Implantiert
Kopf. »Wir erschaffen etwas Schlimmes. Etwas Böses.«
»Wir werden bald die Käfige bekommen. Wir werden überhaupt kein Tier umbringen.«
Jian wollte gerade etwas sagen, als Mister Feelys Kopf über der Heckleiter erschien.
»Bruder! Froot Loops! Kommen Sie runter, pronto!« Er verschwand die Leiter hinab. Rhumkorrf und Jian folgten ihm auf das Unterdeck.
Mister Feely stand neben Molly McButter. Mollys Kopf hing fast bis auf den Boden. Blut rann ihr in dünnen Rinnsalen aus dem Mund.
Rhumkorrf kniete sich neben die Kuh und sah ihr in die von einer Schleimschicht bedeckten Augen. »Was fehlt ihr?«
Tim schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher. Als ich vor zehn Minuten hier ankam, habe ich sie schon so vorgefunden.«
»Vor zehn Minuten? Sie hätten schon seit Stunden hier sein sollen, Mister Feely. Haben Sie wieder getrunken, oder haben Sie nur den Rausch von letzter Nacht ausgeschlafen?«
»Scheiß auf Sie, Stinkmaul«, sagte Tim und rannte durch den Gang zu seinem Laborbereich gegenüber den Flugzeugsitzen und der Aufzugsplattform. Hastig wühlte er in den Schränken und kam dann mit einem Infusionsbeutel und einer in Kunststofffolie eingeschweißten Nadel zurück.
»Und?«, fragte Rhumkorrf. »Was fehlt ihr? Doktor Hoel ist nicht mehr hier, um für Sie die Amme zu spielen, Sie besoffener Idiot.«
»Wissen Sie was, Häuptling?« Tim hängte den Beutel an einen Haken über Molly McButters Box und kniete sich dann neben sie, um die Nadel in ihren Hals zu schieben. »Sie stolpern haarscharf an einer Abreibung vorbei, die sich gewaschen hat.«
»Sagen Sie mir einfach, was mit dieser Kuh nicht in Ordnung ist!«
»Sie ist krank. Es ist, als verzehre sich ihr Körper von selbst. Ich würde sagen, es handelt sich um einen plötzlich aufgetretenen Fall von Unterernährung.«
Jian hatte sich die Kühe in der Nacht zuvor angesehen. Da schien es ihnen noch gutzugehen. Unterernährung? Wie konnte das sein? Zu viel Stress. Sie wurde langsam nervös. Sie wollte nur noch weg. Weg von Rhumkorrf, Feely und den Kühen.
»Lächerlich«, sagte Rhumkorrf. »Es kann keine Unterernährung sein. Mollys Futtereimer ist voll. Sie hat ihn nicht einmal angerührt. Wir haben ihre Ration erhöht, um das
fortgeschrittene Fötenwachstum auszugleichen. Gestern hat sie noch nicht so ausgesehen … oder?«
»Nicht einmal ansatzweise«, sagte Tim. »Was immer es auch war, was sie krank gemacht hat – sie wurde davon so krank, dass sie aufgehört hat zu fressen. Sie ist die Einzige, die diese Symptome zeigt. Deshalb werde ich die Infusionsvorrichtung überprüfen. Vielleicht ist die Pumpe kaputt oder die Nadel verstopft.«
Jian musterte die anderen Kühe. Alle wirkten gesund. Plötzlich sah sie in Box einundvierzig eine Bewegung. Eisige Kälte durchfuhr ihre Brust. Die Hand einer kleinen Plastikpuppe schob sich über die seitliche Trennwand der Box. Wenige Zentimeter links neben der Hand erschien die orangefarbene, schwarz gestreifte Pranke eines Tigers.
»Nein«, flüsterte Jian unhörbar.
Die nicht zueinander passenden Gliedmaßen zitterten. Langsam tauchte ein schwarzer Kopf über der Trennwand auf. Jian kniff die Augen zusammen und presste die Daumen gegen ihren Bauch. Eine Welle dumpfen Schmerzes strömte durch ihren Körper. Sie schüttelte einmal heftig ihren Kopf und öffnete dann die Augen.
Das Ding war verschwunden.
»Jian«, sagte Rhumkorrf in scharfem Ton. Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen und drehte sich zu ihm um.
»Jian, haben Sie mich verstanden?« Er wirkte verärgert. Mister Feely sah angewidert aus.
»Nein, Doktor Rhumkorrf. Was haben Sie gesagt?«
»Ich habe Sie gefragt, was Sie davon halten.«
Jian warf einen raschen Blick auf die kranke Kuh und sah dann wieder zu Rhumkorrf. »Mister Feely hat Recht. Das schnelle Wachstum des Fötus macht die Kuh krank.«
Tim schob eine neue Infusionsnadel in Mollys Hals. »Ich werde die intravenöse Ernährung erhöhen«, sagte er. »Hoffentlich bringt das ihren Stoffwechsel so weit in Ordnung, dass sie wieder zu fressen anfängt. Ich werde dafür sorgen, dass alle Kühe fünfundzwanzig Prozent mehr Futter bekommen. Meiner Meinung nach wurde Molly irgendwann während der Nacht so krank, dass sie nicht mehr weitergefressen hat. Daraufhin hat ihr Körper begonnen, Muskeln abzubauen, um den Fötus zu ernähren, und es kam zu einer ganzen Kaskade von Reaktionen.«
»Wir müssen den Verlauf alle zwei Stunden überprüfen«, sagte Rhumkorrf. »Wir werden uns
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