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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Plettenberg; E-Mail: [email protected] ).
    Mit dem Antrag wird automatisch ein Verfahren eingeleitet mit Ermittlungspflicht des Gerichtes. Das Gericht muss zu der Überzeugung gelangen, dass die Impfung – und nur die Impfung – Ursache des Gesundheitsschadens ist. Es müssen daher im Antrag möglichst deutliche und erschöpfende Angaben gemacht werden. Auch sollten notwendige Beweismittel benannt und gegebenenfalls beigefügt werden. Gefordert sind der Nachweis der Impfung und der Nachweis der Impfkrankheit, die ein Gesundheitsschaden sein muss, der »über das übliche Maß einer Impfreaktion« hinausgeht.
    Es lohnt sich der Versuch, dem Gericht einen Gutachter vorzuschlagen – entsprechende Adressen sind beim Schutzverband für Impfgeschädigte zu erfahren. Vom Geschädigten selbst in Auftrag gegebene Privatgutachten sind sehr teuer und erst dann zu empfehlen, wenn der Antrag vom Versorgungsamt abgelehnt wurde und der Rechtsweg beschritten wird.
    Der Antragsteller erhält in jedem Fall einen schriftlichen Bescheid, der auch darüber Auskunft gibt, wie er weiter vorgehen kann, wenn er mit dem Ergebnis nicht einverstanden ist. Es besteht die Möglichkeit des Widerspruchs und anschließend der (ebenfalls kostenlosen) Klage beim Sozialgericht.
    In Österreich müssen unerwünschte Impfnebenwirkungen vom Arzt an das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen ( BASG )/ AGES PharmMed gemeldet werden. Von Impfschäden Betroffene haben Anspruch auf eine Entschädigung. Voraussetzung ist, dass die Impfung vom Obersten Sanitätsrat empfohlen und in Österreich verabreicht wurde. Neben der finanziellen Abfindung werden auch die Kosten für die Behandlung zur Besserung und Heilung des Impfschadens (zum Beispiel Arztkosten, Arznei- und Heilmittelkosten) vom Bund übernommen. Ein Antrag auf Impfschadenentschädigung kann schriftlich oder mündlich bei der jeweiligen Landesstelle des Bundessozialamtes gestellt werden.
    Auch in der Schweiz hat Anspruch auf Entschädigung, wer durch eine behördlich angeordnete oder behördlich empfohlene Impfung geschädigt wird. Die Anerkennung eines Impfschadens ist jedoch nach bisherigen Erfahrungen unwahrscheinlich. Betroffene können beim Netzwerk Impfentscheid ( www.impfentscheid.ch ) das »Formular Beobachtungen und Reaktionen nach Impfungen« herunterladen, es ausfüllen und dem Arzt zur Weiterleitung vorlegen. Juristische Hilfe erteilt der Patientenanwaltsdienst PATIAN .

Individuelle Impfentscheidung aus Sicht des Arztes
    Es gibt ausreichend Gründe für ein vorsichtiges Vorgehen beim Impfen. Behutsamkeit ist jedoch auch im Impfgespräch angebracht. Die Eltern sollten in ihrer Entscheidung frei bleiben und möglichst umfassend die Konsequenzen ihrer Entscheidung durchdenken. Sie brauchen dazu Zeit, und deshalb sollte ihr Kind möglichst nicht sofort nach dem Impfgespräch geimpft werden. Angesichts der großen Unsicherheiten im Impfbereich sind eine paternalistische Haltung oder Druck nicht gerechtfertigt – wir leben in keinem epidemiologischen Notstandsgebiet.
    Wie hieß es doch gleich in der »Salzburger Erklärung für partizipative Entscheidungsfindung«:
     
    »Wir rufen Ärzte dazu auf,
     
    • genaue Informationen über Behandlungsalternativen, deren Unwägbarkeiten, Nutzen und mögliche Folgeschäden entsprechend den Grundsätzen guter Risikokommunikation zu vermitteln,
    • … die Informationen auf die individuellen Bedürfnisse von Patienten zuzuschneiden und ihnen genügend Zeit zu lassen, ihre Wahlmöglichkeiten abzuwägen,
    • anzuerkennen, dass die meisten Entscheidungen nicht sofort getroffen werden müssen, und Patienten und deren Familien Zeit, Ressourcen und Unterstützung für ihre Entscheidungsfindung zu geben« (Salzburg Global Seminar 2011).
     
    Beim Verzicht auf Impfungen müssen Eltern bereit sein, mit dem Kind Krankheiten durchzustehen, die unter Umständen belastend und für Menschen in der Umgebung bedrohlich sein können. Auch verlangt der Verzicht auf Impfungen eine gewisse Festigkeit: Schließlich lässt die Mehrzahl der anderen Eltern ihre Kinder maximal impfen, und oft findet sich auch ein Arzt in der Verwandtschaft, der mit Vorwürfen bei der Hand ist.
    Angesprochen werden muss bei Impfgegnern auch, dass die Angst vor Krankheiten die freie Entwicklung eines Kindes gefährden kann: Darf ein Kind nicht mehr draußen spielen, weil die Eltern den Tetanus fürchten, oder nicht mehr in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, damit es sich

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