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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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waren die Versuchspersonen, die keine Impfung bekamen, durchschnittlich kränker als die in der Impfgruppe und hatten daher auch eine höhere Sterblichkeit; dies wurde dann auf das Konto des Nichtimpfens gebucht.
    Oft werden auch Versuchsprotokolle nachträglich geändert, Versuchspersonen ohne Begründung aus den Studien wieder ausgeschlossen oder Konkurrenzprodukte unterdosiert. Hier scheinen oft ganze Netzwerke von Personen tätig zu sein, die im Interesse der Industrie arbeiten. Die oft geschickten Manipulationen lassen sich nur durch akribische Lektüre und detektivischen Spürsinn aufdecken. Hierzu sind jedoch Spezialkenntnisse notwendig, die im Rahmen einer Medizinerausbildung nicht vermittelt werden.
    Auf dem freien Markt bieten sogenannte »Clinical Research Organizations« ihre Dienste an und sind in der Lage, auf Wunsch jede beliebige Studie mit vorgegebenen Resultaten durchzuführen. Gefällige und manipulierte Studien werden teilweise über Ghostwriter in Fachzeitschriften lanciert – nach Aussagen von Mitarbeitern der Firma Wyeth Pharma eine »ganz gewöhnliche Praxis« ( AP 1999).

Pharmaindustrie und Medizinbetrieb
    Auch medizinische Fachzeitschriften sind immer wieder Opfer und Mittäter von Wissenschaftsmanipulation. An sich verfügen sie über gewiefte Experten, die die eingereichten Manuskripte kritisch begutachten könnten. Die meisten wissenschaftlichen Zeitschriften beziehen jedoch einen großen Teil ihres Einkommens durch Werbung oder pharmafinanzierte Sonderdrucke. So werden manche Fachzeitschriften zum »verlängerten Arm der Marketingabteilungen pharmazeutischer Unternehmen« (Smith 2005). Von Herstellern gesponserte Studien zur Wirksamkeit von Grippeimpfstoffen hatten beispielsweise bessere Aussichten als unabhängig finanzierte Studien, in anerkannten Fachzeitschriften veröffentlicht zu werden (Schott 2010). Richard Smith, Professor für Medizinjournalismus und ehemaliger Herausgeber der angesehenen medizinischen Zeitschrift
British Medical Journal
, sagt zu dem Problem: »Der gesamte Bereich der medizinischen Fachzeitschriften ist korrupt … Immer offenkundiger sind viele Studien in Fachzeitschriften betrügerisch, und die Wissenschaftsgemeinde hat bisher nicht adäquat auf das Problem des Betrugs reagiert …« (Smith 2006). Im Grunde müssten nicht nur die Autoren der Studien, sondern auch die medizinischen Fachzeitschriften ihre Beziehungen zur Industrie offenlegen.
    Die Abhängigkeit der Ärzteorganisationen und -zeitschriften von pharmazeutischen Anzeigen war schon mehrfach Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Ärztliche Standesorganisationen beziehen 10 bis 50 Prozent ihrer Einkünfte aus Anzeigen der Pharmaindustrie in den Verbandszeitschriften. Das bringt diese Organisationen in große Gefahr, ihre Objektivität zu verlieren: »Die potentiellen Interessenkonflikte, die sich aus pharmazeutischen Anzeigen in ärztlichen Zeitschriften ergeben, dürften erheblich sein. Der Einfluss auf finanzielle Unabhängigkeit und Gebaren von Standesorganisationen ist unbekannt« (Glassman 1999).
    Auch die ärztlichen »Leitlinien«, die mehr und mehr den ärztlichen Umgang mit Krankheiten diktieren, unterliegen einem starken Einfluss der Pharmaindustrie. Praktisch alle Leitlinien, die in einer Studie von N. Choudry (2002) unter die Lupe genommen wurden, waren in Abhängigkeit von pharmazeutischen Unternehmen entstanden. Die Leitlinienautoren waren in ihrer großen Mehrheit Berater, Aktieninhaber oder direkte Angestellte der Pharmaindustrie.
    Marc Girard, französischer Sachverständiger und Gutachter in medizinischen Schadenersatzprozessen, sagt zu diesem Thema:
     
    »Im Arzneimittelbereich, in dem der pharmazeutischen Industrie ein Monopol in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung garantiert ist, kann man kaum einen ernsthaften Anspruch auf Kompetenz geltend machen, wenn man nicht gleichzeitig eine enge berufliche Verbindung zu Herstellerfirmen erklärt. Die meisten Experten haben per definitionem eine ganze Reihe beruflicher und finanzieller Verbindungen zu Unternehmen, die ein großes Interesse an Maßnahmen im Gesundheitsbereich wie Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen, Therapieempfehlungen, Arzneimittelzulassungen etc. haben … Es ist weithin bekannt, dass die Pharmaindustrie einer der weltweit bedeutendsten ›hot spots‹ in der Korruption von Fachleuten ist … Interessenkonflikte sind nicht allein auf finanzielle Fragen begrenzt: Die Pharmaindustrie hat nicht nur

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