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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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manchmal Augen-
    blicke, bevor die Zeitung in Druck ging.
    Sir Graham machte sich daran, einen Artikel über den neuen deutschen Reichskanzler laut vorzulesen. Bei dieser Gelegenheit hörte Keith zum erstenmals den Namen Adolf Hitler.
    »Aber ein verflixt gutes Foto«, fügte sein Vater schließlich hinzu und deutete auf das Bild eines kleinen Mannes mit einem Schnurrbart, der Keith an eine Zahnbürste erinnerte; mit selbstzufriedenem Gesicht und erhobener rechter Hand posierte der Mann vor seinen Anhängern und den Fotografen. »Vergiß nie das uralte Klischee, mein Junge: ›Ein Foto ist soviel wert wie tausend Worte.‹«
    An der Tür war ein scharfes Klopfen zu hören. Beide
    wußten, daß nur die Fingerknöchel von Miss Steadman ein solches Geräusch verursacht haben konnten. Sir Graham vermutete, daß der Zeitpunkt ihres sonntäglichen Klopfens sich höchstens um einige Sekunden verschoben hatte, seit sie in die Dienste der Townsends getreten war.
    »Herein«, rief er mit seiner strengsten Stimme. Er drehte sich um und zwinkerte seinem Sohn zu. Keiner der männlichen Townsends ließ sonst jemanden wissen, daß sie Miss Steadman hinter ihrem Rücken »Gruppenführer« nannten.
    Miss Steadman trat ins Arbeitszimmer und beglückte Vater und Sohn mit den gleichen Worten wie jeden Sonntag seit einem Jahr: »Es wird Zeit für Master Keith, sich zum
    Kirchgang bereitzumachen, Sir Graham.«
    »Großer Gott, Miss Steadman, ist es schon so spät?«
    entgegnete er jedesmal, ehe er seinen Sohn zur Tür stupste. Nur widerstrebend verließ der Junge das Arbeitszimmer seines Vaters, die einzige sichere Zuflucht, und folgte Miss Steadman durch die Tür.
    »Wissen Sie, was mir mein Vater gerade gesagt hat, Miss Steadman?« fragte Keith mit betont australischem Akzent, weil er wußte, daß er sie damit ärgern würde.

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    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, Master Keith«,
    antwortete Miss Steadman. »Aber was es auch war – hoffen wir, daß es dich nicht daran hindert, dich auf Reverend Davidsons Predigt zu konzentrieren.« Keith hüllte sich in düsteres Schweigen, als sie die Treppe zu seinem Zimmer hinaufstiegen. Er gab keinen Laut mehr von sich, bis er bei seinem Vater und seiner Mutter auf dem Rücksitz des Rolls saß.
    Keith wußte, daß er sich auf jedes Wort des Geistlichen konzentrieren mußte, denn bevor er und seine Schwestern zu Bett gingen, wurden sie von Miss Steadman einer eingehenden Befragung unterzogen, was die Predigt betraf, bis hin zu den unbedeutendsten Einzelheiten. Sir Graham schätzte sich glücklich, daß Miss Steadman ihn nicht der gleichen strengen Prüfung unterzog.
    Drei Nächte allein im Baumhaus – das Miss Steadman kurz nach ihrer Ankunft hatte errichten lassen – war die Strafe für jedes Kind, das es im Nachplappern der langweiligen Predigt auf weniger als achtzig Prozent brachte. »Das fördert die Charakterbildung«, erklärte sie den Kindern immer wieder.
    Keith gestand Miss Steadman nie, daß er hin und wieder mit Absicht falsche Antworten gab; denn drei Nächte im
    Baumhaus waren eine wahre Erlösung von ihrer Tyrannei.

    Als Keith elf war, traten zwei Ereignisse ein, die sein ganzes Leben beeinflussen sollten – und beide Ereignisse ließen ihn in Tränen ausbrechen.
    Nach der Kriegserklärung an Deutschland erhielt Sir
    Graham einen Sonderauftrag der australischen Regierung, der mit sich brachte, daß er viel unterwegs und daher selten zu Hause sein würde, wie er seinem Sohn erklärte. Das war das erste Ereignis.
    Das zweite trat nur wenige Tage später ein, nachdem Sir Graham nach London gereist war. Keith wurde ein Platz am St.

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    Andrews angeboten – einem humanistischen Gymnasium mit Internat am Stadtrand von Melbourne –, und seine Mutter bestand darauf, daß der Junge sich diese Chance nicht entgehen ließ.
    Keith wußte nicht, welches dieser beiden Ereignisse ihm größeren Kummer bereitete.
    In seiner ersten langen Hose wurde der schluchzende Junge zum ersten Schultag nach St. Andrews gefahren. Seine Mutter vertraute ihn einer Matrone an, die so aussah, als wäre sie aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Miss Steadman. Der erste Junge, den Keith erblickte, als er durch die Eingangstür trat, war Desmond Motson, und zu seinem Entsetzen erfuhr Keith kurz darauf, daß er und Motson nicht nur das Klassenzimmer, sondern auch den Schlafsaal teilten. In der ersten Nacht tat Keith kein Auge zu.
    Am nächsten Morgen stand er ganz hinten in der Aula und lauschte der Ansprache

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