Imperium
Problemen in London abgelenkt wähnte, hielt er nun den richtigen Zeitpunkt für gekommen, ein Übernahmeangebot für den New York Star zu unterbreiten.
Als Townsend eine Konferenz sämtlicher Journalisten
einberief, die für den Globe arbeiteten, vermuteten die meisten, daß der Eigentümer endlich zu einer Einigung mit den
Druckergewerkschaften gekommen sei und dieses Treffen nicht viel mehr als eine PR-Show sei, um zu beweisen, daß die Gewerkschaften den kürzeren gezogen hatten.
Um sechzehn Uhr warteten mehr als siebenhundert
Journalisten dicht gedrängt im Konferenzsaal auf der Chef-553
etage. Alle verstummten, als Townsend und Bruce Kelly eintraten, und machten Platz, damit ihr oberster Boß zur Mitte des Saales gelangen konnte, wo er auf einen Tisch stieg.
Townsend blickte hinunter auf die Gruppe, die nunmehr über sein Geschick bestimmen würde.
»Während der vergangenen Monate«, begann er gemessen,
»haben Bruce Kelly und ich uns mit einem Plan befaßt, von dem ich glaube, daß er unser aller Leben und möglicherweise auch die Ansichten über den Journalismus in diesem Lande verändern wird. Zeitungen haben in Zukunft keine Überlebenschance, wenn sie weiterhin so geführt werden wie während der vergangenen hundert Jahre. Jemand muß die notwendigen Änderung herbeiführen, und dieser Jemand bin ich. Und jetzt ist die Zeit für die Änderungen gekommen. Ab Mitternacht des kommenden Sonntags beabsichtige ich, meinen gesamten
Druckerei- und Verlagsbetrieb auf die Isle of Dogs zu verlegen.«
Atemlose Stille im ganzen Saal. Townsend konnte sich der gespannten Aufmerksamkeit seiner Mitarbeiter sicher sein.
»Ich bin vor kurzem zu einer Einigung mit Eric Harrison gekommen, dem Generalsekretär der Druckergewerkschaft.
Diese Einigung gibt uns die Chance, uns ein für allemal aus dem Würgegriff der Gewerkschaften zu befreien.« Einige begannen zu applaudieren, andere wirkten unsicher, und wieder andere verärgert, wenn nicht sogar wütend.
Townsend fuhr fort, den Journalisten die Logistik einer derart gewaltigen Operation zu erläutern. »Das Problem des Vertriebs werden wir mit unserem eigenen Wagenpark lösen.
Das wird uns in Zukunft unabhängig von den Transport-
arbeitergewerkschaften machen, die uns aus Solidarität mit ihren Kollegen aus der Druckerbranche zweifellos ebenfalls bestreiken würden. Ich kann nur hoffen, daß Sie alle mich bei diesem Unternehmen unterstützen. Noch irgendwelche
Fragen?« Im ganzen Saal schossen Hände in die Höhe.
554
Townsend deutete auf einen Mann, der unmittelbar vor ihm stand.
»Rechnen Sie damit, daß die Gewerkschaften Streikposten um das neue Gebäude aufstellen? Und wenn ja, welche
Maßnahmen gedenken Sie dagegen zu ergreifen?«
»Die Antwort auf den ersten Teil Ihrer Frage lautet ja«, antwortete Townsend. »Was den zweiten Teil betrifft, hat die Polizei mir geraten, keine Einzelheiten über ihre Einsatzpläne verlauten zu lassen. Aber ich kann Ihnen versichern, daß ich für die gesamte Operation die Unterstützung der Premierministerin und des Kabinetts habe.«
Da und dort im Saal waren leise, aber erbitterte
Diskussionen zu vernehmen. Townsend drehte sich um und deutete auf eine andere erhobene Hand.
»Wird es eine Abfindung für jene unter uns geben, die von Ihren neuen Ideen und der Standortverlegung nicht so
begeistert sind?«
Das war eine Frage, auf die Townsend gewartet hatte.
»Ich kann Ihnen nur raten, Ihre Verträge sorgfältig zu lesen«, erwiderte er. »Darin finden Sie die genaue Antwort auf die Frage, welche Abfindung Sie erhalten, wenn ich die Zeitung aufgeben muß.«
Allgemeines Stimmengewirr setzte ein.
»Wollen Sie uns drohen?« fragte derselbe Journalist.
Townsend wandte sich wieder dem Mann zu und sagte
heftig: »Nein, das will ich nicht. Aber wenn Sie mich in dieser Sache nicht unterstützen, bedrohen Sie die Existenzgrundlage eines jeden, der für den Globe arbeitet!«
Ein Wald von Händen schoß in die Höhe. Townsend deutete auf eine Frau, die ziemlich weit hinten stand.
»Wie viele andere Gewerkschaften haben sich einverstanden erklärt, Sie zu unterstützen?«
»Nicht eine«, antwortete Townsend. »Um ehrlich zu sein, rechne ich damit, daß die übrigen Gewerkschaften zum Streik 555
aufrufen, sobald diese Konferenz zu Ende ist.« Er deutete auf einen anderen Mitarbeiter und beantwortete über eine Stunde lang weitere Fragen. Als er schließlich vom Tisch
hinunterstieg, war es offensichtlich, daß sich
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