Imperator 04 - Die Götter des Krieges
mehr als nur einer Nacht Ausschau halten sollte. Über den Vorschlag, für einen Erben zu sorgen, hatte er früher nur gelacht. Doch damals war er jünger gewesen, und viele der Männer, die er Freunde genannt hatte, waren noch am Leben gewesen. Dieser Gedanke ließ ihn die jungen Frauen in der Menge mit anderen Augen betrachten. Nun achtete er plötzlich auf mehr als nur die Länge der Beine oder die Größe der Brüste. Vor die Wahl gestellt, würde er natürlich eine Schönheit vorziehen, doch vielleicht war es auch an der Zeit, die Verbindungen und Allianzen einer klug gewählten Verbindung zu bedenken. Die Ehe war eines der mächtigsten politischen Instrumente in Rom, und die richtige Wahl würde ihm ebenso zum Vorteil gereichen, wie die falsche ihm schaden würde.
Mit einer kurzen Handbewegung winkte er Domitius heran, der gerade in ein anderes Gespräch vertieft war. Auch Senator Cassius sah den Wink und kam als Erster herbeigeeilt, denn er wollte selbst Julius’ kleinste Launen zufrieden gestellt wissen. Der Besuch des Generals in seinem Haus ehrte ihn sehr, und Julius fand die steten Aufmerksamkeiten schmeichelhaft, genau wie es in Cassius’ Absicht gelegen hatte. Cassius hatte immer noch die Statur eines jungen Mannes und machte zwischen seinen Gästen eine gute Figur. Julius hatte ihn mit verdeckten Komplimenten ermutigt und war sich jetzt sicher, dass der Senator einer derjenigen war, die in die neue Regierung zurückkehren würden. Wenn die anderen zurückgebliebenen Senatoren genauso aufgeschlossen waren wie er, würden die Wahlen glatt und zügig vonstatten gehen, dachte Julius bei sich. Es würde ein Kinderspiel sein, den Senat mit seinen Anhängern zu füllen.
Eigentlich hatte er mit Domitius über die hier anwesenden Frauen reden wollen, doch nachdem Cassius nun einmal schneller war, wandte er sich mit wohl gewählten Worten seinem Gastgeber zu. »Ich bin leider viel zu lange weg gewesen, um zu wissen, welche der hier anwesenden Damen noch unverheiratet ist, Cassius.« Als er sah, wie aufmerksam der Senator bei diesen Worten wurde, trank Julius einen Schluck von seinem Wein, um sein Lächeln zu verbergen.
»Ziehst du denn eine neue Verbindung in Betracht, General?«, fragte Cassius und betrachtete ihn eingehend.
Julius zögerte einen Augenblick. Vielleicht war es ja nur die Ausgelassenheit, die er seit seiner Heimkehr verspürte, oder sein körperliches Verlangen an diesem Abend, doch mit einem Mal war er sich sicher. »Ein Mann kann nicht allein leben, und die Gesellschaft von Soldaten erfüllt nicht unbedingt sämtliche Bedürfnisse«, antwortete er grinsend.
Cassius lächelte. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dir entsprechende Kandidatinnen vorzustellen. Hier ist zwar nur eine kleine Auswahl versammelt, aber die meisten sind noch nicht versprochen.«
»Natürlich aus guter Familie und fruchtbar«, sagte Julius unverblümt.
Cassius blinzelte angesichts von so viel Direktheit irritiert, nickte dann jedoch eifrig. Das Verlangen, diese Neuigkeit sofort zu verbreiten, schien ihn beinahe zu zerreißen. Julius sah, wie er sich wand, um einen möglichst diplomatischen Abgang zu finden.
Die Lösung präsentierte sich in Gestalt eines Botensklaven, der den Hauptraum betrat und durch die Feiernden hindurch direkt auf Julius zusteuerte. Der Mann war einfach gekleidet und trug den eisernen Ring, der seine Stellung anzeigte, aber für Julius sah er mehr wie ein Leibwächter aus als wie ein einfacher Bote. Er hatte genug Soldaten um sich gehabt, um diesen Typ sofort zu erkennen. Auch der stets wachsame Domitius wurde unwillkürlich unruhig, als der Mann sich näherte.
Als spüre er die seltsame Stimmung, die sein Eintreten verursacht hatte, hob der Sklave die Hände, um zu zeigen, dass er keine Waffen trug. »General, meine Herrin schickt mich. Sie wartet draußen auf dich.«
»Hat sie keinen Namen? Wer ist deine Herrin?«, fragte Julius vorsichtig.
Die Auslassung des Namens war interessant genug, um selbst Cassius zurückzuhalten, der sich gerade wieder zu seinen anderen Gästen gesellen wollte. Der Sklave errötete leicht. »Sie sagt, Ihr würdet Euch sicher an die Perle erinnern, selbst wenn Ihr meine Herrin selbst vergessen haben solltet. Es tut mir Leid, Herr, aber das sind die Worte, die sie mir zu sagen auftrug, falls Ihr fragen solltet.«
Julius nickte dankend und war froh, dass Cassius immer noch vor einem Rätsel stand. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich nicht die Zeit
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