Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Händen berührt hatte, als er nach dem Angriff auf das Landgut, bei dem Cornelia getötet worden war, von zahllosen Schwertern durchbohrt dalag. Cabera weigerte sich, über seine Heilkünste zu reden, aber Julius fiel ein, dass er einmal gesagt hatte, es wäre eine Frage der Pfade. Wenn ein Pfad zu Ende war, gab es nichts, was er noch tun konnte, aber für manche, wie Renius, hatte er noch etwas Zeit gewinnen können.
Julius betrachtete den alten Gladiator aus den Augenwinkeln. Im Lauf der Jahre hatte das Alter den kurzen Energieschub der Jugend wieder verdrängt. Sein Gesicht wies nun wieder die tiefen, bitteren Furchen eines alten Mannes auf, und Julius wusste immer noch nicht, warum er damals vor dem Tod gerettet worden war. Cabera glaubte, dass die Götter sie alle mit eifersüchtiger Liebe beobachteten, und Julius beneidete ihn um seine Überzeugung. Wenn er betete, war es, als würde er in einen leeren Raum schreien, ohne Antwort, bis er verzweifelte.
Über ihnen sprang das Publikum von den Sitzen, um einen Hieb zu bejubeln, und das Licht auf dem staubigen Boden veränderte sich. Julius trat zwischen den letzten beiden Holzsäulen hindurch auf die offene Fläche dahinter hinaus, und die aufgestaute Hitze ließ seinen Atem stocken.
Er blickte hinaus auf den Sand und musste des gleißenden Lichts wegen die Augen zusammenkneifen, um die beiden Kämpfer auszumachen, die aufeinander losgingen, als wollten sie miteinander tanzen. Ihre Schwerter warfen das Licht in hellen Blitzen zurück, und die Menge blieb auf den Beinen und stampfte rhythmisch mit den Füßen. Julius blinzelte, als ihm von oben Staub auf die Haut rieselte. Er blickte hinauf zu den schweren Bolzen, die die Tribünen zusammenhielten, legte die Hand darauf und spürte, wie das Holz bebte. Er hoffte nur, dass die Konstruktion hielt.
Cabera wickelte gerade ein dünnes Tuch um Domitius’ Knie. Brutus und Octavian kauerten neben den beiden. Der Kampf in der Arena interessierte sie nicht mehr. Sie blickten auf, als Julius zu ihnen trat, und Domitius hob die Hand und lächelte schwach.
»Ich spüre genau, wie mich die anderen alle beobachten. Aasgeier, alle miteinander«, sagte er und atmete pfeifend ein, als Cabera das Tuch enger zog.
»Ist es schlimm?«, fragte Julius.
Domitius antwortete nicht, aber die Angst in seinen Augen ließ sie alle schaudern.
»Ich weiß es nicht«, knurrte Cabera auf ihr drängendes Schweigen. »Die Kniescheibe ist gebrochen, ich verstehe überhaupt nicht, wie sie ihn so lange halten konnte. Eigentlich hätte er überhaupt nicht mehr in der Lage sein sollen zu laufen, und vielleicht ist auch das Gelenk … wer weiß? Ich werde mein Bestes tun.«
»Er braucht es, Cabera«, sagte Julius leise.
Der alte Heiler schnaubte verächtlich. »Was spielt es denn für eine Rolle, ob er noch einmal da draußen kämpft. Es ist doch nicht …«
»Nein, nicht deswegen. Er ist einer von uns. Er hat einen Pfad, dem er folgen muss«, sagte Julius eindringlicher. Wenn es sein musste, würde er den alten Mann anflehen.
Cabera erstarrte und setzte sich auf die Fersen. »Du weißt nicht, was du da von mir verlangst, mein Freund. Die Gabe, die ich besitze, ist nicht dafür da, jeden Kratzer oder gebrochenen Knochen zu heilen.« Er blickte zu Julius auf und schien vor Müdigkeit in sich zusammenzusinken. »Soll ich sie wegen einer Laune verlieren? Der Trancezustand ist … eine Höllenqual, die ich dir nicht einmal annähernd beschreiben kann. Und jedes Mal weiß ich nicht, ob ich den Schmerz umsonst erleide, oder ob es Götter gibt, die meine Hände führen.«
Alle schwiegen, nur Julius sah ihm weiter in die Augen, um ihn mit reiner Willenskraft dazu zu bewegen, es trotzdem zu versuchen. Einer der letzten 32 Kämpfer räusperte sich, als er näher trat, und Julius drehte sich zu dem Mann um. Er erkannte ihn als einen derjenigen, die er sich wegen ihrer Geschicklichkeit gemerkt hatte. Sein Gesicht hatte die Farbe von altem Teakholz, und als Einziger trug er nicht die Rüstung, die man ihm gegeben hatte, sondern bevorzugte die Freiheit eines einfachen Gewandes.
»Mein Name ist Salomin«, sagte er und machte eine Pause, als müssten sie seinen Namen kennen. Als sie nicht reagierten, zuckte er die Achseln. »Du hast gut gekämpft«, sagte er zu Domitius. »Kannst du weitermachen?«
Domitius zwang sich zu einem Lächeln. »Ich muss mich ein wenig ausruhen, dann sehen wir weiter.«
»Du musst kalte Tücher gegen die Schwellung darauf
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