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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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lehnten sie ab. Der letzte Überlebende hatte sein Pferd verloren und reckte noch immer sein Schwert, bevor er schließlich niedergestreckt wurde.
    Die Legionäre jubelten nicht über ihren Sieg. Blutüberströmt standen sie da wie Hunde in der Sonne. Die Stille erstreckte sich über das gesamte Schlachtfeld, und nicht wenige in den Rängen murmelten Gebete für die Männer, die sie getötet hatten.
    Verwundert und voller Ehrfurcht schüttelte Julius den Kopf über das, was er soeben miterlebt hatte. Er bemerkte kaum, dass man die Suche nach Pompeius’ Leichnam aufgenommen hatte. Sein Widersacher wurde jedoch nirgends gefunden, und Julius starrte mit nachdenklichem Gesicht in Richtung Süden.
    »Diese Treue hatte er nicht verdient«, sagte er. »Sucht einen sauberen Ort, an dem wir ein Lager aufschlagen und uns ausruhen können. Wir ziehen erst morgen weiter, nachdem wir unsere römischen Toten geehrt haben. Macht keine Unterschiede zwischen ihnen. Sie stammen alle aus derselben Stadt.«
    Nur die zweitausend Überlebenden von Julius’ geliebter Zehnter setzten schließlich in drei Handelsschiffen nach Alexandria über. Seine Extraordinarii blieben mit der Vierten zurück und warteten auf weitere Transportmöglichkeiten. Julius wusste nicht, ob er Pompeius in Ägypten finden würde. Dieses Land war nie von Rom erobert worden, und alles, was er über die dortigen Sitten und Gebräuche wusste, war ihm als Kind beigebracht worden. Es war Alexanders Stadt, sie war nach ihm benannt. Obwohl Ägypten für Julius eine völlig andere Welt war, war Alexandria doch die Ruhestätte jenes griechischen Königs, der ihm zeit seines Lebens ein Vorbild gewesen war.
    Die Spuren, die dieser in der Welt zurückgelassen hatte, überdauerten schon Jahrhunderte, und selbst die ägyptischen Könige waren Nachfahren eines von Alexanders Generälen, Ptolemäus. Auch wenn Pompeius nicht über das Meer geflohen wäre, um ihm zu entkommen, hätte sich Julius vielleicht trotzdem auf den Weg dorthin gemacht, allein um all das zu sehen, was man ihm als Kind beschrieben hatte. Er erinnerte sich, einmal vor einer beschädigten Statue des griechischen Königs gestanden zu haben. Damals hatte er sich gefragt, ob er sein eigenes Leben wohl ebenso gut nutzen könnte, und nun würde er als Herrscher des größten Reiches der Welt ägyptischen Boden betreten. Er musste sein Haupt vor niemandem beugen, auch nicht vor irgendjemandes Andenken.
    Der Gedanke weckte Heimweh in ihm, als ihm bewusst wurde, dass jetzt in Rom gerade der Frühling auf dem Forum einzog. Die Redner würden zu den Menschenmengen sprechen und für ein paar Münzen bestimmte Punkte der Philosophie und der Gesetze erklären. In fast zwanzig Jahren hatte Julius nur ein paar Monate an seinem Geburtsort verbracht. Er war in den Diensten seiner Stadt alt geworden, hatte seine Jugend in fremden Ländern gelassen und mehr verloren, als Rom ihm je gegeben hatte.
    Was hatte er gewonnen, wenn er sein Leben mit dem der Männer verglich, die er Freunde nannte? Ein seltsamer Gedanke, dass er mit seinen Jahren so verschwenderisch umgegangen war. Er hatte sich das Recht verdient, Erster seiner Stadt genannt zu werden, doch das bereitete ihm keine Freude. Vielleicht hatte ihn der Weg dahin verändert, aber er hatte mehr erwartet.
    Der Hauptzugang zum Hafen von Alexandria war eine tiefe Passage zwischen zwei felsigen Landzungen, eine Enge, die die Erfahrenen unter seinen Männern besorgt die Stirn runzeln ließ. Die Lücke, durch die sie hindurchsegelten, war schmal genug, um leicht blockiert zu werden, und Julius wurde das Gefühl nicht los, dass der Hafen eine natürliche Falle war.
    Als die Schiffe auf die Docks zusegelten, schien die Hitze noch zuzunehmen, und Julius wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Soldaten an Deck zeigten staunend auf den riesigen viereckigen Turm aus weißem Marmor am Hafeneingang. Er war höher als das höchste Gebäude Roms, und Julius wurde von Erinnerungen an jene Tage heimgesucht, in denen er nichts Schlimmeres zu fürchten hatte als eine Tracht Prügel von seinen Tutoren. Der Leuchtturm von Pharos war ihm damals unglaublich fern vorgekommen. Er hatte nie geglaubt, einmal so nah daran vorbeizugleiten, und wie die anderen reckte auch er staunend den Hals. Irgendwo in der Stadt lag die größte Bibliothek der Welt, die sämtliche Werke über Philosophie und Mathematik enthielt, die je geschrieben worden waren. Es mutete ihn beinahe unanständig an, seine

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