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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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könne, es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis Keith endlich bereit sei, ein wenig Verantwortung auf sich zu nehmen.
    Keith meldete sofort einen Anruf zu seiner Mutter in Toorak an. Als er endlich durchgestellt wurde, lautete seine erste Frage: »Möchstest du, daß ich sofort nach Hause komme?«
    »Nein«, antwortete sie entschieden. »Aber dein Vater hofft, 192
    daß du dich jetzt endlich mehr auf dein Studium konzentrierst, denn ohne Abschluß wäre die Zeit in Oxford sinnlos gewesen.«
    Wieder beschloß Keith, die Prüfer in Erstaunen zu
    versetzen. In den nächsten acht Monaten besuchte er jede Vorlesung und ließ sich kein Tutorium entgehen. Mit Dr.
    Howards Hilfe holte er in den zwei Trimesterferien nach, was er in den vergangenen zwei Jahren versäumt hatte. Jetzt wurde er sich seiner Nachlässigkeit bewußt und wünschte beinahe, er hätte statt seines MG die gute Miss Steadman mit nach Oxford genommen.
    Am Montag der siebenten Woche seines letzten Trimesters begab sich Keith – in dunklem Anzug, Hemd, weißer Krawatte und seiner College-Robe – zu den Prüfungsausschüssen in der High Street der Universität. Während der nächsten fünf Tag saß er mit gesenktem Kopf an dem Schreibtisch, den man ihm zugewiesen hatte, und beantwortete so viele Fragen auf den elf Prüfungsbögen, wie er nur konnte. Als er am Nachmittag des fünften Tages hinaus in die Sonne trat, gesellte er sich zu seinen Freunden, die auf den Stufen des Prüfungsgebäudes saßen und mit jedem Sekt tranken, der vorbeiging und Lust hatte, sich ihnen anzuschließen.
    Sechs Wochen später stellte Keith erleichtert fest, daß sein Name sich auf der ausgehängten Liste des Prüfungsausschusses befand, und daß er den akademischen Grad eines Bakkalaureus der Philosophischen Fakultät (mit Auszeichnung) erhalten hatte, obwohl er Dr. Howard beipflichtete, daß dieser Grad von geringer Bedeutung für die Karriere war, die er bald
    einschlagen würde.

    Keith wollte am selben Tag, an dem er seine Prüfungs-
    ergebnisse erfuhr, nach Australien zurück, doch sein Vater wollte nichts davon hören. »Ich möchte, daß du für meinen alten Freund Max Beaverbrook vom Express arbeitest«, erklärte er ihm über die rauschende Telefonleitung. »Beaver 193
    wird dir in sechs Monaten mehr beibringen, als du in Oxford in drei Jahren gelernt hast.«
    Keith hielt sich zurück, dem Vater zu antworten, daß das keine große Leistung wäre. »Was mir Sorgen macht, ist dein Gesundheitszustand, Vater. Ich möchte nicht in England bleiben, wenn ich dir zu Hause ein bißchen Streß abnehmen könnte.«
    »Ich habe mich nie besser gefühlt, mein Junge«, versicherte Sir Graham. »Der Arzt sagt, daß sich alles normalisiert hat.
    Solange ich’s nicht übertreibe, habe ich noch viele Jahre vor mir. Du wirst mir von viel größerem Nutzen sein, wenn du in der Fleet Street dein Handwerk von der Pike auf lernst, als wenn du jetzt heimkommst und mir im Grund genommen keine allzu große Hilfe bist. Tja, dann werde ich Beaver mal anrufen.
    Und du schreib ihm ein paar Zeilen – heute noch!«
    Keith schrieb am gleichen Nachmittag an Lord
    Beaverbrook. Drei Wochen später lud der Besitzer des Express Sir Graham Townsends Sohn zu einem fünfzehnminütigen
    Vorstellungsgespräch ein.
    Keith traf eine Viertelstunde zu früh am Arlington House ein. Einige Minuten spazierte er am St. Jame’s auf und ab, bevor er den beeindruckenden Büropalast betrat. Er mußte weitere zwanzig Minuten warten, bis eine Sekretärin ihn zu Lord Beaverbrooks riesigem Büro mit Blick auf den St. James’
    Park führte.
    »Wie geht es Ihrem Vater?« fragte Beaver als erstes.
    »Danke, gut, Sir«, antwortete Keith, der vor Beavers
    Schreibtisch stand, da ihm kein Platz angeboten worden war.
    »Und Sie möchten in seine Fußstapfen treten?« Der alte Mann blickte ihn an.
    »Ja, Sir, das möchte ich.«
    »Gut, dann melden Sie sich morgen früh um zehn Uhr in Frank Butterfields Büro beim Express. Er ist der beste stellvertretende Chefredakteur der gesamten Fleet Street. Noch 194
    Fragen?«
    »Nein, Sir.«
    »Gut«, sagte Beaverbrook. »Richten Sie Ihrem Vater meine besten Grüße aus.« Er senkte den Kopf, womit er Keith offenbar zu verstehen geben wollte, daß das Gespräch beendet war. Dreißig Sekunden später war Keith zurück auf dem St.
    James’ und zweifelte beinahe daran, daß diese Begegnung tatsächlich stattgefunden hatte.
    Am nächsten Morgen meldete er sich bei Frank Butterfield in der

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