Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
geworden, besser als Renius oder jeder andere.
Auch Sung wusste dies, der Schweiß brannte ihm in den Augen, und der Römer stand immer noch vor ihm. In Sungs Gesicht spiegelten sich Wut und Verzweiflung. Er stöhnte nun bei jedem Hieb laut, und ohne eine bewusste Entscheidung getroffen zu haben, schlug er nun nicht länger zu, um den Gegner eine Wunde beizubringen, sondern um ihn zu töten.
Julius konnte es nicht länger mit ansehen. Er beugte sich über das Geländer und schrie seinem Freund quer durch die Arena zu: »Gewinne, Brutus! Gewinne für uns!«
Sein Volk brüllte begeistert auf, als es ihn hörte. Brutus hebelte Sungs Schwert mit dem seinen zur Seite und klemmte es lange genug fest, um dem Gegner den Ellbogen in den Mund zu rammen. Für alle sichtbar lief das Blut über Sungs blasse Haut, und er wankte benommen einen Schritt zurück. Julius sah, wie Brutus die Hand hob und etwas zu dem anderen sagte, und dann schüttelte Sung den Kopf und griff erneut an.
Da erwachte Brutus zum Leben, und es war, als beobachtete man eine Katze beim Sprung. Er ließ die lange Klinge an seinen Rippen entlanggleiten, um die Deckung zu durchbrechen, und rammte Sung dann den Gladius mit all seiner angestauten Wut in den Halsansatz. Die Klinge verschwand unter der silbernen Rüstung, und Brutus schritt über den Sand davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Sung sah ihm mit verzerrtem Gesicht nach. Seine linke Hand zog an der Klinge, er versuchte zu schreien, aber seine Lunge war zerfetzt, und in der Todesstille war nur ein heiseres Krächzen zu hören.
Das Publikum brach in lauten Jubel aus, und Julius schämte sich für sie. Er stand auf und brüllte nach Ruhe, was diejenigen, die ihn hören konnten, zum Schweigen brachte. Der Rest folgte langsam, und in der angespannten Stille wartete das Volk Roms darauf, dass Sung fiel.
Sung spuckte wütend in den Sand, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Selbst aus einiger Entfernung konnte man jeden schweren Atemzug hören. Langsam und mit größter Vorsicht schnallte er seinen Panzer ab und ließ ihn zu Boden fallen. Der Stoff darunter war durchweicht und sah im Licht der Fackeln schwarz aus. Sung betrachtete ihn erstaunt, ehe er die dunklen Augen blinzelnd auf die Reihen der Römer richtete, die ihn anstarrten.
»Komm schon, du Schweinehund«, flüsterte Renius vor sich hin. »Zeig ihnen, wie man stirbt.«
Mit der Präzision des Todeskampfes schob Sung das lange Schwert in die Scheide zurück, dann gaben seine Beine nach, und er fiel auf die Knie. Trotzdem sah er sie weiterhin alle an, und seine schweren Atemzüge waren wie Schreie, die immer kürzer wurden. Dann fiel er, und die Menge, die wie Statuen richtender Götter dasaß, atmete erleichtert aus.
Pompeius wischte sich die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Du musst deinem Mann gratulieren, Cäsar. Ich habe noch nie einen besseren Kämpfer gesehen«, sagte er.
Julius sah ihn kalt an. Pompeius nickte beiläufig und rief nach seinen Wachen, damit sie ihn zur Stadtmauer eskortierten.
18
Bibulus sah Suetonius stumm und finster dabei zu, wie er in dem langen Zimmer, in dem Bibulus seine Besucher empfing, auf und ab ging. Wie jeder andere Raum im Haus war er nach seinem Geschmack eingerichtet. Sogar jetzt empfand er Freude an den einfachen Farben der Liegen und den mit Gold gekrönten Säulen. Irgendwie hatte die nüchterne Schlichtheit stets eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er brauchte einen beliebigen Raum der Villa nur zu betreten, um sofort zu wissen, ob etwas nicht an seinem Platz stand. Der schwarze Marmorboden war auf Hochglanz poliert, und jeden Schritt, den Suetonius machte, begleitete ein farbiger Schatten unter seinen Füßen, als wandele er über Wasser. Sie waren allein, sogar die Sklaven waren weggeschickt worden. Das Feuer war schon lange erloschen, die Luft war kalt, so dass man seinen Atem sehen konnte. Bibulus hätte gerne nach mit einem heißen Eisen erhitzten Wein oder etwas zu essen gerufen, wagte es aber nicht, seinen Freund zu unterbrechen.
Er fing an zu zählen, wie oft Suetonius beim Gehen kehrt machte. Man sah ihm die Anspannung an den starren Schultern und den auf dem Rücken verkrampften Händen an. Bibulus ärgerte sich über diese nächtliche Heimsuchung seines Hauses, aber Suetonius besaß Macht über ihn, also musste er ihm zuhören, auch wenn er ihn immer mehr verabscheute.
Suetonius’ schneidende Stimme zerriss ohne Warnung die Stille, als könne er seinen Zorn nicht länger
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