Imperium
wich.«
»Er hat mich ihm nicht einmal vorgestellt!« sagte Angela zornig. »Wie Ihnen bestimmt nicht entgangen ist. Man darf Lloyd nicht unterschätzen. Er gibt seinen Lebensstil ganz gewiß nicht kampflos auf.« Sie stach ihre Gabel in ein Stück Zucchini. »Und wenn er Armstrong dazu kriegt, die Miete für die neuen Räumlichkeiten noch vor der Jahreshauptversammlung zu bezahlen, wird er auch keinen Grund dazu 589
haben. – Der Wein ist übrigens ausgezeichnet!« Sie setzte ihr leeres Glas ab. Townsend schenkte ihr ein und zog den Korken aus der zweiten Flasche.
»Möchten Sie, daß ich einen Schwips kriege?« Sie lachte.
»Wie kommen Sie darauf?« Townsend erhob sich, nahm die zwei Teller aus der Warmhaltelade und stellte sie auf den Tisch. »Freuen Sie sich schon auf den Umzug?« fragte er.
»Umzug?« Angela löffelte ein wenig Sauce Hollandaise auf den Rand ihres Tellers.
Keith hob sein Glas. »Auf Ihre neuen Räumlichkeiten!«
sagte er. »Offenbar hat Lloyd die absolut perfekte Lage gefunden.«
»Perfekt?« echote Angela. »Für drei Millionen Dollar darf man das wohl auch erwarten. Die Frage ist nur – perfekt für wen?« Sie griff nach dem Fischbesteck.
»Summers Worten nach zu urteilen, hatte die Stiftung nicht gerade die große Auswahl.«
»Das dürfte wohl eher für den Vorstand gelten. Lloyd hat die Sache so dargestellt, als gäbe es keine Alternative.«
»Aber der Mietvertrag für die derzeitigen Galerieräume lief doch aus, wie ich hörte.«
»Ja, aber Lloyd hat in seiner Rede verschwiegen, daß der Hausbesitzer den Mietvertrag sehr gern um weitere zehn Jahre verlängert hätte – und ohne jegliche Mieterhöhung.« Angela griff nach ihrem Weinglas. »Ich sollte wirklich nichts mehr trinken, aber nach diesem Gesöff in der Galerie ist der Wein einfach zu köstlich.«
»Warum hat Summers es dann nicht getan?« fragte Keith.
»Was nicht getan?«
»Den Mietvertrag verlängert.«
»Weil er ein Gebäude gefunden hat, zu dem zufällig ein Penthouse gehört.« Angela stellte das Weinglas ab und konzentrierte sich auf ihren Fisch.
»Was ist so Besonderes daran? Es steht ihm doch zu, im 590
selben Gebäude zu wohnen. Schließlich ist er der Direktor«, meinte Keith verwundert.
»Stimmt, aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht, für die Wohnung einen separaten Mietvertrag abzuschließen, damit er nicht ohne beträchtliche Entschädigung rausgeschmis-sen werden kann, wenn er beschließt, in den Ruhestand zu gehen. Er hat das alles ganz genau durchdacht, der Schleimer.«
Ihre Zunge wurde schwer.
»Woher wissen Sie das alles?«
»Wir hatten eine Zeitlang denselben Liebhaber«, antwortete sie betrübt.
Townsend füllte rasch ihr Glas nach. »Und wo ist dieses famose Gebäude?«
»Warum sind Sie so scharf darauf, alles über das neue Gebäude zu erfahren?« Zum erstenmal klang ihre Stimme mißtrauisch.
»Ich möchte Sie gern besuchen, wenn ich wieder nach New York komme«, antwortete Keith ohne Zögern.
Angela legte das Besteck auf den Teller, schob ihren Stuhl zurück und fragte: »Sie haben nicht zufällig ein Gläschen Kognak? Nur einen kleines, bevor ich mich auf dem Heimweg diesem Blizzard da draußen stellen muß.«
»Kognak? Das nehme ich doch an«, erwiderte Townsend. Er ging zu dem kleinen Getränkekühlschrank und brachte vier Miniaturflaschen Weinbrand verschiedener Herkunft zum Vorschein. Er goß den Inhalt sämtlicher Fläschchen in einen großen Schwenker.
»Woll’n Sie nicht einen mit mir trinken?« fragte Angela mit zunehmend schleppender Stimme.
»Nein, danke. Ich habe meinen Wein noch nicht aus-
getrunken.« Er hob sein erstes Glas, das noch so gut wie unberührt war. »Außerdem brauche ich mich nicht dem
Blizzard zu stellen. Erzählen Sie mir – wie sind Sie eigentlich stellvertretende Direktorin geworden?«
591
»Nachdem in den vergangenen vier Jahren fünf Leute das Handtuch geworfen hatten, war ich vermutlich die einzige Person, die sich um diesen Job beworben hat.«
»Es wundert mich, daß Summers überhaupt einen
Stellvertreter akzeptiert.«
»Das muß er.« Angela nahm einen Schluck Weinbrand. »Es steht in den Statuten.«
»Sie müssen ja hochqualifiziert sein, daß man Ihnen diese Stellung angeboten hat«, änderte Townsend rasch das Thema.
»Ich hab’ in Yale Kunstgeschichte studiert und meinen Doktor der Philosophie gemacht, über die Renaissance von 1527–1590 an der Accademia in Venedig.«
»Nachdem Sie Caravaggio, Luini und
Weitere Kostenlose Bücher