Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
Vom Netzwerk:
Verhalten der Betroffenen, dem Grad der Gruppentrennung in Kindereinrichtungen etc. sollte versucht werden, nur solchen Personen eine Chemoprophylaxe zu empfehlen, die der Definition einer engen Kontaktperson entsprechen« ( RKI 2010).
     
    Für enge Kontaktpersonen empfiehlt die STIKO zusätzlich zur Antibiotikagabe die Meningokokkenimpfung, weil das Krankheitsrisiko im Umfeld eines Erkrankten bis zu ein Jahr lang erhöht ist.
    Die Meningokokkenimpfstoffe
    In den deutschsprachigen Ländern sind folgende Vierfachimpfstoffe gegen die Meningokokkengruppen A, C, W 135 und Y zugelassen: Mencevax ACWY (und in Deutschland zusätzlich der Meningokokkenimpfstoff Mérieux) ab dem achtzehnten Lebensmonat und der Konjugatimpfstoff Menveo, der vorläufig nur eine Zulassung ab dem zwölften Lebensjahr hat, vermutlich aber auch bald für Kinder zugelassen wird. Außerdem haben mehrere Konjugatimpfstoffe gegen Meningokokken C eine Zulassung ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat: Meningitec von der Firma Wyeth-Lederle, Menjugate von Chiron-Behring und NeisVac-C von Baxter.
    Bis auf Menveo arbeiten alle Impfstoffe mit dem Wirkverstärker Aluminiumhydroxid: Meningitec enthält 0,125 Milligramm, Menjugate Kit 0,33 Milligramm und NeisVac C 0,5 Milligramm Aluminium.
    Die Wirksamkeit der Meningokokken-Konjugatimpfstoffe beruht auf demselben Trick wie bei den Hib-Impfstoffen: Das Impfantigen ist an ein Eiweiß, zum Beispiel Diphtherietoxoid, gekoppelt und löst daher auch beim unreifen Immunsystem von Säuglingen die Bildung von Antikörpern gegen die Zuckerkapsel der Bakterien aus.
    Bei Impfbeginn schon im ersten Lebensjahr, wie es in manchen Ländern empfohlen ist, müssen zwei bis drei Dosen verabreicht werden. Bei Impfbeginn ab dem zweiten Lebensjahr ist in der Regel nur eine Impfung vorgesehen, lediglich in der Schweiz sollen Kinder zweimal, nämlich im Alter von zwölf bis 15Monaten und von elf bis 15Jahren geimpft werden.
    Eine Impfung gegen Meningokokken B ist zurzeit »in der Pipeline«. Sollte eine Zulassung und Empfehlung erfolgen, ist erst einmal größte Zurückhaltung am Platz, denn die Gruppe B ist ein Spezialist in Mimikry: Ihre Zuckerkapsel enthält Moleküle, die im menschlichen Nervengewebe für den Kontakt zwischen Nervenzellen zuständig sind. Eine Bildung von Antikörpern gegen diese Strukturen könnte schlimme Folgen haben.
    Die Impfempfehlung
    Die STIKO empfiehlt seit Sommer 2006 die einmalige Impfung für alle Kinder ab Beginn des zweiten Lebensjahres. Wenn dieser Zeitpunkt nicht eingehalten werden kann, soll die Impfung zum nächstmöglichen Zeitpunkt, spätestens bis zum achtzehnten Geburtstag nachgeholt werden.
    Außerdem ist die Meningokokkenimpfung empfohlen für Personen mit Immundefekten, für gefährdetes Laborpersonal und für Reisende – vor allem bei Langzeitaufenthalt – in Ländern, in denen eine allgemeine Impfempfehlung ausgesprochen ist ( USA , England, Wales, Irland, Spanien, Niederlande) oder in denen die Meningitis häufig ist (Länder der Sahelzone, Kenia, Tansania, Kamerun und während der Trockenzeit die Republik Kongo). Saudi-Arabien verlangt bei der Einreise ein Impfzeugnis über zwei Impfungen, auch bei Kindern.
    In Österreich ist die einmalige Meningokokken-C–Impfung ab dem ersten Geburtstag empfohlen, im elften bis dreizehnten Lebensjahr dann die Vierfachimpfung gegen Meningokokken A, C, W135 und Y. Der Impfstoff Menveo ist Bestandteil des kostenlosen Kinderimpfkonzepts.
    In der Schweiz gilt die Meningokokken-C–Impfung als »Ergänzungsimpfung«. Sie ist für das Alter von zwölf bis 15Monaten (Nachholimpfung bis zum fünften Geburtstag) und als zweite Dosis im Alter von elf bis 15Jahren empfohlen. Die Kosten werden von der obligaten Krankenpflegeversicherung übernommen.
    Den Eltern muss bei der Impfentscheidung bewusst sein, dass sich die Impfung gegen eine zwar schwere, aber sehr seltene Krankheit richtet. Die Meningokokkengruppe C zeigt ebenso wie die Gruppe B schon seit 2002 in allen Altersgruppen abnehmende Tendenz. Das Paul-Ehrlich-Institut schrieb noch im Jahr vor der STIKO -Impfempfehlung: »Der Rückgang der Inzidenz an Serogruppen-C-Erkrankungen war bei den unter 5-jährigen Kindern am deutlichsten« (
EB
2005). 2003 wurden Meningokokken C in dieser Altersgruppe in 67 Fällen, 2004 in 46 Fällen und 2005 in 27 Fällen (1:125000) nachgewiesen. In Großbritannien, das von der STIKO als Argument für die Wirksamkeit der Impfung angeführt wird, gab es bis zur

Weitere Kostenlose Bücher