Imperium
Mrs. Sherwood«, erwiderte Keith.
»Nach reiflicher Überlegung«, sagte sie, »bin ich zu einer Entscheidung gelangt.«
Unwillkürlich hielt Keith den Atem an.
»Wenn morgen vor achtzehn Uhr beide Verträge für mich unterzeichnungsbereit sind, haben Sie ›einen Deal gemacht‹, 482
wie die Amerikaner es so vulgär auszudrücken pflegen.«
Keith strahlte sie an.
»Aber«, fuhr sie fort, »wenn mein Buch nicht innerhalb eines Jahres nach Vertragsunterzeichnung erschienen ist, müssen Sie eine Konventionalstrafe von einer Million Dollar an mich entrichten. Und ebensoviel, wenn es nicht auf die Bestsellerliste der New York Times kommt.«
»Aber…«
»Als ich Sie wegen der Bestsellerliste fragte, haben Sie selbst gesagt, Sie würden darauf wetten. Oder etwa nicht, Mr.
Townsend? Nun, genau diese Chance gebe ich Ihnen jetzt.«
»Aber…«, wiederholte Keith.
»Ich erwarte Sie morgen um siebzehn Uhr in meiner
Wohnung, Mr. Townsend. Mein Anwalt hat mir versichert, daß er zugegen sein kann. Sollten Sie nicht kommen, werde ich um achtzehn Uhr den Vertrag mit Mr. Armstrong abschließen.« Sie blickte Keith in die Augen. »Ich habe das Gefühl, er wäre ebenfalls bereit, meinen Roman zu verlegen.«
Ohne ein weiteres Wort schritt sie zur Passagier-Gangway.
Kate stellte sich zu Keith an die Reling, und beide
beobachteten, wie Mrs. Sherwood bedächtig hinunterschritt.
Als sie auf den Kai trat, fuhren zwei schwarze Rolls-Royce heran. Ein Chauffeur sprang aus dem vorderen Wagen und schwang für die alte Dame die Tür zum Fond auf. Dann stieg auch der zweite Chauffeur aus und wartete auf das Gepäck seiner Brötchengeberin.
»Wie ist es ihr bloß gelungen, mit ihrem Anwalt zu
telefonieren?« fragte Keith sich verwundert. »Ihn wegen ihres Romans anzurufen läßt sich nun wirklich nicht als Notfall klassifizieren – sofern man den Roman nicht gelesen hat.«
Kurz bevor Mrs. Sherwood in den Wagen stieg, schaute sie zum Schiff hinauf und winkte jemandem zu. Keith und Kate drehten sich um und folgten ihrem Blick zur Brücke.
Der Kapitän stand stramm und grüßte zackig.
483
DAILY MAIL
10. Juni 1967
Ende des Sechstagekrieges: Nasser gibt auf
Armstrong überprüfte noch einmal die Abflugzeit für die Maschine nach New York. Dann suchte er Mrs. Sherwoods Adresse aus dem Telefonbuch von Manhattan heraus, ja, er rief sogar persönlich das Pierre an, um sich zu vergewissern, daß die Präsidentensuite auch wirklich für ihn reserviert war.
Schließlich ging es diesmal um eine Besprechung, zu der er nicht zu spät oder an einem falschen Tag oder zu einer falschen Adresse kommen durfte.
Armstrong hatte bereits zwanzig Millionen Dollar in der Chase Manhattan Bank deponiert, war mit seinem PR-Mann noch einmal die Presseerklärung durchgegangen und hatte Peter Wakeham angewiesen, den Vorstand auf eine
sensationelle Titelstory vorzubereiten.
Alexander Sherwood hatte gestern abend angerufen und
Dick informiert, daß er mit seiner Schwägerin noch vor deren alljährlicher Kreuzfahrt telefoniert und sie ihm versichert habe, sie sei mit zwanzig Millionen Dollar einverstanden; am Tag ihrer Rückkehr erwartete sie Armstrong um achtzehn Uhr in ihrer Wohnung. Als Dick mit Sharon an Bord des Flugzeugs stieg, war er überzeugt, schon morgen der Alleineigentümer einer überregionalen Zeitung zu sein, deren Verkaufszahlen nur noch vom Daily Citizen übertroffen wurden.
Ein paar Stunden, bevor die Queen Elizabeth am Pier 90
anlegte, landete die Maschine auf dem Flughafen Idlewild. Als erstes schauten Dick und Sharon sich am Pier um; dann überquerten sie die dreiundsechzigste Straße, weil Armstrong genau wissen wollte, wo Mrs. Sherwood wohnte. Für ein Trinkgeld von zehn Dollar bestätigte der Portier, sie würde in 484
wenigen Stunden von ihrer Kreuzfahrt zurückerwartet.
Beim Dinner an diesem Abend redeten Dick und Sharon
kaum ein Wort miteinander. Er fragte sich, warum er sie überhaupt mitgenommen hatte. Als er ins Badezimmer ging, lag sie bereits im Bett, und als er herauskam, schlief sie. Im Bett überlegte er, was zwischen jetzt und morgen um achtzehn Uhr noch alles schiefgehen könne.
»Ich glaube, sie hat die ganze Zeit gewußt, was wir vorhaben«, sagte Kate und blickte Mrs. Sherwoods Rolls nach.
»Nie und nimmer«, widersprach Townsend. »Aber selbst
wenn dem so ist – sie ist auf meine Bedingungen eingegangen.«
»Vielleicht waren es ihre Bedingungen?« gab Kate leise zu bedenken.
»Was willst du
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