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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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zur Frau gegeben hatte, hatte sie ihn mit der ganzen Leidenschaft eines jungen Mädchens dafür gehasst. Doch die Gewohnheit, ihn zu verehren, war einfach zu stark, und so hatte der Hass nicht lange angehalten. Brutus hatte sie zum ersten Mal in eine der Verschwörungen ihres Vaters mit einbezogen, und es bereitete ihr ungeheure Freude, für diesen Mann wertvoll zu sein. Es war zu viel, um es in Worte zu fassen, und stattdessen beschloss sie, den einzigen Beweis ihrer Treue zu geben, den sie hatte.
    »Würde dein Blut nicht durch meine Adern fließen, hätte ich Brutus verraten«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Für Julius blieb die Zeit stehen, seine Gedanken rasten. Er versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Was hat er dir gesagt?«, fragte er.
    Sie errötete ein wenig, und er konnte sich des Verdachts nicht erwehren, der ihm durch den Kopf schoss.
    »Dass sein Verrat ein Teil deines Planes sei.« Sie sah, wie er einen Moment lang die Augen schloss, und verstand seine Reaktion falsch. »Ich habe es niemandem gesagt. Ich habe ihm sogar geholfen, noch zwei weitere Kohorten meines Mannes unter sein Kommando zu bekommen.«
    Sie hob mit einem so verletzlichen Stolz das Kinn, dass es ihm in der Seele wehtat. Als hätte sie nur auf den richtigen Augenblick gewartet, spürte er mit einem Mal die volle Erschöpfung des langen Marsches. Er sah seine Tochter an, schwankte leicht und musste sich an der Wand abstützen.
    »Gut … gut«, sagte er geistesabwesend. »Ich hätte nicht geglaubt, dass er es dir sagen würde.«
    »Er hat mir vertraut«, sagte Julia. »Und ich vertraue darauf, dass du meinen Mann am Leben lässt, wenn er dir am Ende in die Hände fällt. Das ist die Wahl, die ich getroffen habe, Vater. Wenn du gewinnst, sollt ihr beide überleben.« Flehend sah sie ihn an, und er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass es keine geheime Übereinkunft mit Brutus gab. Es hätte sie vernichtet. »Die Begnadigung von Corfinium war hier monatelang Stadtgespräch«, fuhr sie fort. »Kannst du für ihn weniger tun?«
    Mit unendlicher Zärtlichkeit nahm Julius ihre Hand. »Nun gut. Wenn es in meiner Macht steht, wird er am Leben bleiben.«
    Im Jupitertempel von Dyrrhachium war es beinahe ebenso kalt wie draußen in den Straßen. Als Julius eintrat, war sein Atem als weiße Dunstwolke sichtbar. Um ihn herum bezogen seine Männer mit geräuschvoller Tüchtigkeit entlang der Wände Position. Während er den langen Mittelgang hinab auf die weiße Statue des Gottes zuging, verstummte der Lärm, und man vernahm lediglich das Klicken und den Widerhall seiner Sandalen. Am Ende des Gangs sah er die Frauen und Familien der Senatoren stehen und noch immer ins Licht blinzeln. Nachdem sie von bewaffneten Wachen in aller Eile zusammengetrieben worden waren, wirkten sie wie Flüchtlinge. Die Bänke waren voll besetzt, einige saßen auf dem kalten Marmorboden. Sie erbebten von neuem vor Angst, als sie den General erblickten, den zu vernichten ihre Männer nach Griechenland gekommen waren.
    Julius ignorierte ihre ängstlich fragenden Blicke, blieb vor der Jupiterstatue stehen, beugte kurz das Knie und neigte den Kopf. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, und er versuchte, die Sorge und Angst beiseite zu schieben, die die Worte seiner Tochter ausgelöst hatten. Brutus war ein erfahrener Verführer, und es war leicht zu erkennen, wie empfänglich sie dafür gewesen wäre. Doch sie so für seine Pläne auszunutzen war unglaublich gefühllos. Es war kein Trost, zu wissen, dass er selbst sie ohne Bedenken Pompeius zur Frau gegeben hatte. Das war sein Recht als ihr Vater. Der General, der hier im Schein der Lampe kniete, fügte diese Information dem hinzu, was er über Pompeius’ Streitkräfte wusste. Brutus war schon immer ein wenig in das Risiko verliebt gewesen. Vielleicht ließ sich das ja ausnutzen. Der Vater und Mensch jedoch war so aufgebracht, dass er kaum klar denken konnte.
    »Werdet Ihr jetzt die Türen schließen und uns alle umbringen lassen?«, unterbrach eine harsche Stimme seine Gedanken.
    Julius hob abrupt den Blick und stand auf. Er erkannte Ciceros Frau Terentia. Ganz in Schwarz gehüllt, mit ihren scharfen Gesichtszügen und dem noch schärferen Blick, sah sie aus wie ein Rabe.
    Julius zwang sich zu lächeln, obwohl einige der kleineren Kinder daraufhin zu weinen anfingen. Das Geplärr setzte seinen Ohren zu.
    »Ich bin ein Konsul Roms, Gevatterin. Ich führe keinen Krieg gegen Frauen und Kinder«, erwiderte er kalt.

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