Imperium
»nicht nur ein schlechter Verlierer ist, sondern obendrein ein Betrüger«.
Armstrong verklagte Townsend am Tag darauf wegen übler Nachrede. Sogar The Times war diese Angelegenheit einen Kommentar wert: »Nur die Anwälte werden davon
profitieren«, schloß die Renommierzeitung.
Der Fall erreichte achtzehn Monate später den obersten Gerichtshof, wurde drei Wochen lang verhandelt und machte regelmäßig Schlagzeilen in jeder Zeitung – mit Ausnahme des Independent. Mr. Michael Beloff, der Anwalt des Globe, argumentierte, daß die offiziellen Zahlen der Prüfungskommission seinem Mandanten recht gäben. Dagegen wies Mr.
Anthony Grabinar, der Anwalt des Citizen, daraufhin, daß diese Zahlen den Verkauf des Scottish Citizen nicht mit einschlössen, der in Verbindung mit dem des Daily die Umsatzzahlen durchaus über denen des Globe hielte.
Die Geschworenen berieten fünf Stunden lang und
entschieden sich dann mit zehn zu zwei Stimmen für
Armstrong. Als der Richter fragte, welche Entschädigung die 571
Geschworenen vorschlugen, erhob sich ihr Sprecher und erklärte ohne Zögern: »Zwölf Pence, Mylord – der Preis für ein Exemplar des Citizen.«
Der Richter erklärte den Anwälten, er sei der Meinung, daß unter diesen Umständen beide Parteien ihre eigenen Prozeß-
kosten begleichen sollten, die nach seiner sehr vorsichtigen Schätzung bei einer Million Pfund für jeden lagen. Die Anwälte nickten zustimmend und machten sich daran, ihre Unterlagen einzupacken.
Am nächsten Tag prophezeite die Financial Times in einem langen Artikel, daß letztendlich einer der beiden den Untergang des anderen herbeiführen müsse. Doch wie dem auch sei, fuhr der Reporter fort, der Prozeß hatte geholfen, die Auflagenhöhe beider Zeitungen zu steigern, die im Fall des Globe zum erstenmal die Viermillionengrenze überschritten hatte.
Am Tag darauf stiegen die Aktien beider Unternehmens-
gruppen um je einen Penny.
Während Armstrong sich durch endlose Kolumnen und
Berichte über die Verhandlung las, konzentrierte Townsend sich auf einen Artikel in der New York Times, den Tom Spencer ihm gefaxt hatte. Obwohl Keith nie zuvor weder von Lloyd Summer noch der Kunstgalerie gehört hatte, deren Pachtvertrag auslief, verstand er, weshalb Tom fett darüber geschrieben hatte: SOFORT LESEN!, als er zur letzten Zeile gelangte.
Nachdem Townsend den Artikel ein zweites Mal gelesen
hatte, bat er Heather, ihn mit Tom zu verbinden und ihm gleich darauf den nächstmöglichen Flug nach New York zu buchen.
Es erstaunte Tom nicht, daß sein Mandant ihn binnen
Minuten nach Erhalt des Faxschreibens zurückrief. Immerhin wartete Townsend ja seit mehr als einem Jahrzehnt auf eine Möglichkeit, ein größeres Aktienpaket am New York Star zu erwerben.
572
Townsend hörte angespannt zu, als Tom ihm alles erzählte, was er über Mr. Lloyd Summers in Erfahrung gebracht hatte und weshalb Summers für seine Kunstgalerie andere
Räumlichkeiten suchte. Nachdem Townsend auf alle seine Fragen Antwort bekommen hatte, bat er seinen Anwalt, so schnell wie möglich ein Treffen mit Summers zu arrangieren.
»Ich fliege gleich morgen früh nach New York«, erklärte er.
»Unnötig, daß Sie selbst den weiten Weg machen, Keith.
Schließlich kann ich ja für Sie mit Summers verhandeln.«
»Nein«, erwiderte Townsend. »Wenn es um den Star geht, betrachte ich es als persönliche Angelegenheit. Gerade dieses Geschäft möchte ich selbst abschließen.«
»Aber Ihnen ist doch klar, Keith, daß Sie wohl in den sauren Apfel beißen und amerikanischer Staatsbürger werden müssen, falls Sie Erfolg haben«, erinnerte Tom ihn.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage, Tom! Wie oft habe ich Ihnen das nun schon gesagt!«
Keith legte auf und machte sich ein paar Notizen. Sobald er in etwa ausgerechnet hatte, wieviel er zu bieten bereit war, fragte er Heather, für wann sie seinen Flug gebucht hatte. Falls Armstrong nicht ebenfalls in dieser Maschine saß, konnte er sein Geschäft mit Summers abschließen, ehe jemand auch nur ahnte, daß die Pacht einer Kunstgalerie in Soho der Schlüssel sein konnte, Keith Townsend zum Eigentümer des New York Star zu machen.
»Ich wette, daß Townsend den ersten Flug nach New York nimmt«, meinte Armstrong, nachdem Russell Critchley ihm den Artikel vorgelesen hatte.
»Dann rate ich Ihnen dringend, die gleiche Maschine zu nehmen«, sagte sein New Yorker Anwalt, der an seinem
Bettende saß.
»Auf gar keinen Fall«, wehrte
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