Imperator 04 - Die Götter des Krieges
einzig rechtmäßig gewählte Autorität, der zu dienen du geschworen hast. Sämtliche von Pompeius gegebenen Befehle sind hiermit nichtig, und von diesem Augenblick an stehst du unter meinem Kommando.«
Der Kapitän öffnete den Mund, doch Julius fuhr unbeirrt fort, um seinen momentanen Vorteil nicht zu verspielen. Er redete, als gäbe es nicht die leiseste Chance, dass man ihm nicht gehorchte.
»Du machst sofort Meldung an die anderen Galeeren, dass sich alle Kapitäne hier versammeln sollen, um neue Befehle entgegenzunehmen. Ich habe im Hafen sechstausend Männer und Pferde, die darauf warten, an Bord zu gehen. Ihr bringt mich nach Kleinasien, Kapitän.«
Dann drehte sich Julius zur Seite, um Octavian über die Reling zu helfen. Als er sich wieder dem Kapitän zuwandte, gab er sich leicht verärgert.
»Hast du meine Befehle nicht verstanden, Kapitän? Als Konsul repräsentiere ich den Senat, und die Befehle, die ich gebe, haben Vorrang über alle anderen, die dir zuvor erteilt worden sind. Befolge sie, oder ich lasse dich von deinem Posten entfernen.«
Der Kapitän rang um eine Antwort, aber die Situation war einfach unmöglich. Man verlangte von ihm, zwischen zwei Heerführern zu wählen. Der innere Konflikt ließ seine Wangen nach und nach rot werden.
»Bestätige den Befehl!«, brüllte Julius und trat drohend näher.
Der Kapitän blinzelte verzweifelt. »Ja, Herr. Ich erkenne die Befehle an. Ihr habt die Befehlsgewalt. Ich lasse Nachrichten an die anderen Galeeren übermitteln.«
Er schwitzte. Julius nickte, und die Mannschaft rannte los, um die Flaggen zu hissen, die die anderen Kapitäne herbeirufen würden.
Julius spürte, wie Octavian ihn anstarrte, und wagte nicht, ein Lächeln zu riskieren.
»Kehr zum Hafen zurück, General. Die Männer sollen sich bereithalten«, sagte er zu ihm. »Es geht weiter.«
Brutus stand am steinernen Kai und kratzte an einem Schorf unter seiner Armschlinge, während er die Galeeren beobachtete. Sein Arm und seine Rippen heilten allmählich, obwohl er zuerst gedacht hatte, der Transport in dem ruckelnden Karren würde ihn um den Verstand bringen. Es war zwar ein glatter Bruch, aber er hatte genug Verwundungen gesehen, um zu wissen, dass es genauso lange dauerte, die Muskeln wieder aufzubauen, wie der Knochen selbst zum Heilen brauchte. Er trug noch immer das Schwert, das er in Pharsalus getragen hatte, doch er konnte es nur mit der linken Hand ziehen und fühlte sich unbeholfen wie ein Kind. Er hasste es, schwach zu sein. Die Soldaten der Zehnten und der Vierten waren mit ihren Schmähungen und Beleidigungen immer dreister geworden, vielleicht weil er zu viel Stolz besaß, um sich darüber zu beschweren. Das hätten sie ganz sicher nicht gewagt, wenn er gesund gewesen wäre. Obwohl es in ihm brannte, konnte Brutus nichts anderes tun, als abzuwarten und seinen unbändigen Zorn zu verbergen.
Neben ihm standen Domitius, Octavian, Regulus und Ciro, die mit offensichtlicher Nervosität auf die dunkler werdende See hinausstarrten. Octavian hatte die Nachricht an Land gebracht, und dann hatten alle gesehen, wie die Galeerenkapitäne zu der ersten Galeere hinübergerudert wurden, um dort mit Pompeius’ Feind zusammenzutreffen. Seitdem der Letzte von ihnen an Bord gegangen war, hatten sie nichts mehr gehört, und die Anspannung wuchs von Stunde zu Stunde.
»Was ist, wenn sie ihn gefangen genommen haben?«, fragte Domitius plötzlich. »Wir würden es nie erfahren.«
»Was könnten wir schon dagegen unternehmen?«, erwiderte Octavian. »Sollen wir etwa mit diesen behäbigen Handelsschiffen in See stechen und sie zum Kampf herausfordern? Sie würden uns versenken, bevor wir nahe genug heran wären, das weißt du ebenso gut wie ich.« Während er sprach, löste sich sein Blick keine Sekunde von den schlanken Silhouetten der Galeeren, die in der Dünung vor der Hafeneinfahrt schaukelten. »Er hat sich für das Risiko entschieden.«
Ciro warf einen Blick auf die untergehende Sonne und runzelte nachdenklich die Stirn. »Wenn er bei Einbruch der Dunkelheit nicht zurück ist, könnten wir uns unbemerkt an sie heranmachen. Wenn wir uns alle in ein Schiff zwängen, sind wir genug, um eine der Galeeren zu erstürmen. Und wenn man erst mal eine hat, kann man die nächste erobern.«
Überrascht sah Brutus ihn an. Die Jahre hatten die Männer, die er zu kennen geglaubt hatte, fast unmerklich verändert. Ciro hatte sich offensichtlich ans Kommandieren gewöhnt, und sein Selbstvertrauen
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