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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Vertrauen eines bedeutenden Mannes zu gewinnen, harscher Widerspruch ist: Er vermittelt den Anschein uneigennütziger Aufrichtigkeit. »Sie werden außerdem behaupten, dass die Vollmacht zur Bekämpfung der Seeräuber nur ein Sprungbrett für dein wahres Ziel sei, nämlich Lucullus als Befehlshaber der Legionen im Osten abzulösen.« Darauf war vom bedeutenden General nur ein Brummen zu hören - was hätte er auch sagen sollen, das war ja tatsächlich sein wahres Ziel. »Und schließlich werden sie versuchen, den einen oder anderen Volkstribunen aufzutreiben, der gegen Gabinius ' Gesetzesvorlage sein Veto einlegt.«
    »Das klingt ganz so, Cicero, als wärst du hier fehl am Platz«, sagte Gabinius höhnisch. Er hatte etwas von einem Gecken. Das dichte, gewellte Haar hatte er wie sein Chef zu einer glatten Tolle aufgekämmt. »Um unser Ziel zu erreichen, werden wir Kühnheit, möglicherweise harte Fäuste benötigen, aber sicher nicht die Haarspaltereien gerissener Anwälte.«
    »Du wirst Kühnheit, Fäuste und Anwälte benötigen, glaub mir, Gabinius«, erwiderte Cicero. »In dem Augenblick, da mit dem Ende deines Amtes als Volkstribun auch deine Immunität erlischt, werden dich die Aristokraten vor Gericht zerren, und du wirst um dein Leben kämpfen. Du wirst einen gerissenen Anwalt benötigen, Gabinius, wie sonst nichts auf der Welt. Und du auch, Cornelius.«
    »Lasst uns fortfahren«, sagte Pompeius. »Die Probleme liegen also auf der Hand. Hast du uns auch Lösungen anzubieten?«
    »Als Erstes«, antwortete Cicero, »empfehle ich dringend, dass in dem Gesetz für das neue Oberkommando nirgendwo dein Name auftaucht.«
    »Aber das Ganze war meine Idee!«, protestierte Pompeius.
    »Sicher, aber ich halte es dennoch für klüger, am Anfang keinen bestimmten Namen für den Oberkommandierenden zu nennen. Der Senat würde kochen vor Neid und Zorn. Selbst die Vernünftigen, auf deren Unterstützung wir normalerweise zählen können, würden davor zurückschrecken. Die Bekämpfung der Seeräuber muss das zentrale Thema sein, nicht die Zukunft von Pompeius Magnus. Jeder weiß doch, dass der Posten wie maßgeschneidert ist für dich, warum dann groß darüber reden?«
    »Aber was soll ich dem Volk sagen, wenn ich das Gesetz einbringe?«, fragte Gabinius. »Dass jeder Idiot von der Straße für das Amt taugt?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Cicero und gab sich alle Mühe, seine Ungeduld zu zügeln. »Streich den Namen ›Pompeius‹ aus und setz stattdessen die Worte ›Senator im Range eines Konsuls‹ ein. Das grenzt den Kreis der Anwärter auf fünfzehn oder zwanzig noch lebende Exkonsuln ein.«
    »Wer sind dann die potenziellen Rivalen?«, fragte Afranius.
    »Crassus«, antwortete Pompeius sofort. »Vielleicht Catulus. Dann Metellus Pius - der ist zwar alt, aber immer noch eine einflussreiche Größe. Hortensius hat auch noch viele Anhänger. Isauricus. Gellius. Cotta. Curio. Vielleicht noch die Lucullus-Brüder.«
    »Nun ja«, sagte Cicero. »Wenn du dir so große Sorgen machst, dann könnten wir den Kreis noch weiter einschränken, auf einen Exkonsul, dessen Namen mit einem ›P‹ beginnt.« Keiner reagierte darauf, und einen Augenblick lang glaubte ich, dass Cicero zu weit gegangen sei. Doch dann warf Caesar den Kopf in den Nacken und fing an zu lachen, worauf auch die anderen - als sie sahen, dass Pompeius gequält lächelte - in das Gelächter einstimmten. »Im Ernst, Pompeius«, fuhr Cicero fort. »Die meisten sind viel zu alt und träge, um dir noch gefährlich werden zu können. Der Gefährlichste ist Crassus, er ist reich, und er ist eifersüchtig auf dich. Aber wenn es zur Abstimmung kommt, wirst du ihn sicher haushoch schlagen, glaub mir.«
    »Cicero hat recht«, stimmte Caesar zu. »Eins nach dem andern: Erst das Oberkommando im Allgemeinen, dann die Person.« Ich war beeindruckt von der Autorität, mit der er sich zu Wort meldete. Schließlich war er der Jüngste in der Runde.
    »Einverstanden«, sagte Pompeius und nickte bedächtig. »So machen wir es. Das zentrale Thema ist die Bekämpfung der Seeräuber, nicht die Zukunft von Pompeius Magnus.« Und damit zog sich die Runde zum Essen zurück.
     

     
    Kurz darauf wurde ich Zeuge eines erbärmlichen Vorfalls, der mir noch in der Erinnerung peinlich ist, den ich mich im Interesse der Geschichtsschreibung aber dennoch verpflichtet fühle wiederzugeben. Während die Senatoren zu Mittag aßen und sich danach im Garten die Beine vertraten, arbeitete ich

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