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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Durchfall. Nach wenigen Tagen kommt es dann auch zur Leberschwellung mit den typischen Symptomen der Gelbsucht (Ikterus): gelblich verfärbte Haut und Augenbindehaut, grauweiß entfärbter Stuhl und dunkelfarbiger Urin. Erwachsene verlieren im Lauf der Erkrankung nicht selten drastisch an Gewicht.
    Die Diagnose kann durch eine Blutuntersuchung gesichert werden. Nach zwei bis vier Wochen verschwinden Gelbfärbung und Krankheitsgefühl. Bei bis zu 15 Prozent der Patienten kommt es allerdings nach Tagen oder Wochen zu einer erneuten Verschlechterung (»Relaps«). Selten einmal kann sich das wellenartig über mehrere Monate hinziehen.
    Die Ansteckungsfähigkeit beginnt zwei Wochen vor dem Ikterus und ist am höchsten kurz vor Beginn der Erkrankung. Mit Auftreten der Beschwerden nimmt die Virusausscheidung rasch ab – nur die Hälfte der Patienten scheidet dann überhaupt noch Viren aus. Bei Kindern kann das Virus auch einmal über mehrere Wochen im Stuhl nachgewiesen werden. Nach überstandener Erkrankung bleibt eine lebenslange Immunität zurück.
    Die Hepatitis A ist namentlich meldepflichtig. Jeder Erkrankungsfall in einer Gemeinschaftseinrichtung gilt als »Ausbruch«, weil immer mit weiteren unerkannten Fällen zu rechnen ist. Zwei Wochen nach Krankheitsbeginn bzw. eine Woche nach Beginn des Ikterus ist der Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung wieder gestattet. Kontaktpersonen können bis zu vier Wochen vom Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen ausgeschlossen werden, »sofern nicht die strikte Einhaltung von hygienischen Maßnahmen zur Verhütung einer Übertragung gewährleistet ist. Dazu gehört vor allem eine wirksame Händehygiene« ( RKI 2008). Empfohlen ist die Verwendung virusabtötender Händedesinfektionsmittel.
    Sind mehrere Fälle von Hepatitis A in einem Kindergarten oder einer Schule aufgetreten, so werden oft weitergehende Maßnahmen angeordnet, zum Beispiel die vorübergehende Schließung der Einrichtung oder ein vierwöchiges Zutrittsverbot für alle, die keine Impfung nachweisen können.
    Die schulmedizinische Behandlung der Hepatitis besteht aus symptomatischen Maßnahmen: Bettruhe, leichtverdauliche Diät, bei schweren Verläufen auch Infusionsbehandlung.
    Die Häufigkeit der Hepatitis A
    In vielen tropischen und subtropischen Ländern ist die Hepatitis A immer noch eine typische Kinderkrankheit. Oft infizieren sich dort in den ersten zehn Lebensjahren mehr als 90 Prozent.
    Je schlechter die sozioökonomischen und hygienischen Bedingungen in einer Region sind, umso früher im Leben kommt es zur Infektion – in der frühen Kindheit meist »subklinisch«, das heißt ohne Symptome und unbemerkt. Mit steigendem Lebensstandard steigt das Durchschnittsalter der Erkrankten, und die Diagnose »Hepatitis A« wird häufiger gestellt. Vor allem in den Schwellenländern nehmen daher paradoxerweise die registrierten Fälle von Hepatitis A zu. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die weltweiten Erkrankungszahlen auf über 100 Millionen pro Jahr.
    Bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich auch in Europa noch 80 bis 90 Prozent der Kinder mit Hepatitis A infiziert und die Krankheit oft unbemerkt durchgemacht, mit lebenslang nachweisbaren Antikörpern. Aufgrund der verbesserten hygienischen Bedingungen in Familien, Kindereinrichtungen und in der Lebensmittel- und Wasserversorgung ging die Durchseuchung laufend zurück.
    Heute werden in Deutschland jährlich etwa 1000 Fälle von Hepatitis A pro Jahr gemeldet, in Österreich und der Schweiz je zwischen 100 und 150. Etwa die Hälfte aller gemeldeten Erkrankungen wird bei Reisen ins Ausland erworben, in der Mehrzahl von Migranten beim Verwandtenbesuch in der Heimat (
EB
2008).
    Risikogebiete für eine Infektion sind die Länder Afrikas, Asiens sowie Mittel- und Südamerikas, aber auch bestimmte Regionen in Süd- und Südosteuropa – vor allem die Türkei, die in Deutschland 40 Prozent aller »Importe« ausmacht. Bis zu sechs von 1000 Reisenden in subtropische und tropische Länder erkranken an Hepatitis A, bei Rucksacktouristen liegt das Risiko bei 2 bis 3 Prozent (Steffen 1987).
    Das Infektionsrisiko steigt mit der Dauer einer Urlaubsreise: Die Hälfte aller Hepatitis-A-Erkrankungen ist ein Mitbringsel von Langzeitreisen (mehr als 30Tage). Die Wahrscheinlichkeit ist noch sehr viel höher, wenn auch in Privathaushalten übernachtet wird. Gelegentlich gibt es Krankheitsausbrüche nach Städte- oder Pauschalreisen.
    Im Umfeld von importierten

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