Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
unteren Bereich meines Körpers fühlen konnte, störte mich nicht im Geringsten, es erregte mich eher noch mehr. Erst als wir beide irgendwie das Gleichgewicht verloren und eng umschlungen zur Seite taumelten, meldete sich mein Verstand wieder zurück und mir wurde bewusst, was wir beide da gerade im Begriff waren zu tun. Ich hielt inne, als Bens Lippen sich ein weiteres Mal von den meinen lösten, um uns etwas Luft zum Atmen zu verschaffen, und suchte seinen Blick.
Seine Augen waren sehr viel dunkler geworden, doch auch er schien sich für einen Augenblick zu besinnen und küsste mich nicht sofort wieder.
„Vielleicht… sollten wir besser nicht…“, brachte ich schwer atmend heraus, obwohl ein Teil von mir laut dagegen protestierte, jetzt plötzlich wieder die vernünftige Emma zu spielen.
„Ja…“ Ben bemühte sich sichtbar darum, die Kontrolle über sich selbst zurückzugewinnen und seine Gedanken zu sortieren. „Das geht vielleicht ein bisschen zu schnell.“
Ich nickte pflichtbewusst, obwohl ich mich so sehr danach sehnte, weiterzumachen, einmal in meinem Leben nicht vernünftig zu sein und zu genießen, was hier passierte. Wann hatte ich jemals zuvor so etwas gefühlt, diese Art von Zuneigung und Begehren, diesen Willen sich hemmungslos zu vergnügen? Vielleicht würde das nie wieder kommen… Doch es war zu spät, jetzt noch einmal meine Meinung zu ändern. Mein Verstand war zurück und Ben ließ mich auch schon los, wischte sich verlegen die schwitzig gewordenen Hände an der Hose ab und machte einen Schritt zurück. Die vernünftige, langweilige Emma hatte gewonnen. Verdammter Bockmist!
Für einen viel zu langen Moment wusste ich nicht, was ich tun sollte, also sah ich mich in der Küche um. Überall waren kleine Pfützen entstanden, doch ein richtiges Chaos hatten wir mit unserer Schwamm- und Wasserschlacht nicht geschaffen.
„Soll ich dir beim Aufräumen helfen?“ fragte ich Ben dennoch, der gerade gar nicht mehr zu wissen schien, was er sagen oder tun sollte.
Er sah sich kurz um, schüttelte dann aber nur lächelnd den Kopf. „Ich wisch da nachher mit ’nem trockenen Lappen drüber und dann ist alles gut.“
„Okay…“ Stille. Das war ja schlimmer als bei einer Beerdigung. Im Grunde fühlte es sich ja auch so ähnlich an. Ich beerdigte mit meinem dummen Verhalten meinen wiedererwachten Sexualtrieb. „Also dann…“ Ich zuckte hilflos die Schultern. Was konnte ich jetzt anderes tun, als nach Hause zu gehen? Verdammt! Eigentlich war das etwas, worauf ich überhaupt keine Lust hatte. Bloß was wollte ich dann?
Es war nicht schwer, mir diese Frage zu beantworten. Ich wollte hier bleiben und Ben wieder küssen, weil es das schönste war, das mir seit Wochen, nein, seit Monaten, wenn nicht sogar seit Jahren passiert war. Ich wollte ihn küssen und schmecken, und fühlen… seine Haut, seinen Atem, sein Gewicht… Ich wollte ihn mit Haut und Haaren… wollte mit ihm schlafen. Himmelherrgott! Das wollte ich tatsächlich – obwohl ich ihn erst seit vier Tagen kannte. Aber mit ihm war alles anders. Er fühlte sich nicht wie ein Fremder an. Er war mir vertraut und ich hatte ihn wirklich, wirklich gern.
„Ähm… vielleicht hast du ja noch Lust einen Film mit mir zu schauen“, schlug Ben auf einmal vor, schloss aber sofort die Augen und schüttelte den Kopf über sich selbst. Es stimmte schon, es klang wie ein dummer Abschleppspruch, aber er hatte ja keine Ahnung, wie sehr ich mich über sein Angebot freute.
„Oh ja, gerne!“ gab ich wie aus der Pistole geschossen zurück.
Ben hob den Kopf und sah mich verdutzt an, doch die Freude über meine Antwort ließ sofort ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen erscheinen.
„Okay, dann…“ Er vollführte eine unbeholfene Geste hin zu seiner Couch und ich setzte mich sofort in Bewegung. Couch war gut. Kuschelig, viel Platz, leicht zum Bett umzugestalten…
Emma! rügte ich mich selbst. Das kann nicht dein Ernst sein! Du wirst das nicht tun! Nicht solange du nicht weißt, wen oder was du willst!
Aber entsprach das überhaupt der Wahrheit? Ich hatte Colin allein in unserem Appartement gelassen, um den Abend mit Ben zu verbringe. Dabei wäre es die Gelegenheit gewesen, mit zu Colin ins Bett zu kriechen und ihn darauf aufmerksam zu machen, dass auch ich eine Frau mit gewissen Bedürfnissen war. Ich hatte diese Gelegenheit nicht nur verstreichen lassen, sondern mich auch noch dazu entschieden, den Abend mit Ben zu genießen. Und nun war
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