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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Einführung der Impfung zehnmal mehr Meningokokken-C-Erkrankungen.
    Die Wirksamkeit der Meningokokken-C–Impfstoffe
    Während die älteren Meningokokkenimpfstoffe deutliche Schwächen in der Wirksamkeit haben, sind die neueren Konjugatimpfstoffe gegen Meningokokken C unbestreitbar effektiv: In England mit seinen hohen Erkrankungszahlen kam es in den Jahren nach Einführung der Impfung zu einem Rückgang von Meningokokken-C-Erkrankungen um über 90 Prozent. Durch die entstandene »Herdenimmunität« nahmen auch bei Ungeimpften die Krankheitsfälle deutlich ab (
EB
2003, Ruggeberg 2003).
    Für Deutschland war ein solcher Effekt von vornherein nicht zu erwarten, da die Meningokokken C nur eine geringe Rolle spielen. Die Abnahme der Meningokokkenerkrankungen seit 2002 betrifft alle Erregergruppen und nicht nur die Gruppe C. In den Jahren vor und nach 2006 – dem Jahr der Impfempfehlung – war die Gruppe C für 22 bis 26 Prozent der Erkrankungsfälle verantwortlich, ohne seither deutlich abnehmende Tendenz ( NRZM 2010).
    Die Meningokokken-C–Impfung hat eine umso kürzere Wirkungszeit, je jünger das geimpfte Kind ist. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist der Impfschutz bereits nach einem Jahr unsicher (Snape 2005, Borrow 2006, Spoulou 2007, Sakou 2009). Zwei bis drei Jahre nach der Impfung von Einjährigen, wie sie in Deutschland empfohlen ist, lassen sich nur noch bei 25 Prozent der Geimpften schützende Antikörper nachweisen (Vu 2006). Die WHO kommentiert diesen Wirkungsverlust kritisch:
     
    »Kurzlebige Antikörper-Antworten sind ein Markenzeichen der früh im Leben verabreichten Meningokokken-C-Konjugatimpfstoffe. Ohne zirkulierende Antikörper kann das immunologische Gedächtnis keinen umfassenden Schutz vor kapselbildenden Bakterien wie Meningokokken gewähren« ( WHO 2010).
     
    Die Gesamtzahl der Meningokokken-C-Erkrankungen wird durch die Impfung von Kleinkindern daher nur wenig beeinflusst, und auch ein »Herdenschutz« ist nicht zu erwarten. Selbst in den USA ist die Impfung von Kindern in den ersten zehn Lebensjahren nur in besonderen Ausnahmefällen angeraten: Sie sei zu kurz wirksam und zu teuer ( MMWR 2008). Eine Impfempfehlung gibt es in den USA für Elf- und Zwölfjährige. Auch in dieser Altersgruppe ist die Wirkungszeit auf höchstens fünf Jahre begrenzt, so dass seit 2010 eine Auffrischungsimpfung für Sechzehnjährige angeraten ist ( CDC 2011). Ebenso wie in Großbritannien sind in den USA die Meningokokken C in den letzten Jahren seltener geworden, wodurch sich auch das Erkrankungsrisiko für die Ungeimpften verringert hat ( WHO 2010, Trotter 2009).
    Niemand weiß, wie erfolgreich auf Dauer die Impfprogramme gegen Meningokokken sind, denn es handelt sich um äußerst variable Keime, die auch rasch die Serogruppe wechseln können. Die Impfung gegen die Meningokokken C führt zu einem Selektionsdruck, der das Aufkommen neuer Gruppen fördert. Anzeichen dafür sind die vermehrten Erkrankungen durch Keime der Gruppe Y in den USA und der Schweiz sowie die Zunahme von Meningokokken B und von Meningokokken-C–Mutanten in Großbritannien (Diggle 2005, Ibarz-Pavón 2011).
    So tragisch Todesfälle und Behinderungen durch Meningokokken-C-Erkrankungen sind, so muss doch angesichts der immensen Kosten des Impfprogramms darüber nachgedacht werden, ob die begrenzten Mittel im Gesundheitssystem nicht sinnvoller genutzt werden können, etwa zur Propagierung des Stillens oder zur Raucherprävention, was zur Reduzierung aller Meningokokkenerkrankungen beitragen würde.
    In einem Positionspapier zum Thema Impfen hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin ausgeführt:
     
    »Auch für andere Impfungen scheint nur ein sehr geringer individualmedizinischer und epidemiologischer Nutzen zu bestehen (Meningokokken Typ C, Pneumokokken). Ob solche Impfungen dann auch ein vertretbares Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen, wird in Zeiten endlicher Ressourcen zunehmend zu einer ethisch legitimierten Frage« ( DEGAM 2009).
    Nebenwirkungen
    Die Meningokokkenimpfstoffe gehören zu den eher schlecht verträglichen Impfstoffen. Dies kann unter anderem damit zu tun haben, dass das Diphtherietoxoid in den gebräuchlichen Impfstoffen Menjugate und Meningitec nicht komplett entgiftet ist und zellschädigende Wirkung haben kann (Qiao 2007).
    Jeder zweite Säugling und jedes fünfte Kleinkind fällt nach der Impfung durch erhöhte Irritabilität auf. Bei einem von 20 Kleinkindern kommt es zu Fieber. Häufig

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