Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
folgte ihm die Stufen hinunter. Julius wartete geduldig, während unten irgendwo sein Name genannt wurde und Pompeius’ grollende Stimme antwortete. Die Männer, die ihn beobachteten, erstarrten, woraufhin er sich so entspannt wie möglich an die Wand lehnte, sich das Wasser von der Rüstung wischte und es aus seinem Haar drückte. Damit gelang es ihm, sich unter ihren stummen Blicken zu lockern, und als Pompeius mit dem Soldaten die Treppe heraufkam, konnte er ihn mit einem Lächeln begrüßen.
»Das ist Cäsar«, sagte Pompeius mit hartem Blick und ohne das Lächeln zu erwidern. Nach der Bestätigung durch ihren Feldherrn nahmen die Männer im Raum die Hände von den Schwertgriffen, gingen auseinander und gaben den Weg zur Treppe frei.
»Ist die Stadt noch in Gefahr?«, fragte Pompeius.
»Es ist vorbei«, antwortete Julius. »Catilina hat die Schlacht nicht überlebt.«
Pompeius fluchte leise. »Das ist bedauerlich. Komm mit mir hinunter, Cäsar. Du solltest auch daran teilhaben«, sagte er.
Während er sprach, wischte er sich den Schweiß vom Haaransatz, und Julius sah eine Blutschliere auf seinem Handrücken. Er folgte Pompeius die Treppe hinunter, während sein Herz in banger Vorahnung wild hämmerte.
Auch Crassus hielt sich in den Zellen auf. Alles Blut schien aus seinem Gesicht gewichen zu sein, so dass er im Schein der Lampen wie eine Wachsfigur aussah. Als Julius den niedrigen Raum betrat, blickte er auf. In seinen Augen lag ein böses Glitzern. Ein Übelkeit erregender Geruch hing in der Luft, und Julius versuchte die Gestalten, die in der Mitte des Raumes an Stühle gefesselt waren, nicht anzusehen. Es waren vier Männer, und der Geruch von frischem Blut war ihm wohl bekannt.
»Was ist mit Catilina? Hast du ihn mitgebracht?«, fragte Crassus und legte Julius die Hand auf den Arm.
»Er wurde beim ersten Angriff getötet, Konsul«, erwiderte Julius und beobachtete die Augen des anderen dabei. Genau wie erwartet, sah er die Angst aus ihnen weichen. Catilinas Geheimnisse waren zusammen mit ihm gestorben.
Pompeius knurrte und deutete auf die Folterknechte, die neben den geschundenen Körpern der Verschwörer standen.
»Wie schade. Diese Kreaturen haben ihn als ihren Anführer genannt, aber sie kennen keine der Einzelheiten, die ich so gerne wissen wollte. Sie hätten sie uns inzwischen bestimmt verraten.«
Julius sah die Männer an und unterdrückte ein Schaudern angesichts dessen, was man ihnen angetan hatte. Pompeius war sehr gründlich vorgegangen, und auch er bezweifelte, dass die Männer irgendetwas verheimlicht hätten. Drei von ihnen lagen wie tot regungslos da, nur der Letzte riss den Kopf mit einer plötzlichen Bewegung hoch. Ein Auge war ihm ausgestochen worden, Flüssigkeit rann ihm in einem glänzenden Bach die Wange herunter, aber das andere spähte ziellos umher und leuchtete auf, als es Julius erkannte.
»Du! Ich klage dich an!«, spuckte er aus und kicherte leise, wobei ihm Blut über das Kinn lief.
Julius musste gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen, die ihn befiel, als er die weißen Splitter auf dem Steinfußboden liegen sah. An einigen hingen noch die Wurzeln.
»Er hat den Verstand verloren«, sagte er leise, und zu seiner Erleichterung nickte Pompeius.
»Ja, obwohl er am längsten durchgehalten hat. Sie werden noch lange genug leben, um hingerichtet zu werden, und damit ist der Fall erledigt. Ich bin euch beiden zu Dank verpflichtet, weil ihr den Senat rechtzeitig gewarnt habt. Das war eine edle Tat und eures Ranges würdig.« Pompeius sah den Mann an, der sich in zwei Monaten als Konsul zur Wahl stellen würde.
»Sobald die Ausgangssperre aufgehoben ist, werden die Menschen jubeln, weil man sie vor einem blutigen Aufstand bewahrt hat. Sie werden dich wählen, meinst du nicht? Wie könnte es anders sein?«
Seine Augen straften seinen leichten Tonfall Lügen, und Julius sah ihn nicht an, als er den Blick des anderen spürte. Er schämte sich für die ganze Angelegenheit.
»Gut möglich«, sagte Crassus leise. »Wir drei müssen uns gemeinsam für Rom einsetzen. Ein Triumvirat bringt gewiss seine eigenen Probleme mit sich. Vielleicht sollten wir …«
»Ein anderes Mal, Crassus«, fuhr ihn Pompeius an. »Nicht hier, mit dem Gestank dieses unsäglichen Ortes in der Lunge. Vor der Senatssitzung bei Sonnenaufgang möchte ich noch das Badehaus aufsuchen.«
»Der Tag ist bereits angebrochen«, sagte Julius.
Pompeius fluchte leise und wischte sich mit einem Lappen die
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