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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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Erde und Geröll ihn zwang, seinen Kopf links unten zu halten.
    Ein überbreiter Kopf schob sich in den beengten Raum und füllte ihn vollständig aus. Die Kreatur riss das Maul auf, konnte es jedoch nicht ganz öffnen. Der Oberkiefer riss Erde aus der Decke, während die Unterseite des Unterkiefers Magnus’ Füße und Schienbeine flach auf den Boden drückte. Eine heiße, feuchte Atemwolke strömte aus der Kehle des Wesens. Der Strahl der zitternden Taschenlampe reichte bis weit hinab in seinen Schlund.
    Waren das etwa die Mandeln?
    Das Ding spürte Magnus’ Füße unter seinem Kiefer. Seine
Zähne schnappten danach, es versuchte, den Kopf nach links zu drehen, damit es Magnus’ Knie und Oberschenkel erwischen konnte.
    Magnus gab drei Feuerstöße ab. Neun Kugeln ließen Zähne splittern, rissen die Zunge auf und bohrten sich in das Gehirn. Aus allen Wunden spritzte Blut – auf Magnus’ Hände, seine Jacke, seine Beine und sein Gesicht, wo es sich mit dem Blut aus seinen eigenen Schürfwunden vermischte.
    Die Kreatur stieß einen gurgelnden Würgelaut aus. Über ihrem halbgeschlossenen Maul waren die großen schwarzen Augen zu sehen, in denen nur noch ein verschwommener Blick stand. Schlaff glitt das Wesen aus dem Loch zurück und stürzte nach unten.
    Kaum war die enge Öffnung wieder frei, sah Magnus den nächsten Streifen schwarz-weißen Fells. Er gab zwei weitere Feuerstöße ab, war aber nicht sicher, ob er etwas getroffen hatte.
    Er wartete.
    Keine weiteren Köpfe erschienen vor seinem winzigen Loch.
    Magnus wand sich hin und her, um ein neues Magazin aus seiner Tasche zu ziehen. Er ließ es einrasten und wartete auf den nächsten Angriff. Aber es kam keiner.
    Er hatte im Gefecht noch nie wirklich Angst gehabt, aber das … das war etwas vollkommen anderes. Angst war allerdings kein Grund, um aufzugeben. Wenn sie wiederkamen, würde er kämpfen.
    Es gab sehr viel unrühmlichere Arten zu sterben.
    Er hörte, wie anscheinend ein Kadaver über gefrorene Erde geschleift wurde, und dann Geräusche, die ihn an Wölfe erinnerten, die einen Hirsch zerrissen, wie er das von Sendungen im Discovery Channel kannte.

    Den Rücken gegen das hintere Ende seiner winzigen Höhle gedrückt, richtete er die Taschenlampe nach draußen auf die gegenüberliegende Wand. Er sah nichts. Was immer auch vor sich gehen mochte, es ereignete sich ein paar Meter von seiner Stelle entfernt.
    Er konnte die Kreaturen im Schacht hören, konnte hören, wie sie atmeten und gelegentlich leise wimmerten und knurrten wie große, verspielte Hunde.
    Die Kreaturen warteten. Sie würden ihn aushungern.
    Vom Blut seines neuen Feindes bedeckt, versuchte Magnus, sich in eine günstigere Position zu schieben und es sich bequem zu machen. So war das nun mal im Gefecht – er hatte seine plötzlichen Momente des reinen Entsetzens erlebt, doch jetzt musste er sich anscheinend auf eine Phase der Langeweile einstellen.
    Falls er jemals wieder aus diesem Schlamassel herauskommen sollte, wusste er schon, wie er das feiern würde – und sein guter alter Freund Clayton Detweiler würde eine entscheidende Rolle dabei spielen.

SECHSTES BUCH
4. DEZEMBER

6:18 Uhr
    Gunther schlang sich die Decke enger um die Schultern, ihn fröstelte. Das war Bullshit. Der absolute, reine Bullshit. Er sah aus den Fenstern seiner Kabine, ohne sich von der vor ihm liegenden Aussicht beeindrucken zu lassen, die ihm der zehn Meter hohe, mitten auf dem zentralen Hügelrücken der Insel stehende hölzerne Wachturm so früh am Morgen bot. Die Nord- und die Südküste lagen fast auf einer Linie mit seiner Position, das Landhaus etwa acht Grad Richtung Südwesten, North Pointe nicht ganz acht Grad Richtung Nordosten.
    Flutlichtscheinwerfer unter der kleinen Wachkabine tauchten den weißen Schnee am Fuß des Turms im Umkreis von fünfzig Metern in helles Licht. Bei einer Temperatur von etwa sechs Grad unter null hielt ihn in seinem mickrigen Holzverschlag nichts weiter am Leben als ein einziges beschissenes kerosinbetriebenes Heizgerät. Und doch war das besser, als in Magnus’ Nähe zu sein.
    Gunther warf einen Blick auf die grüne Linie, die sich auf dem runden Bildschirm des Radars drehte. Er sah genau das, was er während der letzten fünf Stunden auch schon gesehen hatte: absolut nichts. Er versuchte, sich die Decke noch enger um den Leib zu wickeln. Er hatte die Schnauze voll. Sobald sie von der Insel runter waren, würde er bei Genada kündigen. Erfrierungen, Selbstmorde, diese

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