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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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verächtlich.
    »Aber auch wenn wir gewinnen … stell dir das einmal bildlich vor: Am Ende müsstest du die kreischende und um sich tretende Lepida durch ganz Rom schleifen, aus dem Gerichtssaal bis in ihr neues eheliches Heim. Das wäre der Skandal des Jahres.«
    »Sind wir also schon so tief gesunken?«, fragte Cato mit bitterer Stimme. »Der Ehrenmann muss beiseitetreten, damit der Strauchdieb triumphieren kann? Soll das römische Gerechtigkeit sein?« Er sprang auf. »Ich brauche einen Anwalt mit Eisen in den Knochen. Und ich schwöre, wenn ich keinen finde, dann werde ich selbst Klage einreichen.«
    »Setz dich, Cato«, sagte Cicero sanft. Als Cato sich nicht rührte, wiederholte Cicero noch einmal: »Setz dich, Cato, ich werde dir jetzt etwas über das Gesetz erzählen.« Cato zögerte, runzelte die Stirn und setzte sich wieder. Allerdings nur auf die Kante des Stuhls, sodass er sofort aufspringen konnte, sollte man ihn nötigen, auch nur um ein Jota von seinen Überzeugungen abzugehen. »Wenn du mir als Mann, der zehn Jahre älter ist als du, einen Rat gestattest. Du darfst nicht bei jeder Gelegenheit mit dem Kopf durch die Wand wollen. Sehr oft kommen die größten und bedeutendsten Fälle nie vor Gericht. Dein Fall scheint mir auch so einer zu sein. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Und wenn du keinen Erfolg hast?«
    »Dann kannst du immer noch so verfahren, wie du willst.«
    Nachdem Cato gegangen war, sagte Cicero zu mir: »Der junge Mann ist so begierig darauf jedem seine Prinzipientreue vor Augen zu führen, wie ein Säufer auf eine Kneipenschlägerei aus ist.« Dennoch war Cato einverstanden gewesen, dass Cicero sich in seinem Namen an Scipio wandte. Ich sah Cicero an, dass die Gelegenheit, den Aristokraten persönlich unter die Lupe nehmen zu können, ganz nach seinem Geschmack war. Es gab buchstäblich keinen Mann in Rom, dessen Stammbaum imposanter war als der des Quintus Caecilius Metellus Pius Cornelianus Scipio Nasica - Nasica bedeutet »Spitznase«, die er im Übrigen sehr hoch trug. Er war nicht nur der leibliche Sohn eines Scipiio sondern auch der Adoptivsohn von Metellus Pius, dem nominellen Oberhaupt des Geschlechts der Metelli. Vater und Adoptivsohn waren erst kürzlich aus Spanien zurückgekehrt und hielten sich derzeit auf Pius ' riesigem Landgut in Tibur auf. Man erwartete, dass sie bei Pompeius ' Triumph am neunundzwanzigsten Dezember direkt hinter dem General in die Stadt reiten würden. Cicero beschloss, ein Treffen für den dreißigsten zu vereinbaren.
    Der neunundzwanzigste Dezember kam. Was für ein Tag! Seit Sulla hatte Rom ein solches Schauspiel nicht mehr gesehen. Ich stand am Triumphbogen. Ganz Rom schien sich an diesem grauen Morgen entlang der Strecke eingefunden zu haben. Vom Marsfeld kommend, passierten als Erste sämtliche Mitglieder des Senats einschließlich Cicero den Bogen, zu Fuß, angeführt von den Konsuln und den anderen Magistraten. Dann kamen die Trompeter mit schallenden Fanfaren. Dann die Fuhrwerke und Tragen mit der Beute aus dem spanischen Krieg - Gold und Silber, gemünzt und ungemünzt, Waffen, Statuen, Gemälde, Vasen, Möbel, Edelsteine, Wandteppiche. Anschließend Holzmodelle der Städte, die Pompeius erobert und geplündert hatte, Tafeln mit deren Namen und mit den Namen aller berühmten Männer, die er im Kampf getötet hatte. Dann die von den Opferpriestern gesteuerten mächtigen weißen Bullen, an deren vergoldeten Hörnern Bänder und Blumengirlanden hingen und die schwerfällig ihrem Opfertod entgegentrotteten. Danach stampfende Elefanten - das Wappentier der Metelli - und rumpelnde Ochsenkarren mit Käfigen voller wilder Tiere aus den Bergen Spaniens, die brüllend und tobend an den Stäben zerrten. Dann die Waffen und Insignien der geschlagenen Rebellen und dann, in rasselnden Ketten, die Gefangenen selbst, die besiegten Anhänger von Sertorius und Perperna. Anschließend die Kronen und Ehrenbezeigungen der Verbündeten, getragen von den Gesandten von etwa zwanzig Staaten. Dann die zwölf Liktoren des Imperators, deren Rutenbündel und Beile mit Lorbeer bekränzt waren. Und dann, unter dem aufbrandenden Jubel der riesigen Menge, trotteten erst die vier weißen Pferde, die den Wagen des Imperators zogen, durch das Tor, bevor schließlich Pompeius selbst auftauchte - aufrecht stehend in dem wie eine Tonne geformten, über und über mit Juwelen bedeckten Triumphwagen. Er trug einen goldbestickten Umhang und eine mit einem Blumenmuster verzierte

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