Imperium
Pressezare bald trocken sein.
Die Zukunft ihrer beider Konzerne liegt nun in den Händen ihrer Bankiers, die sich – wie die Gläubiger eines Landes der dritten Welt – fragen müssen, ob sie je auch nur ihre Zinsen sehen werden, von der Rückzahlung der langfristigen Kredite ganz zu schweigen. Die Alternative der Banken, ihre Verluste in Grenzen zu halten, besteht darin, sich an diesem größten Notverkauf der Geschichte zu beteiligen. Die Ironie der Sache liegt letztendlich darin, daß schon eine einzige Bank diese Kreditkette zum Zerreißen bringen kann, und das gesamte, 660
kunstvoll zusammengefügte Gebäude stürzt ein.
Gestern kommentierte ein Insider die Lage mit folgenden Worten: »Würde einer der beiden einen Scheck ausstellen, würde seine Bank ihn platzen lassen.«
Tom stieg als erster aus dem Zug, als er in die Grand Central Station einfuhr. Er rannte zur nächsten Telefonzelle und wählte Townsends Nummer. Heather stellte ihn sofort durch. Diesmal hörte Keith sich den Rat seines Anwalts aufmerksam an.
Als Armstrong den Artikel gelesen hatte, griff er nach einem Haustelefon und wies seine Sekretärin an: »Falls Paul Maitland aus London anruft, sagen Sie ihm, ich bin nicht zu Hause.«
Kaum hatte er aufgelegt, läutete ein Telefon.
»Mr. Armstrong, ich habe den leitenden Effektenmakler der Bank of New Amsterdam am Apparat. Er möchte dringend mit Ihnen persönlich sprechen.«
»Dann stellen Sie ihn durch«, forderte Armstrong Heather auf.
»Der Markt wird mit Verkaufsaufträgen für Aktien der
Armstrong Communications überschwemmt«, ließ der Makler ihn wissen. »Der Aktienpreis ist auf zwei Dollar einunddreißig gefallen. Ich wollte mich nur erkundigen, ob Sie irgendwelche Aufträge haben.«
»Kaufen Sie weiter«, erwiderte Armstrong ohne Zögern.
Nach einer Pause sagte der Effektenmakler: »Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie jedesmal siebenhundert-tausend Dollar verlieren, wenn die Aktien um einen Cent fallen.« Er überprüfte noch einmal rasch, wie viele Aktien an diesem Vormittag bereits gehandelt worden waren.
»Es ist mir egal, was es kostet«, entgegnete Armstrong.
»Das ist nun mal eine kurzfristige Notwendigkeit. Sobald der Markt sich beruhigt hat, können Sie die Anteile freigeben und die Verluste nach und nach wieder reinholen.«
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»Aber wenn die Kurse immer weiter fallen…?«
»Kaufen Sie einfach drauflos«, befahl Armstrong.
»Irgendwann muß es einen Umschwung geben.« Er schmetterte den Hörer auf die Gabel und starrte sein Bild auf der Titelseite der Financial Times an. Es war nicht gerade schmeichelhaft.
Kaum hatte Townsend den Artikel gelesen, richtete er sich nach Toms Rat und setzte sich mit seiner Handelsbank in Verbindung, bevor er von dort angerufen wurde. David
Grenville, der Geschäftsführer der Bank, bestätigte Keith, daß die Global-Aktien an diesem Vormittag weiter gefallen waren.
Er hielt es für angebracht, sich so schnell wie möglich zusammenzusetzen. Townsend erklärte sich einverstanden, einige wichtige Besprechungen zu verschieben, um ein Treffen um vierzehn Uhr zu ermöglichen. »Sie sollten vielleicht Ihren Anwalt mitbringen«, fügte Grenville unheilverkündend hinzu.
Townsend wies Heather an, sämtliche Nachmittagstermine abzusagen. Den Rest des Vormittags verbrachte Keith damit, sich mit den Einzelheiten eines Seminars vertraut zu machen, das die Gesellschaft in etwa einem Monat veranstalten würde.
Henry Kissinger und Sir James Goldsmith hatten sich bereit erklärt, Grundsatzreferate zu halten. Es war Townsends Idee gewesen, sämtliche über die ganze Welt verstreuten leitenden Angestellten seines Konzerns nach Honolulu zu beordern, um dort über die Zukunftsperspektiven der Gesellschaft zu diskutieren und darüber, wie die Multi Media sich in das Gesamtunternehmen integrieren und sich im neuen Zeitalter der totalen Kommunikation gewinnbringend nutzen ließe. Ob es soweit kommt, daß wir das Seminar absagen müssen, fragte er sich nun. Oder wird es sich als Totenmesse erweisen?
Es hatte zwanzig hektische Tage gedauert, das Finanzpaket für den Erwerb der Multi Media zusammenzubekommen, und es hatte Keith noch viel mehr schlaflose Nächte gekostet, über die Frage nachzugrübeln, ob diese Transaktion nicht ein 662
katastrophaler Fehler gewesen war. Jetzt sah es ganz so aus, als wären seine schlimmsten Befürchtungen von einem Schreiberling der Financial Times bestätigt worden. Er hätte von Anfang an lieber
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