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Imperium

Imperium

Titel: Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Tunika. In der rechten Hand hielt er einen Lorbeerzweig, in der linken ein Zepter. Den Kopf zierte ein Kranz aus delphischem Lorbeer, das attraktive Gesicht und der muskulöse Körper waren - zum Zeichen, dass er an diesem Tag wahrhaftig die Verkörperung Jupiters war - mit Zinnober rot eingefärbt. Neben ihm stand sein achtjähriger Sohn, der goldlockige Gnaeus, und hinter ihm ein Staatssklave, der ihm ins Ohr flüsterte, dass er nur ein Mensch und alles vergänglich sei. Dem Triumphwagen folgte der alte Metellus Pius, der auf einem schwarzen Streitross saß. Sein bandagiertes Bein zeugte von einer im Kampf erlittenen Verwundung. Neben ihm ritt sein Adoptivsohn Scipio - ein attraktiver junger Bursche von vierundzwanzig Jahren: kein Wunder, dachte ich mir, dass er Lepida lieber war als Cato. Es folgten die Legionskommandeure, darunter Aulus Gabinius, dann alle Ritter und die Reitertruppe, deren Rüstungen in der blassen Dezembersonne schimmerten. Und schließlich die Legionen von Pompeius' Fußsoldaten: Tausende und Abertausende sonnenverbrannter Veteranen in Marschordnung, deren trampelnde Schritte die Erde erzittern ließen, die aus vollem Hals »Io Triumphe!« schrien, die Hymnen an die Götter sangen und schweinische Lieder über ihren Oberbefehlshaber grölten, was in der Stunde des Ruhmes ihr traditionelles Recht war.
    Es dauerte den halben Morgen, bis alle vorübergezogen waren. Die Prozession wand sich durch die Straßen Roms dem Forum entgegen, wo Pompeius die Stufen zum Kapitol hinaufschreiten würde, um vor dem Tempel des Jupiter ein Opfer zu zelebrieren, während traditionsgemäß zur gleichen Zeit seine berühmtesten Feinde in die Gewölbe des Staatsgefängnisses hinuntergeführt würden und durch das Würgeeisen den Tod fänden. Was konnte passender sein, als dass am Tag, an dem die militärische Befehlsgewalt des Eroberers ihr Ende fand, auch das Leben der Eroberten endete? Ich hörte das ferne Jubelgeschrei in der Stadtmitte, ersparte mir aber den Anblick und blieb am Triumphbogen stehen, um mir mit der geschrumpften Menge Crassus ' Ovation anzuschauen. Er machte das Beste daraus und marschierte zusammen mit seinen Söhnen durch das Tor. Seine Handlanger bemühten sich zwar, die Menge aufzuputschen, aber nach dem glanzvollen Pomp von Pompeius ' Festzug war die Darbietung dürftig. Ich bin mir sicher, dass Crassus ziemlich verärgert darüber war, sich einen Weg durch die Pferde- und Elefantenscheiße bahnen zu müssen, die ihm sein Konsulatskollege hinterlassen hatte. Und da er fast alle Sklavenrebellen an der Via Appia ans Kreuz hatte nageln lassen, konnte der Arme für seine Parade nicht mal mit einer stattlichen Anzahl Gefangener aufwarten.
    Am nächsten Tag machte sich Cicero auf den Weg zu Scipios Haus. Ich begleitete ihn mit einer Aktentasche - eine seiner bevorzugten Strategien, wenn er die gegnerische Partei einschüchtern wollte. Wir hatten keinerlei Beweise, ich hatte die Mappe mit alten Quittungen vollgestopft. Scipios Anwesen lag an der Via Sacra, in der sich ein Geschäft ans andere reihte. Allerdings handelte es sich dabei natürlich nicht um normale Geschäfte, sondern um exklusive Juwelierläden, die ihre Produkte hinter Eisengittern zur Schau stellten. Da Cicero uns angemeldet hatte, wurden wir von einem Haussklaven erwartet, der uns sofort in Scipios Atrium führte. Diesem eilte der Ruf voraus, »eines der Wunder Roms« zu sein, was es tatsächlich war, schon damals. Scipios Blutlinie reichte mindestens elf Generationen zurück, von denen neun Konsuln hervorgebracht hatten. Die Wachsmasken der Scipionen, von denen manche schon mehrere Jahrhunderte alt und von Rauch und Ruß vergilbt waren, bedeckten die Wände. (Nach Scipios Adoption durch Pius waren noch einmal sechs Masken von Konsuln hinzugekommen.) Sie verströmten den Geruch von ehrwürdigem Alter - jene feine, trockene Mischung aus Staub und Weihrauch. Cicero ging von einer zur anderen und studierte die Namensschildchen. Die älteste Maske war dreihundertfünfundzwanzig Jahre alt. Aber natürlich war es die von Scipio Africanus, dem Bezwinger von Hannibal, die ihn am meisten faszinierte. Lange stand er mit vorgebeugtem Kopf davor und betrachtete sie. Das edle, sensible Gesicht war glatt und faltenlos, es wirkte vergeistigt, mehr wie das Abbild einer Seele als aus Fleisch und Blut. »Angeklagt vom Urgroßvater unseres aktuellen Klienten«, sagte Cicero, während er sich wieder aufrichtete. »Aufsässigkeit liegt den Catos im

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