Imperium
hatte.
»Ich habe die Titelseite erst gesehen, als die erste Auflage 568
schon auf den Straßen war«, erwiderte Stephen. »Bei der zweiten hatten wir bereits den Leitartikel über eine Stadträtin in Lambeth, die in Hungerstreik getreten ist. Die Frau ist schwarz und …«
»Es ist mir verdammt egal, welche Farbe sie hat!« brüllte Armstrong. »Was hat McAlvoy sich dabei gedacht…?«
»McAlvoy hat die Zeitung vergangene Nacht nicht
redaktionell betreut.«
»Wer dann, verdammt?«
»Kevin Rushcliffe«, antwortete der Anwalt.
In dieser Nacht kam Armstrong nicht mehr zum Schlafen –
wie auch die meisten anderen in der Fleet Street, die sich verzweifelt bemühten, sich mit dem Außenminister und/oder dem Starlet und Model in Verbindung zu setzen. Bis schließ-
lich die endgültige Auflage herauskam, hatten die meisten bestätigt, daß der Journalist Miß Sodawasser-Syphon 1983 nie persönlich kennengelernt hatte.
Diese Story wurde am nächsten Morgen so heiß diskutiert, daß nur wenigen Lesern ein auf Seite sieben fast versteckter, winziger Artikel mit der Überschrift »Ziegel, aber kein Mörtel«
auffiel, in dem behauptet wurde, daß einer der führenden Architekten Großbritanniens Sozialwohnblöcke baute, die allesamt einstürzten. Ein per Kurier zugestelltes Schreiben eines ebenso führenden Anwalts erklärte, daß Sir Angus nie in seinem Leben Sozialwohnungen gebaut habe. Dem Schreiben lag der Entwurf für eine Entschuldigung bei, deren Veröffentlichung der Anwalt am nächsten Tag auf der Titelseite verlangte, sowie ein Brief, in dem die Höhe der Spende stand, und an welche Hilfsorganisation sie überwiesen werden sollte.
Im Lokalteil der Zeitung wurde ein renommiertes
Restaurant beschuldigt, einen Gast pro Tag zu vergiften, und in den ›Ferien-Tips‹ wurde ein Reisebüro genannt, das angeblich die meisten Urlauber nach Spanien lockte, wo das
Unternehmen nicht einmal Hotelzimmer für sie gebucht hatte.
569
Auf der letzten Seite war die angebliche Aussage des Trainers der englischen Fußballnationalmannschaft zu lesen, daß…
McAlvoy erklärte jedem, der ihn an diesem Vormittag zu Haus anrief, daß er am Tag zuvor von Armstrong gefeuert und ihm befohlen worden war, sofort seinen Schreibtisch zu räumen. Er hatte das Verlagsgebäude um sechzehn Uhr
neunzehn verlassen; von diesem Moment an sei alles Sache des stellvertretenden Chefredakteurs gewesen. »Er heißt
Rushcliffe, mit einem e am Ende«, fügte McAlvoy hilfsbereit hinzu.
Jedes Redaktionsmitglied, das man befragte, bestätigte McAlvoys Aussage.
Stephen Hallet rief Armstrong an diesem Tag fünfmal an; jedesmal unterrichtete er ihn von einer neuerlichen gerichtlichen Verfügung und empfahl ihm, bei jeder umgehend
einzulenken.
Der Globe berichtete auf Seite zwei von dem traurigen Abgang Alistair McAlvoys nach zehn Jahren aufopfernder Arbeit für den Citizen. Er beschrieb ihn als den Nestor der Fleet-Street-Redakteure, den alle echten Profis sehr vermissen würden.
Als der Globe zum erstenmal drei Millionen Exemplare verkaufte, gab Townsend eine Party. Diesmal nahmen die meisten führenden Politiker und Medienpersönlichkeiten daran teil – und das trotz Armstrongs Gegenveranstaltung zum achtzigjährigen Bestehen des Citizen.
»Zumindest hat er diesmal den richtigen Jahrestag«, meinte Townsend.
»Wenn wir schon von Jahrestag reden«, sagte Bruce rasch,
»wann darf ich endlich nach Australien zurück? Es ist dir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber ich war schon seit fünf Jahren nicht mehr zu Hause.«
»Du darfst erst heim, wenn die Worte ›Großbritanniens 570
auflagenstärkste Tageszeitung‹ aus dem Impressum des Citizen verschwunden sind«, erwiderte Keith.
Bruce Kelly buchte erst nach fünfzehn weiteren Monaten einen Flug nach Sydney, nachdem die Prüfungskommission bekanntgegeben hatte, daß der tägliche Umsatz des vergangenen Monats im Durchschnitt bei drei Millionen sechshundertzwölftausend Exemplaren gelegen hatte, gegenüber drei Millionen sechshundertzehntausend des Citizen. »WEG
DAMIT!« lautete am folgenden Morgen die Balkenüberschrift des Globe – über einem Bild des hundertvierzig Kilo schweren Armstrong in Boxershorts.
Da der prahlerische Untertitel des Citizen unerschütterlich an Ort und Stelle blieb, ließ der Globe »die am besten informierten Leser der Welt« wissen, daß der Eigentümer des Citizen seine Wettschulden von hunderttausend Pfund noch immer nicht beglichen habe und
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