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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Kunden geschlendert war und nirgends ein
    Restaurant oder auch nur eine kleine Kneipe entdeckt hatte, kehrte er in den britischen Sektor zurück.
    Er beschloß, am nächsten Morgen nach Dresden zu fahren.
    Vielleicht würde er mit seinem Auftrag etwas früher fertig; dann könnte er möglichwerweise noch zwei Tage in Deauville verbringen und seine schwindenden Finanzen aufstocken. Er pfiff vor sich hin und sprang auf eine Straßenbahn, die ihn zur Werkstatt brachte.
    Der MG wartete auf dem Hof und sah wie neu aus. Jemand hatte ihn sogar gewaschen und poliert, so daß die rote Motorhaube im Abendlicht schimmerte.
    Der Mechaniker reichte Keith den Schlüssel, und er setzte sich hinters Lenkrad und drehte die Zündung. Der Wagen sprang sofort an. »Großartig«, lobte er.
    Der Mechaniker bestätigte es mit einem Nicken. Als Keith wieder ausstieg, zog ein anderer Mechaniker den Schlüssel aus 185
    dem Zündschloß.
    »Wieviel bekommen Sie?« Keith öffnete seine Brieftasche.
    »Zwanzig Pfund«, antwortete der englischsprechende
    Mechaniker.
    Keith wirbelte herum und starrte ihn an. »Zwanzig Pfund?«
    entrüstete er sich. »Aber soviel habe ich nicht! Ich hab’ Ihnen doch schon dreißig Shilling gegeben! Ich habe für den ganzen verdammten Wagen nur dreißig Pfund bezahlt!«
    Das schien den Mechaniker nicht zu beeindrucken. »Wir mußten die Kurbelwelle austauschen, einige Teile für den Vergaser selbst anfertigen und ihn dann wieder zusammen- und einbauen. Und dann die ganze Arbeit an der Karosserie! Was meinen Sie, wie schwer es war, an Ersatzteile zu kommen. In Berlin ist so ein Luxus zur Zeit kaum gefragt. Zwanzig Pfund«, wiederholte er.
    Keith nahm sein Geld aus der Brieftasche und zählte es.
    »Wieviel ist das in Reichsmark?«
    »Wir nehmen keine Mark«, wehrte der Mechaniker ab.
    »Warum nicht?«
    »Die Briten haben uns vor Falschgeld gewarnt.«
    Keith gelangte zu der Einsicht, daß es an der Zeit war, eine andere Taktik zu versuchen. »Das ist ja ungeheuerlich!« rief er.
    »Ich werde mir überlegen, ob ich Sie anzeigen soll, damit man Ihre Werkstatt schließt!«
    Die Drohung ließ den Deutschen völlig kalt. »Sie mögen ja den Krieg gewonnen haben, mein Herr, aber das bedeutet noch lange nicht, daß Sie Ihre Rechnung nicht bezahlen müssen.«
    »Sie bilden sich doch nicht etwa ein, daß Sie damit durchkommen!« brüllte Keith. »Ich werde Sie Captain Armstrong melden, meinem guten Freund vom Kontrollrat! Dann werden Sie schon sehen, wie weit Sie mit Ihren unverschämten Forderungen kommen!«
    »Vielleicht ist es besser, wir rufen die Polizei und
    überlassen ihr diese Entscheidung.«

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    Das brachte Keith zum Schweigen. Er ging eine Zeitlang auf dem Hof hin und her, ehe er gestand: »Ich hab’ keine zwanzig Pfund.«
    »Dann werden Sie den Wagen wohl verkaufen müssen.«
    »Niemals!« rief Keith.
    »Tja, in diesem Fall müssen wir ihn als Sicherheit hier behalten – für die übliche Unterstellgebühr –, bis Sie die Rechnung bezahlen können.«
    Keith’ Gesicht wurde immer röter, während der Mechaniker und ein Kollege bei seinem MG stehenblieben. Sie wirkten erstaunlich gelassen. »Wieviel würden Sie mir denn für den Wagen geben?« fragte Keith schließlich.
    »In Berlin besteht zur Zeit keine große Nachfrage nach Sportwagen aus zweiter Hand mit rechtsseitiger Lenkung. Aber ich würde sagen… hunderttausend Reichsmark könnte ich möglicherweise dafür aufbringen.«
    »Aber Sie sagten doch, daß Sie keine Reichsmark nehmen!«
    »Nur nicht von Durchreisenden. Unsere Geschäfte betreiben wir durchaus in Mark.«
    »Sind die Hunderttausend abzüglich der Reparatur-
    rechnung?«
    »Nein«, erwiderte der Mechaniker. Er lächelte und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Aber wir werden uns um einen guten Wechselkurs bemühen.«
    »Verdammte Krauts«, murmelte Keith.

    Zu Beginn seines zweiten Jahres in Oxford wurde Keith von seinen Freunden im Labour Club bedrängt, sich zur Wahl für den Vorstand zu stellen. Keith hatte längst erkannt, daß es nur der Vorstand war, der hohen Politikern vorgestellt wurde, wenn sie die Universität besuchten, obwohl der Labour Club mehr als sechshundert Mitglieder zählte. Und nur der Vorstand hatte die Macht, wichtige Beschlüsse zu verabschieden. Überdies wurden aus dem Vorstand jene Mitglieder gewählt, die zu 187
    Parteiversammlungen geschickt wurden und daher die
    Möglichkeit hatten, die Parteipolitik zu beeinflussen.
    Als das Ergebnis der Vorstandswahl

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