Imperium
einander flüchtig an; dann packte Armstrong Summers am Arm und zog ihn rasch zur Mitte des Saales zurück.
»Ist Ihnen auch aufgefallen, daß Mr. Summers mich dem neuen Besitzer des Star nicht vorstellen wollte?« sagte Angela düster.
Townsend sagte ihr nicht, daß es wohl eher so war, daß Armstrong die Begegnung zwischen ihm und dem Direktor vermeiden wollte.
»War nett, Sie kennengelernt zu haben, Mr…?«
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»Haben Sie heute abend schon etwas vor?«
Sie zögerte kurz. »Nein, eigentlich nicht. Aber ich muß morgen schon sehr früh an die Arbeit.«
»Genau wie ich«, entgegnete Townsend. »Wie wär’s, wenn wir einen kleinen Imbiß zu uns nehmen?«
»Okay. Ich hole mir nur meinen Mantel, dann können wir gehen.«
Während Angela sich in Richtung Garderobe entfernte,
schaute Keith sich um. Armstrong, mit Summers im
Schlepptau, war nun von einer Schar Bewunderern umgeben.
Keith brauchte gar nicht in Hörweite zu sein, um zu wissen, daß Armstrong ihnen von seinen großartigen Plänen für die Zukunft der Stiftung erzählte.
Einen Augenblick später kehrte Angela zurück. Sie trug nun einen schweren Wintermantel, der bis an die Knöchel reichte.
»Wo würden Sie gern essen?« fragte Townsend, als sie die breite Treppe hinaufstiegen, die von der Galerie, die im Souterrain lag, zur Straße führte.
»In den meisten halbwegs annehmbaren Restaurants
bekommen wir ohne Reservierung keinen Tisch«, meinte
Angela. »Wo sind Sie denn abgestiegen?«
»Im Carlyle.«
»Dort habe ich noch nie gegessen. Das wäre mal was
anderes.«
Keith hielt Angela die Tür auf. Ein für New York typischer eisiger Wind empfing sie, und Keith mußte seine Begleiterin beinahe stützen.
Der Fahrer von Townsends wartendem BMW beobachtete
erstaunt, daß Keith ein Taxi anhielt. Noch mehr verwunderte es ihn, seinen Chef in Gesellschaft einer Frau zu sehen, die er nie und nimmer für Townsends Typ gehalten hätte. Der Fahrer drehte den Zündschlüssel und fuhr hinter dem Taxi her zum Carlyle zurück. In der Madison Avenue stiegen die beiden aus und verschwanden durch die Drehtür im Hotel.
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Townsend führte Angela direkt zum Restaurant im ersten Stock. Er hoffte, der Ober würde sich nicht an seinen Namen erinnern.
»Guten Abend, Sir«, begrüßte dieser ihn an der Tür. »Haben Sie einen Tisch bestellt?«
»Nein«, antwortete Townsend, »aber ich bin Hotelgast.«
Der Ober runzelte die Stirn. »Tut mir leid, Sir, aber es wird mindestens eine halbe Stunde dauern, bevor ein Tisch frei wird. Sie könnten natürlich den Zimmerservice in Anspruch nehmen, wenn Sie möchten.«
»Nein, wir warten an der Bar«, wehrte Townsend ab.
»Ich habe morgen wirklich eine sehr frühe Verabredung«, warf Angela ein. »Ich kann es mir beim besten Willen nicht leisten, zu spät zu kommen.«
»Sollen wir unser Glück in einem anderen Restaurant
versuchen?«
»Ich habe nichts dagegen, auf Ihrem Zimmer zu essen. Nur muß ich unbedingt vor elf Uhr wieder fort.«
»Ist mir recht«, sagte Townsend. Er wandte sich wieder an den Ober: »Wir werden in meiner Suite speisen.«
Der Mann verbeugte sich knapp. »Ich werde sofort
jemanden zu Ihnen schicken. Welche Zimmernummer, Sir?«
»Siebenhundertzwölf«, antwortete Townsend. Er führte
Angela aus dem Restaurant. Als sie über den Korridor gingen, kamen sie an dem Zimmer vorüber, in dem Bobby Schultz spielte.
»Er hat wirklich Talent«, sagte Angela bewundernd.
Townsend nickte und lächelte. Sie stiegen in einen bereits fast vollen Fahrstuhl, gerade noch, bevor die Tür sich schloß.
Townsend drückte auf den Knopf für den siebten Stock. Als sie ausstiegen, lächelte Angela ihn nervös an. Keith hätte ihr am liebsten gesagt, daß es nicht ihr Körper war, für den er sich interessierte.
Er steckte den Schlüssel ins Schloß und schob die Tür auf, 586
um Angela hineinzulassen. Erleichtert sah er, daß die Flasche Sekt, die das Haus spendiert und die er nicht angerührt hatte, noch auf dem Tisch in der Zimmermitte stand. Angela zog ihren Mantel aus und legte ihn über den nächsten Sessel; dann öffnete sie die Flasche und füllte zwei Gläser bis zum Rand.
»Ich darf nicht mehr allzu viel trinken«, sagte sie bedauernd.
»Ich hatte schon in der Galerie so einige Gläschen.« Keith prostete ihr zu. Im selben Moment klopfte jemand an die Tür.
Es war der Kellner mit der Speisekarte.
»Dover-Seezunge mit grünem Salat«, bestellte Angela, ohne auch nur einen Blick auf die Karte
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