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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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andererseits die Entwicklungskosten möglichst schnell amortisieren will, wird starker Druck auf die Zulassungsbehörden ausgeübt. Diese fallen immer wieder durch Schnelligkeit und Schludrigkeit bei der Zulassung auf. Sie verlangen keine Arzneimitteltests durch unabhängige Untersucher, sondern verlassen sich einzig und allein auf Studien der jeweiligen Hersteller, ohne klare Kriterien für die Untersuchung etwaiger unerwünschter Impffolgen aufzustellen. So kommt es immer wieder vor, dass Zulassungen widerrufen werden müssen, nachdem schon etliche Patienten zu Schaden gekommen sind.
    Schiffbruch erlitten die EMA und das Paul-Ehrlich-Institut etwa mit der Zulassung des FSME -Impfstoffs TicoVac im Februar 2000. Schon bei der klinischen Studie des Impfstoffs waren häufige Fieberreaktionen aufgefallen, wurden aber nicht weiter beachtet. In den Monaten nach der Zulassung kam es zu massenhaften Berichten über teils schwere Nebenwirkungen. Bereits Mitte 2000 lagen mehr als 1100 Meldungen von Störwirkungen vor. Dennoch kam von den Zulassungsbehörden keine Reaktion, sondern sie warteten ab, bis über ein Jahr später der Hersteller selbst den Impfstoff vom Markt nahm. Das
arznei-telegramm
meint zum Risikomanagement des Paul-Ehrlich-Instituts, es sei »langsam, unprofessionell und ignoriert das Prinzip des vorbeugenden Verbraucherschutzes«. Immer noch würden Risikobeurteilung und Entscheidungen zur Risikoabwehr von Behörden hinter verschlossenen Türen mit der Industrie ausgekungelt (
AT
2001, 4). In einem anderen Artikel über die deutschen Zulassungsbehörden stellt das
arznei-telegramm
fest:
     
    »Häufung zweifelhafter Zulassungsentscheidungen und undurchsichtige Verquickungen von Behördenvertretern und Firmenmitarbeitern erfüllen mit Sorge, weil Patientenschutz dabei unterzugehen droht. Transparenz und eindeutige Verhaltensregeln müssen gewährleistet sein, um Interessenkonflikte zu erkennen und zu vermeiden« (
AT
2001, 6).
     
    Die Todesfälle nach Sechsfachimpfstoffen wurden von der europäischen Zulassungsbehörde EMA zwar registriert, ein Zusammenhang wurde aber nicht gesehen. Auf die Nachfrage des
arznei-telegramms
, wie weit die Sicherheitsprüfung bei diesen Impfstoffen inzwischen fortgeschritten sei, antwortete die EMA , dass »jedwede Informationen zur Zeit vertraulich behandelt werden« (
AT
2004, 3). Einer der beiden Impfstoffe, Hexavac, verschwand bald darauf vom Markt, ohne dass dabei auf die Vorfälle Bezug genommen wurde.
    Die übereilte europäische Zulassung des Impfstoffs Pandemrix gegen die Schweinegrippe hatte Hunderte von Erkrankungen an der schweren und unheilbaren neurologischen Störung Narkolepsie zur Folge. Die EMA sah sich gezwungen, die Zulassung nachträglich einzuschränken (

2011a).
    Die Zulassungsbehörde der USA , die Food and Drug Administration ( FDA ), musste zwischen 1994 und 1998 172 neue Produkte wieder vom Markt nehmen (
AT
1999, 6), darunter einen Rotavirus-Impfstoff, der schwere Nebenwirkungen hatte und dessen Vertrieb 1999 eingestellt wurde, nachdem mindestens zwei Kinder durch ihn zu Tode gekommen waren. Im Verlauf dieses Skandals stellte sich heraus, dass etliche Mitglieder der zuständigen Behörden Aktionäre der Impfindustrie sind, als Berater der Impfindustrie tätig sind oder Patentrechte an Impfstoffen haben. Im Fall des Rotavirus-Impfstoffs hatten mindestens sechs der zehn Entscheidungsträger finanzielle Verbindungen zum Impfstoffhersteller (Burton 2000).
    Eigentlich wäre es die Aufgabe der Zulassungsbehörden, durch restriktive und transparente Zulassungsbedingungen ein Gegengewicht gegen die massiven Interessen der Pharmaindustrie zu schaffen. Um dies zu kontrollieren und Manipulationen einen zusätzlichen Riegel vorzuschieben, sollte die Überwachung von Arzneimitteln nach ihrer Zulassung
(post-marketing surveillance)
einer eigenen Behörde übertragen werden, die mit der Zulassung nichts zu tun hat. Die Akzeptanz von Impfempfehlungen kann nur aufrechterhalten werden, wenn bei den Behörden die Bereitschaft erkennbar ist, sich um Antworten auf die vielen ungelösten Fragen rund um die Anwendung von Impfstoffen zu bemühen. Solange immer nur von »Impfmüdigkeit« die Rede ist, fehlt dazu offensichtlich der Wille.
    Der amerikanische Kongressabgeordnete Dave Weldon machte bei einem öffentlichen Hearing am Beispiel der amerikanischen Centers of Disease Control ( CDC ) die Interessenkonflikte klar, denen Zulassungsbehörden unterliegen:
     
    »Die

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