Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
gesehen habe, als ich in dein Haus kam? Ich weiß, warum dein Vater dich verachtet hat, Bibulus, warum er dich weggeschickt hat in dein prunkvolles Haus und warum er aus dem Senat ausgeschieden ist. Vielleicht hat ihm sein Herz deswegen den Dienst versagt, wer weiß? Was glaubst du? Wie lange würdest du wohl überleben, wenn deine Vorlieben in der Öffentlichkeit bekannt würden?«
Bibulus sah mit einem Male krank aus. Sein Gesicht zuckte.
»Das mit dem Mädchen, das war ein Unfall. Sie ist krank geworden …«
»Kannst du überhaupt das Tageslicht ertragen, Bibulus?«, fragte Suetonius und rückte noch ein Stück näher. »Ich habe die Ergebnisse deiner … Leidenschaft mit eigenen Augen gesehen. Ich könnte selbst einen Prozess gegen dich anstrengen, und die Strafen dafür sind wirklich hart, aber nicht härter, als du es verdienst. Wie viele kleine Mädchen und Jungen sind in den letzten paar Jahren durch deine Hände gegangen, Bibulus? Und wie viele Väter gibt es wohl im Senat, was meinst du?«
Bibulus’ feuchter Mund zitterte. »Du hast kein Recht, mich zu bedrohen! Meine Sklaven sind mein Eigentum. Niemand würde dir Gehör schenken.«
Suetonius entblößte die Zähne, der Triumph entstellte sein Gesicht. »Pompeius hat eine Tochter verloren, Bibulus. Er würde mir ganz bestimmt zuhören! Er würde dafür sorgen, dass du für deine Ausschweifungen teuer bezahlst, meinst du nicht? Ich glaube nicht, dass er mich abweisen würde, wenn ich zu ihm ginge.«
Bibulus sank in sich zusammen und begann zu weinen.
»Bitte …«, flüsterte er verzweifelt.
Suetonius schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Wir werden nie wieder darüber sprechen, Bibulus. Freunde lassen einander doch nicht im Stich«, sagte er und rieb versöhnlich die schweißnasse Haut.
»Einhundert Tage, Servilia«, sagte Julius nachdenklich, als er sie auf den Stufen des Senatsgebäudes in die Arme nahm. »Ich habe ein paar Leute, die sich anstehende Rechtsfälle ansehen und sie begutachten. Danach suche ich mir die besten aus, um mir einen Namen zu machen, und die Stämme werden kommen, um mir zuzuhören. Bei den Göttern, es gibt so viel zu tun! Du musst für mich mit all jenen Kontakt aufnehmen, die Schulden bei meiner Familie haben. Ich brauche Läufer, Organisationstalente und Leute, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in den Straßen für meine Sache werben. Und Brutus muss mit der Zehnten die Banden in Schach halten, denn dank Crassus bin ich ja jetzt dafür verantwortlich. Der alte Mann ist wirklich ein Genie, daran gibt es keinen Zweifel. Mit einem Schlag habe ich die nötige Macht, um zu beweisen, dass ich die Straßen wirklich sicher machen kann. Es ist alles so schnell gegangen, dass ich beinahe nicht …«
Servilia legte ihm die Finger auf die Lippen, um den Schwall seiner Worte einzudämmen. Sie lachte, als er trotzdem einfach weiterredete, Gedanken und Ideen, gerade so, wie sie ihm in den Kopf kamen. Selbst als sie ihn auf den Mund küsste, redete er noch einen Augenblick weiter, bis sie ihm schließlich mit der freien Hand einen Klaps auf die Wange gab.
Er löste sich lachend von ihr.
»Ich muss in den Senat, ich darf sie nicht warten lassen. Fang mit der Arbeit an, Servilia. Wir treffen uns am Mittag wieder hier.«
Sie sah ihm nach, als er die Treppen hinaufrannte und im Halbdunkel des Senatsgebäudes verschwand. Dann ging sie leichtfüßig die Stufen hinunter, wo sie ihre Wachen erwarteten.
Als Julius die Tür zur Vorhalle erreichte, traf er auf Crassus, der dort auf ihn wartete. Der ältere Mann sah seltsam unruhig aus, Schweißperlen rannen ihm über das Gesicht.
»Ich muss mit dir reden, bevor du hineingehst, Julius«, sagte er. »Ich muss jetzt mit dir reden, nicht erst da drin, wo uns jeder zuhören kann.«
»Was gibt es denn?«, fragte Julius überrascht, und eine böse Vorahnung erfasste ihn, als er die Nervosität des Konsuls bemerkte.
»Ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen, mein Freund«, erwiderte Crassus.
Die beiden Männer hörten das Gemurmel der Senatoren hinter sich, als sie sich auf den breiten Stufen der Treppe zum Forum niedersetzten.
Julius schüttelte ungläubig den Kopf.
»Ich hätte niemals geglaubt, dass du dazu fähig bist, Crassus.«
»Ich bin ja auch nicht dazu fähig«, schnappte Crassus beleidigt. »Deshalb sage ich es dir jetzt, bevor die Verschwörer sich gegen Pompeius erheben.«
»Du hättest sie davon abhalten müssen, als sie zu dir gekommen sind. Du
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