Imperium
leise.
»Ich freue mich, daß ich endlich mal die Gelegenheit habe, ungestört mit Ihnen sprechen zu können, Townsend. Wissen Sie, ich habe den ersten Band meiner Memoiren bereits geschrieben, und da ich ihn zufällig mit an Bord habe, frage ich mich, ob Sie vielleicht so liebenswürdig wären, ihn zu lesen und mir Ihre professionelle Meinung zu sagen.«
Townsend brauchte zwanzig Minuten, einem Manuskript zu 477
entrinnen, das er nicht lesen, geschweige denn verlegen wollte.
Den General abzuwimmeln hatte Keith viel Zeit gekostet; nun mußte er sich mächtig sputen, um sich für die Besprechung mit Mrs. Sherwood vorzubereiten. Er eilte in seine Kabine zurück und ging ein letztes Mal Kates Notizen durch, bevor er sich zu Mrs. Sherwoods Suite begab. Es war nur Sekunden nach halb elf, als er an die Tür klopfte, die sofort geöffnet wurde.
»Ich mag pünktliche Menschen«, sagte Mrs. Sherwood.
Die Trafalgar-Suite befand sich auf zwei Decksebenen und besaß einen eigenen Balkon. Mrs. Sherwood führte ihren Gast zu einem Paar bequemer Sessel in der Mitte des Salons.
»Hätten Sie gern eine Tasse Kaffee, Keith?« fragte sie, bevor sie ihm gegenüber Platz nahm.
»Nein, danke, Margaret, ich habe eben erst gefrühstückt.«
»Ah, ja. Tja, wollen wir dann gleich zum Geschäft
kommen?«
»Selbstverständlich. Wie ich Ihnen heute schon sagte, würde Schumann es als Privileg erachten, Ihren Roman verlegen zu dürfen.«
»Wie aufregend!« rief Mrs. Sherwood. »Ach, hätte mein lieber Mann das noch erleben dürfen! Er war immer der Ansicht, meine Arbeit würde irgendwann einmal veröffentlicht.«
»Wir wären bereit, Ihnen einen Vorschuß von hundert-
tausend Dollar zu zahlen«, fuhr Townsend fort. »Überdies würden Sie mit zehn Prozent des Verkaufspreises am Umsatz beteiligt, abzüglich des Vorschusses. Zwölf Monate nach Erscheinen der gebundenen Ausgabe würden Taschenbuch-ausgaben folgen, und für jede Woche, die Ihr Roman auf der Bestsellerliste der New York Times steht, erhalten Sie eine Prämie.«
»Oh! Glauben Sie wirklich, daß mein Roman auf die
Bestsellerliste kommen könnte?«
»Ich würde darauf wetten«, versicherte Townsend.
»Würden Sie das wirklich?« fragte Mrs. Sherwood.
478
Townsend blickte ein wenig besorgt zu ihr hinüber und fragte sich, ob er zu weit gegangen war.
»Ich nehme Ihr Angebot mit Freuden an, Mr. Townsend. Ich glaube, das müssen wir begießen!« Sie schenkte ihm ein Glas Champagner aus einer halbleeren Flasche ein, die im Eiskübel neben ihr stand. »Da wir nun eine Vereinbarung bezüglich des Romans getroffen haben«, sagte sie kurz darauf, »darf ich mich da noch in einer anderen Sache an Sie wenden? Vielleicht könnten Sie mich bei einem kleinen Problem beraten, dem ich mich zur Zeit gegenübersehe.«
»Selbstverständlich gern, sofern ich kann.« Townsend
blickte auf ein Gemälde, das einen einarmigen, einäugigen Admiral zeigte, der sterbend auf einem Achterdeck lag.
»Ein Artikel, den ich in der Ocean Times las und auf den mich … Miß Williams aufmerksam machte, hat mich zutiefst bestürzt«, sagte Mrs. Sherwood. »Es geht dabei um einen gewissen Richard Armstrong.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich Sie verstehe.«
»Ich werde es erklären.« Mrs. Sherwood erzählte Townsend eine Geschichte, die er besser kannte als sie. Die alte Dame endete: »Da Sie im Verlagsgeschäft sind, meinte Claire, könnten Sie mir vielleicht jemand anders empfehlen, der meine Anteile kauft.«
»Wieviel erwarten Sie denn für die Anteile zu bekommen?«
fragte Townsend.
»Zwanzig Millionen Dollar. Das ist der Betrag, auf den ich mich mit meinem Schwager Alexander geeinigt habe. Er hat seine Anteile bereits für diese Summe an Richard Armstrong verkauft.«
»Wann treffen Sie sich mit Mr. Armstrong?« Das war eine weitere Frage, deren Antwort Townsend bereits kannte.
»Die Besprechung soll am Montag um achtzehn Uhr in
meiner Wohnung in New York stattfinden.«
Townsend blickte weiterhin auf das Gemälde und tat so, als 479
würde er eingehend über das Problem nachdenken. »Ich bin sicher, mein Unternehmen könnte bei Armstrongs Angebot mithalten«, meinte er schließlich. »Vor allem, da der Betrag bereits feststeht.« Er hoffte, daß Mrs. Sherwood sein Herz nicht klopfen hörte.
Die alte Dame senkte die Augen und blickte flüchtig auf einen Sotheby-Katalog, den eine Freundin ihr vergangene Woche aus Genf geschickt hatte. »Welch ein Glücksfall, daß wir uns kennengelernt
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