Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Galeeren setzten sich in Bewegung. Ihre großen Ruder trieben sie auf den Hafen zu.
Octavian blickte die anderen an. »Die Männer sollen in Stellung gehen. Falls das ein Angriff sein soll, müssen wir bereit sein. So lange, bis wir wissen, dass er in Sicherheit ist. Speere bereit. Domitius, lass die Extraordinarii als Reserve zu Fuß im Hintergrund. Zu Pferd nutzen sie uns hier nichts.«
Cäsars Generäle eilten davon, um ihre Befehle zu geben. Keiner kam auf den Gedanken, zu fragen, mit welchem Recht Octavian sie kommandierte. Octavian blieb allein am Kai zurück und sah zu, wie die Galeeren in den Hafen kamen.
Der kleine Hafen konnte nicht alle sechs Schiffe aufnehmen, die sich in der Bucht versammelt hatten. Zwei kamen gleichzeitig herein, und Octavian sah, wie die Ruder auf einer Seite hochgenommen wurden und die Ruderer der anderen Seite noch das letzte Stück bis zum Kai manövrieren mussten. Im Dämmerlicht konnte er kaum die Umrisse der großen Corvusbrücken erkennen, die krachend herabgelassen wurden. Matrosen mit Tauen trampelten darüber hinweg. Dann sah Octavian Julius auf der hölzernen Rampe auftauchen und seufzte erleichtert.
Julius hob einen Arm zu einem formellen Gruß. »Sind die Männer bereit, an Bord zu gehen, General?«, rief er ihm zu.
»Selbstverständlich, Herr«, rief Octavian lächelnd zurück. Belustigt stellte er fest, dass Julius ihn immer wieder überraschte.
»Dann bring sie an Bord. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Diese Galeeren hier haben seine Pferde erst vor zwei Tagen übergesetzt, also haben wir die Lücke zwischen uns beinahe geschlossen.« Er machte eine Pause und spürte in sich wieder den Nervenkitzel der Jagd. »Sag ihnen, hier sind reichlich Verpflegungsvorräte an Bord, dann machen sie ein wenig schneller.«
Octavian salutierte und ging zu den Männern hinüber. Julius hatte die Formationen und bereitgehaltenen Speere sicher bemerkt, konnte aber kein Wort darüber verlieren, solange die Galeerenmannschaften in Hörweite waren. Octavian konnte nicht anders, er grinste, als er den Befehl an die Zenturionen der Vierten weitergab. Obwohl noch viele beschwerliche Marschtage vor ihnen lagen, spürte er seine Zuversicht wachsen. Pompeius würde ihnen nicht entkommen.
Der allmählich heraufdämmernde Morgen brachte die Küste von Kleinasien in Sicht, mit scharf umrissenen graugrünen Bergen, die steil ins Meer abfielen. Gänse schrien am Himmel, und hoch über den Galeeren segelten Pelikane, die nach silbernen Fischschwärmen unter der Wasseroberfläche Ausschau hielten. Erste Frühlingsgerüche lagen in der Luft, und der Morgen wirkte ausgesprochen verheißungsvoll.
Dies war für sie alle Neuland, weiter östlich von Rom gelegen als Britannien westlich davon. Kleinasien lieferte das Zedernholz, aus dem die römischen Galeeren gebaut wurden. Seine Feigen, Aprikosen und Nüsse füllten die Laderäume der Handelsschiffe, die es zu den heimischen Märkten brachten. Es war ein goldenes und sehr altes Land. Irgendwo im Norden lagen die Ruinen von Troja. Julius erinnerte sich noch daran, wie er seine Tutoren damit gequält hatte, dass sie ihm Geschichten über diesen Ort erzählen sollten. Alexander war dort gewesen und hatte Opfer an Achilles’ Grab dargebracht, und Julius verlangte es danach, dort zu stehen, wo einst die griechischen Könige gestanden hatten.
Als die Rudersklaven das Schiff auf den winzigen Hafen zutrieben, ließen ihn die kalten Spritzer der aufgewirbelten Gischt erschauern.
»Wenn das alles vorbei ist und ich wieder nach Rom zurückkehre«, sagte er zu Domitius, »habe ich die äußersten Grenzen des römischen Reiches gesehen, sowohl im Westen als auch im Osten. Ich bin stolz darauf, so weit weg von zu Hause zu sein und immer noch die Sprache meiner Stadt zu hören. Ist es nicht wunderbar, hier unsere Soldaten, unsere Gesetze und Schiffe vorzufinden?«
Domitius lächelte über Julius’ Begeisterung, doch auch er verspürte sie in sich. Obwohl die Jagd durch Griechenland unendlich anstrengend gewesen war, hatte jetzt eine ganz andere Stimmung von den Legionen Besitz ergriffen. Vielleicht waren es die Nachwirkungen von Pharsalus, jetzt, da sie langsam begriffen, dass das Ende ihrer Jahre des Kampfes nahte. Der Anblick von Julius, der die feindlichen Galeeren kommandierte, hatte diese Hoffnung Wirklichkeit werden lassen. Sie befanden sich nicht mehr im Krieg. Ihre Aufgabe bestand vielmehr darin, die letzten Funken der Asche von Pompeius’
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