Imperium
einen Interessenten dann noch zum Kauf reizen könnte.«
»Wollen Sie mir drohen?«
»Na ja, ich würde sagen, Sie könnten es so auslegen.«
Armstrong erhob sich aus seinem Sessel, stemmte die
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Hände auf den Schreibtisch und lehnte sich vor, bis sein Gesicht sich dicht vor dem des Gewerkschaftsführers befand.
Doch O’Reilly zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Sie erwarten eine Abfindung von dreihundertzwanzig Millionen, obwohl ich erst gestern abend die Namen von achtzehn
Pensionären auf der Anwesenheitsliste fand. Einer davon ist sogar seit über zehn Jahren in Rente!«
»Ich weiß.« O’Reilly nickte. »Die Leute hängen so sehr an diesem Verlag, daß er sie geradezu magisch anzieht.« Er bemühte sich um ein unbewegtes Gesicht.
»Für fünfhundert Dollar die Nacht!« tobte Armstrong. »Das wundert mich nicht!«
»Deshalb biete ich Ihnen ja einen Ausweg an«, erwiderte O’Reilly.
Armstrong verzog das Gesicht, als er auf die letzten
Arbeitsblätter blickte. »Und was ist mit Bugs Bunny, Jimmy Carter und O. J. Simpson? Ganz zu schweigen von den
achtundvierzig weiteren bekannten Persönlichkeiten, die hier auf der gestrigen Spätschichtliste stehen? Ich wette, diese Aasgeier haben die ganze Nacht nur den Finger gerührt, um während des Kartenspielens ihre Kaffeetasse an die Lippen zu heben! Und Sie erwarten, daß ich bereit bin, Ihnen eine Pauschalabfindung zu bezahlen, wenn diese Namen – einschließlich der von George Bush –, auf der Anwesenheitsliste stehen?«
»Ja. Es ist nur unsere Art, ihm Spenden für seine
Wahlkampagne zukommen zu lassen.«
Armstrong blickte Russell und Peter verzweifelt an und hoffte auf ein wenig Unterstützung von ihnen, doch aus unterschiedlichen Gründen öffnete keiner der beiden den Mund. Dick wandte sich wieder O’Reilly zu. »Ich teile Ihnen meine Entscheidung später mit«, brüllte er. »Verschwinden Sie jetzt!«
»Hegen Sie immer noch die Hoffnung, daß die Zeitung
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heute Nacht in den Vertrieb kommt?« fragte O’Reilly mit Unschuldsmiene.
»Ist das schon wieder eine Drohung?« knirschte Armstrong.
»Allerdings«, erwiderte O’Reilly, »denn wenn Ihre
Hoffnung sich erfüllen soll, kann ich Ihnen nur dringend raten, den Abfindungsvertrag zu unterzeichnen, ehe die Abendschicht um siebzehn Uhr beginnt. Denn meinen Männern ist es
ziemlich egal, ob sie dafür bezahlt werden, daß sie arbeiten oder nicht.«
»Raus!« brüllte Armstrong mit voller Lautstärke.
»Ganz wie Sie meinen, Mr. Armstrong. Sie sind der Boß.«
O’Reilly nickte Russell zu und wandte sich zum Gehen.
Als die Tür sich hinter dem Gewerkschaftsführer geschlossen hatte, drehte Armstrong sich zu Peter um. »Jetzt hast du gesehen, womit ich es hier zu tun habe! Was erwarten diese Mistkerle von mir?« Er schrie immer noch.
»Daß Sie den Verlag schließen«, antwortete Russell ruhig,
»wie Sie es bereits am ersten Tag der siebten Woche hätten tun sollen. Inzwischen wären sie mit ihren Forderungen weit heruntergegangen.«
»Aber wenn ich Ihrem Rat gefolgt wäre, hätten wir keine Zeitung mehr.«
»Und würden endlich wieder mal ruhig schlafen können.«
»Wenn Sie das wollen, dann können Sie es jetzt«, brummte Armstrong, »denn ich weiß, daß wir mit O’Reilly fertig werden. Er läßt sich breitschlagen, da bin ich mir ganz sicher.
Du gibst mir doch recht, Peter?«
Peter Wakeham schwieg, bis Armstrong ihn durchdringend anstarrte; dann nickte er heftig.
»Aber woher wollen Sie weitere dreihundertzwanzig
Millionen Dollar nehmen?« fragte Russell.
»Lassen Sie das meine Sorge sein«, antwortete Armstrong.
»Aber meine ist es ebenfalls. Sofort nachdem O’Reilly die Vereinbarung unterzeichnet hat, brauche ich das Geld. Sonst 653
kommt es gleich vor der nächsten Ausgabe erneut zum Streik.«
»Sie bekommen das Geld«, versicherte Armstrong.
»Dick, noch ist es nicht zu spät…«, sagte Russell.
»Führen Sie meine Anweisungen aus, und zwar sofort!«
brüllte Armstrong.
Russell nickte widerstrebend und verließ das Büro.
Armstrong griff nach dem Telefon, das ihn direkt mit dem Chefredakteur verband. »Barney, eine gute Neuigkeit«, donnerte er. »Es ist mir gelungen, die Gewerkschaften zur Vernunft zu bringen. Wir schließen einen Vergleich zu meinen Bedingungen. Ich will eine Titelseitenstory, die den Sieg des gesunden Menschenverstandes hervorhebt, und einen Leitartikel darüber, daß mir etwas gelungen ist, was noch keiner geschafft hat.«
»Klar,
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