ich ganz beruhigt sein und über ihre missliche Lage nur lächeln.« Julius stand auf, und die beiden schüttelten sich die Hände mit jenem Griff um das Handgelenk des anderen, den alle Legionäre lernten.
    Voller Freude spürte Tubruk die Kraft, die noch immer in dieser Hand lag. Der alte Stier hatte noch ein paar gute Jahre vor sich.
    Gaius entfernte sich eilig von der Tür und rannte in die Stallungen zu Marcus. Auf halbem Wege blieb er stehen und lehnte sich gegen eine kühle, weiße Wand. Und wenn Marcus immer noch wütend war? Nein, bestimmt würde ihn die Aussicht auf einen Zirkusbesuch – noch dazu mit Löwen ohne Ketten! – aus seinem Kummer reißen. Mit frischem Elan und die Sonne im Rücken rannte er den Abhang zu den aus dunklem Holz und Kalkputz erbauten Wirtschaftsgebäuden hinunter, in denen die Zugpferde und Ochsen des Gutes untergebracht waren. Von irgendwoher hörte er seine Mutter seinen Namen rufen, doch das kümmerte ihn ebenso wenig wie ein schriller Vogelschrei. Es war ein Laut, der über ihn hinwegschwemmte, ihn jedoch nicht berührte.
    Die beiden Jungen fanden den Kadaver des Raben nahe der Stelle, wo sie ihn zuerst gesehen hatten, am Waldrand des Anwesens. Steif und dunkel lag er im feuchten Laub. Marcus sah ihn zuerst. Der Fund ließ ihn seinen Zorn und seine Niedergeschlagenheit schlagartig vergessen.
    »Zeus«, flüsterte er. »Tubruk hat ja gesagt, dass er krank ist.« Er ging neben dem Weg in die Hocke und streckte die Hand aus, um die immer noch glänzenden Federn zu streicheln. Gaius kniete sich neben ihn. Die Kühle des Waldes schien sie beide zu gleicher Zeit zu durchdringen, und Gaius fröstelte leicht.
    »Erinnerst du dich? Raben sind ein schlechtes Omen«, murmelte er.
    »Zeus nicht. Er hat nur nach einem Platz zum Sterben gesucht.«
    Aus einer plötzlichen Eingebung heraus hob Marcus den toten Vogel auf und hielt ihn so, wie er ihn damals beim Fang gehalten hatte. Der Unterschied stimmte die beiden Jungen traurig. Aller Kampfgeist war verschwunden, und der Kopf hing schlaff herunter, als würde er nur noch von der Haut gehalten. Der Schnabel stand offen und die Augen waren nur noch ausgetrocknete, leere Vertiefungen. Marcus strich mit dem Daumen über die Federn.
    »Wir sollten ihn verbrennen. Ihm ein ehrenhaftes Begräbnis geben«, schlug Gaius vor. »Soll ich in die Küche zurückrennen und eine Öllampe holen? Dann können wir ihm einen Scheiterhaufen bauen und etwas Öl darüber gießen. Das wäre doch ein guter Abschied für ihn.«
    Marcus nickte zustimmend und legte Zeus vorsichtig auf den Boden.
    »Er war ein Kämpfer. Er hat mehr verdient, als einfach so zu verfaulen. Hier gibt es jede Menge trockenes Holz. Ich bleibe hier und baue den Scheiterhaufen.«
    »Ich beeile mich«, rief Gaius bereits im Wegrennen. »Denk dir ein paar Gebete oder so was aus.«
    Er rannte zurück zum Haus, und Marcus blieb mit dem Vogel allein. Eine seltsame Feierlichkeit überkam ihn, als führe er einen religiösen Ritus aus. Langsam und sorgfältig sammelte er dürre Äste und

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