Impfen Pro & Contra - Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung
der Gliedmaße auftreten, in die geimpft wurde. Sie bildet sich meist innerhalb von 24 Stunden wieder zurück. Möglich sind weiterhin seltene allergische Reaktionen auf der Haut oder in den Atemwegen (Kehlkopfschwellung, Asthma) und sehr selten ein allergischer Schock.
Meldungen nach der Hib-Einzelimpfung an das Paul-Ehrlich-Institut betrafen außerdem Blutgerinnungsstörungen und neurologische Komplikationen wie Gefühlsstörungen, Krampfanfälle, hypotone hyporesponsive Episoden, Lähmungen, Meningitis, Enzephalitis oder das Guillain-Barré-Syndrom. Die ausführliche Beschreibung eines wahrscheinlich impfbedingten Guillain-Barré-Syndroms mit stark erhöhten Antikörpern gegen das Impfstoffeiweiß findet sich bei P. E. Klass (1992).
Auch Todesfälle nach der Hib-Impfung wurden gemeldet, wobei der Zusammenhang mit der Impfung unklar bleibt.
Schwere Hib-Infektion
Wird ein Kind gegen Hib geimpft, während es sich gerade mit Hib-Bakterien angesteckt hat, so kann es Stunden oder Tage später zu einem Absinken der Antikörper mit der Gefahr einer besonders schweren Hib-Erkrankung kommen. Hohes Fieber und schlechter werdender Allgemeinzustand nach der Hib-Impfung müssen an eine solche Erkrankung denken lassen. In den USA ist sie eine anerkannte Impfkomplikation ( HRSA 2011). Im Zeitalter des Herdenschutzes ist sie jedoch selten geworden.
Asthma bronchiale
Durch die Hib-Impfung steigt nach einer amerikanischen Studie die Wahrscheinlichkeit, bis zum Alter von sechs Jahren an Asthma bronchiale zu erkranken, um etwa 7 Prozent (DeStefano 2002).
Diabetes
Die Hib-Impfung könnte epidemiologischen Studien zufolge das Risiko vergrößern, an Diabetes Typ 1 zu erkranken (Dokheel 1993, Gardner 1997, Classen 1997, 2003). Bei dieser Form der Zuckerkrankheit werden die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse durch ein Autoimmungeschehen zerstört und produzieren kein Insulin mehr. Die Behandlung besteht aus dem lebenslangen Spritzen von Insulin.
Bei Hib-geimpften einjährigen Kindern lassen sich im Blut überzufällig häufig zwei verschiedene Antikörper gegen Bauchspeicheldrüsengewebe ( IA -2A, GADA ) nachweisen (Wahlberg 2003). Jedes zweite Kind, das diese beiden Antikörper aufweist, erkrankt innerhalb von sechs Jahren an Diabetes (Siegmund-Schultze 2007).
In den USA und vielen westeuropäischen Ländern stieg das Diabetesrisiko parallel zur Einführung der Hib-Impfung signifikant an, in Finnland beispielsweise um 60 Prozent. In Deutschland nahmen die jährlichen Neuerkrankungen bei unter fünfjährigen Kindern von 1993 bis 2010 um 70 Prozent zu ( ESPED 2010).
Das Risiko eines Diabetesausbruchs zwei bis drei Jahre nach der Hib-Impfung wird von Classen mit 1:1700 angegeben. Es steigt seiner Berechnung nach auf bis zu 1:50, wenn in der nahen Verwandtschaft, beispielsweise bei Geschwistern, ein insulinpflichtiger Diabetes vorkommt (Classen 2008). In den Vereinigten Staaten ließ sich sogar beobachten, dass ein Diabetesausbruch umso wahrscheinlicher wurde, je mehr Hib-Impfdosen verabreicht worden waren (Classen 1997).
Andere Studien konnten den Zusammenhang nicht bestätigen, wobei hier entweder die untersuchten Gruppen sehr klein waren oder nicht mit Ungeimpften verglichen wurde (zum Beispiel Karvonen 1999, Hummel 2000, DeStefano 2001). Das Dilemma besteht darin, dass bei einem Stopp des Impfprogramms die Hib-Erkrankungen wieder zunehmen würden. Letztlich erhebt sich die ethische Frage, wer die Impfentscheidung treffen soll: der Staat oder die Eltern?
Die renommierte Fachzeitschrift
arznei-telegramm
forderte die Aufklärung der Eltern über das mögliche Diabetesrisiko durch die Hib-Impfung (
AT
1999). In der sofortigen Replik der deutschen Impf-Hardliner wurde die Nebenwirkung heruntergespielt: Es handle sich bei den fraglichen 260 Diabetesfällen zusätzlich pro Jahrgang nur um eine »marginale« Erhöhung. Und es wurde Stillhalten gefordert: »Eine Aufklärung der Eltern darüber, dass ›die Hib-Impfung Diabetes verursachen könnte‹, ist aufgrund der derzeitigen Datenlage die Verbreitung einer falschen Information« (von Kries 1999).
»Die Resultate zeigen, dass frühere Impfstudien fehlerhaft sind, denn ihr Design erlaubt nicht, Zusammenhänge zwischen Impfung und Autoimmunerkrankungen wie Diabetes aufzudecken« (Classen 1997).
Zusammenfassung
Hib-Erkrankungen sind schwer und potenziell lebensbedrohlich. Auch bei intensiver Behandlung können sie Spätschäden hinterlassen.
Ein Krankheitsrisiko besteht
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