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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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entfernt.

    Hinter ihm versank die Kreatur ein letztes Mal in den Wellen. Gary warf einen Blick über die Schulter, obwohl er wusste, dass er nur noch wenige Sekunden zu leben hatte, und obwohl er wusste, dass er alle Kraft zusammennehmen musste, konnte er nicht anders.
    Überall auf dem Dock wimmelte es von diesen Kreaturen. Das fahle Mondlicht schimmerte in ihrem weißen Kuhfell und ließ die schwarzen Flecken so dunkel erscheinen wie die Nacht selbst. Dutzende der Monster drängten sich an den Rand der Holzplanken und starrten mit schwarzen Augen auf Gary hinab. Doch sie verfolgten ihn nicht. Und er hatte es fast geschafft …
    Er versuchte zu schwimmern, doch seine Muskeln gehorchten ihm nicht länger. Seine Kehle verschloss sich, als ob man ihm einen Korken hineingestopft hatte. Er konnte nicht mehr atmen. Der völlig durchnässte Schneeanzug zog ihn wieder in die Tiefe.
    Noch einmal hob er die Hand und streckte den Arm nach der Leiter am Heck der Otto II aus. Nasse, glitschige Fäustlinge griffen nach der untersten Sprosse und rutschten ab. Seine Hände sanken herab, und Wasser drang in seinen Mund.
    Schwimm … oder …
     
    Sara und Tim beobachteten die sieben Kreaturen im Kuhfell, die vor der Kirche umherstreiften – die schnüffelten, lauschten, Ausschau hielten. Sie wollten nicht verschwinden.
    »Du bist der Experte«, flüsterte Sara mit fast unhörbar leiser Stimme. »Was sollen wir tun?«
    Tim schüttelte langsam den Kopf und zuckte mit den Schultern.

    Plötzlich hörten die Kreaturen auf zu schnüffeln. Sie hoben die Köpfe und sahen in Richtung Norden. Alle schienen sie etwas zu hören. Auch Sara lauschte, und ein paar Sekunden später hörte sie es ebenfalls … ein schwaches, weit entferntes Geräusch.
    Das Geräusch eines Motors.
    Wie ein einziges Wesen stürmten die Kreaturen davon. Sara beobachtete, wie sie verschwanden, ihren merkwürdig kauernden, watschelnden Gang, als sie in den Wäldern untertauchten.

3. Dezember, 23:20 Uhr
    Magnus stoppte den Bv 206. Wenn er noch näher heranfuhr, konnte Sara trotz des Winds möglicherweise den Dieselmotor hören. Er würde sich zu Fuß anschleichen, in ihr Versteck eindringen und sie umbringen. Magnus war ohnehin am liebsten zu Fuß unterwegs.
    Er sprang aus dem Wagen, schwang die kompakte MP5 über die Schulter und schob sich mehrere Ersatzmagazine in die Taschen. Mit der Beretta in der rechten und einer ausgeschalteten Taschenlampe in der linken Hand näherte er sich dem alten Minenschacht. Er bewegte sich vorsichtig und ruhig. Wenn Clayton die Wahrheit gesagt hatte, hatte es Magnus mit einer Pilotin der Air Force und einem kleinen alkoholkranken Wissenschaftler mit einem kaputten Knie zu tun. Das schien zu bedeuten, dass er es mit leichten Gegnern zu tun hatte, doch Magnus war nur deshalb noch am Leben, weil er schon vor langer Zeit gelernt hatte, dass es so etwas wie leichte Gegner nicht gab: Schusswaffen waren die großen
Gleichmacher auf der Welt. Und Sara Purinam hatte eine Schusswaffe.
    Angewehter Schnee bedeckte fast vollständig das alte Holztor am Mineneingang. Der Wind heulte zwischen den Bäumen, und auch die Mine selbst schien zu stöhnen. Clayton hatte immer behauptet, das seien die Geister der Männer, die darin gestorben waren, doch in Wahrheit war es nichts als Luft, die in einem verdeckten Ventilationsschacht zirkulierte.
    Magnus näherte sich dem Tor, er versank bis zur Hüfte in unberührtem Schnee. Irgendetwas stimmte hier nicht. Nirgendwo gab es Spuren. Die Schneewehe vor dem Tor war nicht einmal ein klein wenig eingedrückt. Er versuchte abzuschätzen, wie viel Schnee in den letzten drei Tagen gefallen war. Viel, aber nicht so viel, dass der angewehte Schnee schon wieder vollkommen glatt liegen würde. Es sei denn, Clayton hätte ihn vor dem Tor aufgehäuft, während Sara und Tim bereits in der Mine waren, und der Sturm hätte die Oberfläche geglättet. Oder es gab noch einen anderen Zugang zur Mine.
    Oder – und das war wahrscheinlicher — Clayton hatte gelogen.
    »Du zähe alte Drecksau«, sagte Magnus leise. »Das hätte ich dir nicht zugetraut.«
    Ein Geräusch im Wald, an der Südseite des Wegs. Magnus warf sich flach zu Boden, sein Körper versank im Schnee. Er schob die Beretta in das Holster und zog die MP5 vom Rücken. Ohne Deckung hob Magnus den Kopf gerade so weit, dass er über den Schnee hinwegspähen konnte. Er suchte den Wald ab, konnte in der Dunkelheit aber nichts erkennen.
    Noch ein Geräusch. Ein seltsames

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