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Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung

Titel: Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hirte
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Auffrischungsimpfungen und bei Erwachsenen 60 bis 90 Prozent (Bell 1999,
EB
2009, Kemmeren 2011). Manchmal kommt es vorübergehend zu einer sehr starken Schwellung der Impfstelle
(extensive limb swelling)
.
    Fieber tritt bei einem von 150 Impflingen auf, Temperaturen über 40,5 Grad werden bei einem von 500 Impflingen beobachtet (Bell 1999, David 2008). Bis zu 45 Prozent der älteren Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen klagen nach der Impfung über Krankheitsgefühl, Mattigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit. Die Beschwerden sind meist innerhalb von fünf Tage ausgestanden, in Einzelfällen dauern sie jedoch auch Wochen (
EB
2009). Der Impfzeitpunkt muss von daher gut gewählt werden.
    Mit der Zahl der Auffrischungsimpfungen werden lokale und systemische Impfreaktionen wahrscheinlicher und mit ihnen Arztbesuche und Fehlzeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz (Kemmeren 2011).
    Allergische Erkrankungen
    Der Keuchhustenimpfstoff verursacht Störungen im frühkindlichen Immunsystem, die das Kind für Allergiekrankheiten anfällig machen. Die ersten sechs Lebensmonate sind die Prägungsphase des Immunsystems. Durch die Keuchhustenimpfung in diesem Zeitraum kommt es zu einer überstarken Bildung von Allergieantikörpern (IgE) und dazugehörigen Botenstoffen (Mascart 2007, White 2010). Die Wissenschaftler um Françoise Mascart, die diese Veränderungen erstmals beschrieben, führten hierzu aus: »Unsere Daten zeigen, dass das Zytokin-Profil von sechs Monate alten Kindern beeinflusst wird von der Zusammensetzung des Keuchhustenimpfstoffs, den sie im Alter von 2, 3 und 4 Monaten erhalten.« Die Autoren fordern große Langzeitstudien, um die möglichen Folgen dieser Veränderungen im Immunsystem zu untersuchen, denn zum Zusammenhang zwischen der Keuchhustenimpfung und Allergien gebe es nur Studien mit Vorschulkindern.
    Versuchstiere, die gegen Keuchhusten geimpft wurden, reagieren auf Keuchhustenbakterien mit einer Ausschüttung von allergiebezogenen Botenstoffen und Abwehrzellen in der Lunge (Vandebriel 2007). Acht- bis zwölfjährige Kinder haben signifikant häufiger eine allergische Krankheit, wenn sie trotz Keuchhustenimpfung eine Keuchhustenerkrankung durchgemacht haben. Ein Keuchhusten ohne vorherige Impfung erhöht dagegen dieses Risiko nicht (Bernsen 2008).
    Schrilles Schreien
    Unstillbares schrilles Schreien über Stunden bis Tage wird bei einem von 250 geimpften Säuglingen beobachtet (David 2008). Vom Typ des Schreiens (»Cri encéphalique«) her ist zu vermuten, dass es sich um eine zentralnervöse Impfreaktion handelt. Inwieweit dies Spätschäden hinterlässt, ist nicht untersucht.
    Hypotone-hyporesponsive Episoden ( HHE )
    Unter solchen Episoden versteht man kollapsartige Zustände, die durch folgende Symptome innerhalb von 48 Stunden nach der Impfung charakterisiert werden: verminderte Ansprechbarkeit, muskuläre Schlaffheit und blasse oder bläuliche Verfärbung der Haut. Die Bewusstseinstrübung und die verminderte Ansprechbarkeit lassen eine neurologische Impfreaktion vermuten, deren mögliche Auswirkung auf die Entwicklung der betroffenen Kinder bisher nicht im Detail untersucht wurde.
    HHE s kamen relativ häufig nach dem früheren Keuchhusten-Ganzkeimimpfstoff vor und werden etwa drei- bis viermal seltener nach den azellulären Impfstoffen beobachtet (Scheifele 1999, DuVernoy 2000). Ein Fall ereignete sich während der Zulassungsstudie des inzwischen vom Markt genommenen Sechsfachimpfstoffs Hexavac unter 3800 Kindern.
    Krampfanfälle
    Eine fieberhafte Impfreaktion kann zu Krampfanfällen im Sinne eines Fieberkrampfs führen. Bei etwa einer von 16000 Impfdosen kommt es zu einem Krampfanfall, wobei sich das Risiko bei vier Impfungen entsprechend vervierfacht (Überall 1997).
    Besonders bei Kindern mit Dravet-Syndrom, einem Anfallsleiden mit zunehmender Entwicklungsverzögerung, ist die Keuchhustenimpfung oft ein Auslöser für den ersten Krampfanfall. Die Langzeitentwicklung und Prognose wird dadurch angeblich nicht beeinträchtigt (McIntosh 2010).
    Enzephalitis
    Im Tierversuch wird Keuchhustentoxin verwendet, um autoimmune Hirnentzündungen zu erzeugen (Hofstetter 2002). Auch beim Menschen kann der gebräuchliche Keuchhustenimpfstoff in sehr seltenen Fällen eine Gehirnentzündung mit möglichen bleibenden Schäden verursachen. Der Fachausdruck für diese Impfkomplikation, die auch nach Diphtherie-, MMR - und Influenzaimpfungen vorkommt, ist »akute demyelinisierende Enzephalomyelitis« ( ADEM ). Die

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