Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Füßen knisterten.
Kinder wurden von ihren Eltern hochgehalten, damit sie einen Blick auf die vier Männer werfen konnten, die jämmerlich auf der hölzernen Plattform warteten. In der Menge wurde leise gemurmelt, jeder spürte etwas von dem Ernst des Augenblicks.
Als die Mittagsstunde näher rückte, hatte der Senat seine Beratungen in der Curia unterbrochen und war geschlossen zum Campus hinausgezogen. Soldaten der Zehnten hatten Pompeius’ Männern dabei geholfen, Rom abzuriegeln, die Tore mit wächsernen Siegeln zu verschließen und die Fahne auf dem Janiculum zu hissen. Während der Abwesenheit des Senats und bis zu seiner Rückkehr galt für die Stadt der Belagerungszustand. Viele Senatoren blickten zu der Fahne hinüber, die in einiger Entfernung im Westen flatterte. So lange sie wehte, war die Stadt in Sicherheit; sollte sie zur Warnung vor einem heranrückenden Feind eingeholt werden, würde man sogar die Hinrichtung der Verräter unterbrechen.
Julius hatte den feuchten Stoff seines besten Umhangs fest um sich geschlungen. Selbst mit der Tunika und der schweren Toga darunter zitterte er beim Anblick der unglücklichen Männer, die sein Eingreifen an diesen Ort des Todes gebracht hatte.
Die Gefangenen waren dem schneidenden Wind schutzlos ausgeliefert. Nur zwei von ihnen konnten stehen, krümmten sich vor Schmerzen vornüber und pressten die zusammengeketteten Hände in stillem Jammer auf die Wunden der Nacht. In der unmittelbaren Nähe des Todes sogen sie gierig die kalte Luft ein, füllten ihre Lungen und ignorierten die beißende Kälte auf ihrer ungeschützten Haut.
Der Größere der beiden hatte langes, dunkles Haar, das ihm ins Gesicht wehte. Seine Augen waren geschwollen, aber Julius konnte ein Blitzen darin erkennen, das von dem zerschlagenen Fleisch fast verborgen wurde, das fiebrige Leuchten eines eingesperrten Tieres.
Der Mann, der im Gefängnis wirr auf Julius eingeredet hatte, schluchzte vor sich hin, den Kopf mit einem Tuch umwickelt. Ein runder Blutfleck auf dem Stoff markierte die Stelle, an der sich sein Auge befunden hatte. Die Erinnerung an die Szene im Verlies jagte Julius einen Schauer über den Rücken, und er wickelte den Umhang fester um sich, wobei das kalte Metall einer von Alexandrias Spangen seinen Hals berührte. Er sah hinüber zu Pompeius und Crassus, die auf den über den Morast gestreuten Binsen standen. Die beiden Konsuln unterhielten sich leise, und die Menge wartete mit erwartungsfroh leuchtenden Augen auf sie.
Endlich trennten sich die beiden Männer. Pompeius begegnete dem Blick eines Magistraten aus der Stadt; die inzwischen aufgeregt plaudernde Menge geriet in Bewegung, als der Mann die Plattform bestieg und sich an sie wandte.
»Diese vier Männer sind des Verrats an der Stadt für schuldig befunden worden. Auf Befehl der Konsuln Crassus und Pompeius und auf Befehl des Senats werden sie hingerichtet. Ihre Leichname werden zerteilt und den Vögeln vorgeworfen. Ihre Köpfe werden auf den vier Toren aufgespießt, als Warnung für alle, die Rom bedrohen. Das ist der Wille unserer Konsuln, die für Rom sprechen.«
Der Henker war Schlachter von Beruf, ein kräftig gebauter Mann mit kurz geschnittenem, grauen Haar. Er trug eine Toga aus grober, brauner Wolle, ein breiter Gürtel hielt den üppigen Leib in der Mitte zusammen. Die Silbermünzen, die er für seine Arbeit erhalten würde, zählten nichts im Vergleich zu der Befriedigung, die er daraus schöpfte.
Julius sah zu, wie er theatralisch sein Messer begutachtete und ein letztes Mal mit einem Stein darüber hinwegging. Es war eine grausame Klinge, ein schmales Hackmesser, so lang wie sein Unterarm, mit einem stabilen, hölzernen Griff. Der Messerrücken war fast fingerbreit. Ein Kind lachte nervös und wurde von seinen Eltern zum Schweigen gebracht. Der langhaarige Gefangene begann mit glasigen Augen laut zu beten. Vielleicht war es das, oder einfach nur seine Art, sich in Szene zu setzen, aber der Schlachter kam zuerst zu ihm und legte ihm das Messer an den Hals.
Der Mann zuckte zusammen, seine Stimme wurde schriller. Er atmete zischend und in kurzen Stößen. Seine Hände zitterten, und die blasse Haut wurde weiß wie Wachs. Fasziniert beobachtete die Menge, wie der Schlachter ihn an den Haaren packte und den Kopf langsam zur Seite bog, seinem Publikum den Hals deutlich zur Schau stellte.
Die Stimme des Mannes war jetzt nur noch ein tiefes Brummen. »Nein, nein … nein«, murmelte er, während die Menge
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