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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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unter den Journalisten zwei Lager gebildet hatten. Die einen waren dafür, Townsends Plan zu unterstützen, die anderen plädierten für den sofortigen Generalstreik.
    Später an diesem Abend berichtete ihm Bruce, daß der
    Journalistenverband eine Presseerklärung abgegeben und zu einer Betriebsversammlung aufgerufen hatte, bei der die Antwort auf Townsends Forderungen beschlossen werden
    sollte. Eine Stunde später gab Townsend seine eigene
    Presseerklärung ab.
    Keith verbrachte eine schlaflose Nacht, in der er sich fragte, ob er sich auf ein tollkühnes Glücksspiel eingelassen habe, das mit der Zeit sein gesamtes Zeitungsimperium in die Knie zwingen würde. Daß sein jüngster Sohn Graham, der sich mit Kate in New York aufhielt, sein erstes Wort gesprochen hatte, war die einzige gute Nachricht im vergangenen Monat gewesen
    – und Grahams erstes Wort hatte nicht »Zeitung« gelautet.
    Keith war bei der Geburt des Kindes zwar dabeigewesen, hatte sich drei Stunden später aber schon wieder auf den Weg nach London gemacht. Manchmal fragte er sich wirklich, ob die ganze Sache die Mühe überhaupt wert war.
    Am nächsten Morgen saß er bereits um sieben Uhr hinter seinem Schreibtisch und hoffte, daß die Journalisten sich nach stundenlangen Diskussionen endlich auf ein Ergebnis einigten.
    Nach seiner Presseerklärung, in der er seine Pläne dargelegt hatte, waren die Global-Corps-Aktien über Nacht um vier Pence gefallen, während die von Armstrong Communications –
    dem offensichtlichen Nutznießer, falls das ganze Unternehmen eine Pleite für Townsend werden sollte – um zwei Pence gestiegen waren.
    Wenige Minuten nach dreizehn Uhr stürmte Bruce ohne

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    anzuklopfen in Keith’ Büro. »Sie haben sich für dich
    entschieden!« rief er. Townsend blickte auf, und das Blut schoß in seine bleichen Wangen zurück. »Aber es war eine verdammt knappe Abstimmung. Dreihundertdreiundvierzig gegen dreihundertundeine Stimmen für den Umzug. Ich
    glaube, deine Drohung, die Zeitung einzustellen, falls sie dich nicht unterstützen, hat letztendlich den Ausschlag gegeben.«
    Wenige Minuten später rief Townsend in der Downing
    Street Nummer zehn an, um die Premierministerin zu warnen, daß es wahrscheinlich zu einer blutigen Konfrontation kommen würde, die mehrere Wochen andauern könnte. Mrs. Thatcher sagte Keith ihre volle Unterstützung zu. Schon in den nächsten Tagen wurde deutlich, daß Townsend nicht übertrieben hatte: Sowohl Journalisten wie Drucker mußten von bewaffneten Polizisten in und aus dem neuen Komplex geleitet werden; Townsend und Bruce Kelly wurden rund um die Uhr beschützt, seit sie anonyme Morddrohungen bekommen hatten.
    Doch das erwies sich nicht als ihr einziges Problem. Obwohl die neue Anlage auf der Isle of Dogs zweifellos die modernste der Welt war, beschwerten sich einige Journalisten über die Zustände, die sie erdulden mußten und wiesen darauf hin, daß in ihren Verträgen nichts darüber stand, daß sie von Hunderten von Gewerkschaftern Beschimpfungen über sich ergehen
    lassen mußten, ja, häufig sogar mit Steinen beworfen wurden, wenn sie am Morgen die ›Festung Townsend‹ betraten und sie abends oder nachts wieder verließen.
    Und damit endeten die Beschwerden der Journalisten noch nicht. Sie protestierten gegen die Fließband-Atmosphäre im Inneren des Komplexes, schimpften auf die modernen
    Computer und Kommunikationssysteme, die ihre alten
    Schreibmaschinen ersetzt hatten, und liefen vor allem gegen das strikte Alkoholverbot im Hause Sturm. Es wäre vielleicht ein wenig leichter für die Journalisten gewesen, wären sie nicht gar so weit von ihren vertrauten Tränken in der Fleet Street 557
    gestrandet.
    Im ersten Monat nach dem Umzug auf die Isle of Dogs
    kündigten dreiundsechzig Journalisten, und der Umsatz des Globe sank Woche um Woche weiter. Die Streikposten wurden zusehends gewalttätiger, und der Finanzdirektor warnte Townsend, daß die Mittel der Global Corporation erschöpft wären, sollte der derzeitige Ausnahmezustand noch länger andauern. Er fuhr fort: »Lohnt es sich wirklich, den Bankrott heraufzubeschwören, nur um etwas zu beweisen?«

    Armstrong verfolgte das Geschehen von der anderen Seite des Atlantik aus. Die Verkaufsziffern des Citizen stiegen ebenso steil wie seine Aktiennotierungen. Aber Dick wußte: Falls es Townsend gelingen sollte, das Blatt zu wenden, würde er rasch nach London zurückkehren und ein ähnliches Unternehmen in Gang setzen

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