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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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vor Infektionen, die die Mutter durchgemacht hat.
    Das spezifische Abwehrsystem besteht aus zwei »Abteilungen«: aus der
zellulären Abwehr
durch Abwehrzellen, die sich in Körperflüssigkeiten und Gewebe aufhalten, und der
humoralen Abwehr
durch spezialisierte Eiweiße im Blut, die sogenannten Antikörper. Letztere werden von der Mutter während der Schwangerschaft auf das Kind übertragen und bieten für die ersten Lebensmonate den sogenannten Nestschutz.
    Das zelluläre ( TH 1-aktivierte) Abwehrsystem
    Informationen über die Eigenschaften des jeweiligen Erregers gelangen vom unspezifischen Abwehrsystem an die Lymphozyten. Diese werden dadurch in T-Helferzellen-1 ( TH 1-Zellen) umgewandelt und aktivieren Killer- und Fresszellen, die nun in einer Art Großaktion alle vom jeweiligen Erreger befallenen Körperzellen abräumen. Damit wird Viren, aber auch bestimmten Bakterien der Garaus gemacht. Auch die Zerstörung von Parasiten und Krebszellen ist Aufgabe des zellulären Abwehrsystems. Die spezialisierten TH 1-Zellen behalten das Fremdeiweiß des Erregers im Gedächtnis und vermehren sich explosionsartig beim erneuten Kontakt mit ihm.
    Das humorale ( TH 2-aktivierte) Abwehrsystem
    Die Fresszellen geben Informationen über den Erreger mit Hilfe von T-Helfer-2-Zellen ( TH 2-Zellen) auch an spezialisierte weiße Blutkörperchen weiter, die B-Lymphozyten. Diese werden dadurch zur Produktion von chemischen Abwehrstoffen, den Antikörpern, angeregt. Antikörper sind gezielt und ausschließlich gegen einzelne Erreger gerichtet, kommen nur in Körperflüssigkeiten vor und sind mit Labormethoden im Blut messbar (»Titer«). Sie erkennen sofort die zu ihnen »passenden« Erreger, haften sich an sie an und bereiten sie so auf die Zerstörung durch Abwehrzellen vor.
    Nach dem Erstkontakt mit einem Krankheitserreger dauert es einige Tage, bis die spezifische Abwehr auf Hochtouren läuft – meist zu lange, um einen Krankheitsausbruch zu verhindern. Hat das Abwehrsystem jedoch auf einen Eindringling reagiert, werden B-Lymphozyten zu »Gedächtniszellen« umgeformt. Bei einem erneuten Eindringen des gleichen Erregers entsenden sie sofort und in großen Mengen Antikörper in die Blutbahn, so dass die neuerliche Infektion mit einem bereits »bekannten« Erreger im Ansatz verhindert wird – der Organismus ist »immun« geworden.
    Ein gesundes Immunsystem gründet auf dem feinen Zusammenspiel von Abwehrstoffen und -zellen mit verschiedenen gegenseitigen Kontroll- oder Verstärkungsmechanismen und einer obersten Instanz, den sogenannten regulatorischen T-Zellen. Ist dieses Gleichgewicht gestört und überwiegt das TH 2-System, erfolgt eine übermäßige Produktion von Abwehrstoffen. Dies kann eine Überreaktion gegen harmlose Fremdstoffe wie Lebensmittel oder Partikel in der Atemluft zur Folge haben – der Beginn einer allergischen Erkrankung. Durch eine Störung des immunologischen Gleichgewichts kann auch die Toleranz gegenüber körpereigenem Gewebe verloren gehen, was das Auftreten von Autoimmunerkrankungen begünstigt.
    Faktoren, die das kindliche Abwehrsystem aus der Balance bringen können, sind der mangelnde Kontakt mit Krankheitserregern durch unseren »hygienischen« westlichen Lebensstil, die Verabreichung von fiebersenkenden Medikamenten und Breitbandantibiotika im ersten Lebensjahr und Impfungen mit ihren immunverstärkenden Hilfsstoffen.
    Störung der Abwehrregulation durch Impfungen
    Während der Schwangerschaft ist das Immunsystem von Mutter und Kind TH 2-betont, um eine Abstoßung des Fötus durch Abwehrzellen zu verhindern. In den ersten Lebenswochen wird jedoch das TH 1-System des Kindes als vorrangiges Abwehrsystem des ersten Lebensjahres »eingeschaltet«. Diese Machtübernahme der Abwehrzellen ist sozusagen die immunologische Lernphase des Säuglings. Wissenschaftler sprechen von einer »antientzündlichen Ausprägung« in diesem Alter (»anti-inflammatory phenotype«, Chelvarajan 2007).
    Die Bildung von entzündungsaktiven Botenstoffen wird beim Säugling aus verschiedenen Gründen unterdrückt. Die vielen Fremdeiweiße, mit denen der Organismus in den ersten Lebenswochen überfallartig Kontakt bekommt, würden anderenfalls einen heftigen Entzündungszustand hervorrufen, einen »Sturm« von immunologisch aktiven Substanzen. Das könnte die Ausbildung der Toleranz gegenüber körpereigenem Gewebe und gegenüber harmlosen Umweltantigenen verhindern (Adkins 2004).
    Die Entwicklung vom frühkindlichen

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