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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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verkündet wurde,
    staunte Keith, mit welch hohem Prozentsatz man für ihn gestimmt hatte. Am darauffolgenden Montag nahm er an seiner ersten Vorstandssitzung im Bricklayer’s Arms teil. Er setzte sich in die hintere Reihe und hörte stumm zu. Er konnte nur staunen, was sich vor seinen Augen abspielte. Von diesem Vorstand wurde allem gehuldigt, das Keith an Britannien verachtete. Die Vorstandsmitglieder waren reaktionär, vorein-genommen und ultrakonservativ, wann immer es zu einer echten Entscheidung kam. Brachte jemand eine originelle Idee vor, wurde sie lang und breit erörtert und dann rasch vergessen, sobald man eine Pause im Parterre des Pubs einlegte. Keith war nunmehr überzeugt, daß es nicht genügte, nur Vorstandsmitglied des Labour Club zu sein, wenn er einige seiner
    radikaleren Ideen verwirklicht sehen wollte. Um dieses Ziel zu erreichen, mußte er in seinem letzten Jahr Vorsitzender des Labour Club werden. Als er dieses Vorhaben in einem Brief an seinen Vater erwähnte, schrieb Sir Graham zurück, er sei weit mehr daran interessiert, daß Keith seinen akademischen Grad bekomme als daß er Vorsitzender des Labour Club werde; letzteres sei für jemanden, der sein Nachfolger als Chef eines großen Zeitschriftenkonzerns werden wollte, nicht von besonderer Wichtigkeit.
    Keith’ einziger Rivale für den Posten war der zweite
    Vorsitzende, Gareth Williams, der mit einem Stipendium der Neath Grammar School studierte und als Sohn eines
    Bergmanns über die nötigen Voraussetzungen verfügte.
    Die Vorstandswahl sollte in der zweiten Woche des
    Herbsttrimesters stattfinden. Keith war klar, daß jede Stunde der ersten Woche von Bedeutung war, wollte er zum
    Vorsitzenden gewählt werden. Da Gareth Williams beim
    Vorstand besser bekannt war als beim Fußvolk des Labour 188
    Club, wußte Keith genau, wo er den Hebel ansetzen mußte.
    Während der ersten zehn Tage des Trimesters lud er jeweils mehrere Mitglieder, die ihren Beitrag bezahlt hatten – darunter einige neue Studenten –, auf einen Drink zu sich in sein Zimmer ein. Nacht um Nacht konsumierten die Genossen
    Unmengen von Collegebier, Salzgebäck und billigem Wein, alles auf Keith’ Kosten.
    Vierundzwanzig Stunden vor der Wahl glaubte Keith es
    geschafft zu haben. Er ging die Mitgliederliste durch und hakte jene ab, um die er sich so großzügig gekümmert hatte und von denen er überzeugt war, daß sie für ihn stimmen würden. Bei jenen, von denen er wußte, daß sie Williams unterstützten, machte er Kreuzchen.
    Die wöchentliche Vorstandssitzung am Abend vor der Wahl zog sich endlos dahin, doch Keith genoß die Vorstellung, daß er das letzte Mal seine Zeit vergeuden würde; daß er zum letztenmal erlebte, wie ein sinnloser Beschluß nach dem anderen gefaßt wurde, von denen jeder ohnehin im nächsten Papierkorb endete. Keith saß wieder hinten im Versammlungs-raum. Er machte keine einzige Bemerkung zu den zahllosen Änderungen von Klauseln und Zusatzklauseln, auf die Gareth Williams und seine Kumpels so scharf waren. Fast eine Stunde lang diskutierte der Vorstand über das schreckliche Schicksal der mittlerweile mehr als dreihunderttausend Arbeitslosen.
    Keith hätte seine Genossen gern daraufhingewiesen, daß es in Großbritannien mindestens dreihunderttausend Personen gab, die schlicht und einfach für keinerlei Arbeit zu gebrauchen waren. Doch eine solche Bemerkung wäre einen Tag, bevor er die Unterstützung möglichst vieler Genossen bei der Wahl brauchte, nicht sehr klug gewesen.
    Keith hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und kämpfte gegen das Einschlafen an, als die Bombe platzte. Es war während des Tagesordnungspunkts »Verschiedenes«, als Hugh Jenkins von St. Peter sich gewichtig von seinem Stuhl in der 189
    vorderen Reihe erhob. Keith redete nur selten mit Jenkins; verglichen mit diesem Burschen war Lenin ein Liberaler.
    Außerdem war Jenkins der engste Verbündete von Gareth Williams.
    »Genosse Vorsitzender«, begann Jenkins nun, »man hat
    mich darauf aufmerksam gemacht, daß es zu einer Verletzung der Geschäftsordnungsbestimmung Nummer neun, Paragraph c, betreffs der Vorstandswahl gekommen ist.«
    »Komm endlich zur Sache«, rief Keith. Er hatte bereits seine Pläne mit dem Genossen Jenkins, sobald er Vorsitzender war – Pläne, die sich in keinem Paragraphen c irgendwelcher Geschäftsordnungsbestimmungen fanden.
    »Das habe ich vor, Genosse Townsend.« Jenkins drehte sich zu ihm um. »Insbesondere, da die Angelegenheit

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