Implantiert
hinüber. Bei Tetris zu betrügen, macht einen echt fertig. Gute Nacht.«
Er drehte sich um und verließ das Labor. Sie rieb sich die Augen. Sie war wirklich müde. Aber es würde nicht mehr lange dauern, ihre aktuelle Aufgabe zu Ende zu bringen.
Vor langer Zeit hatten sie Proben aller dem Menschen bekannten, heute lebenden Säugetiere gesammelt. Danach hatte Danté angefangen, Gewebe ausgestorbener Arten zu besorgen. Jedes Mal, wenn sie eines dieser zusätzlichen Genome digitalisiert hatten, hatte die Gottesmaschine eine höhere Rate bei der zu erwartenden Lebensfähigkeit vorhergesagt. Würden sie mit den vier neuen Proben, die Bobby abgeliefert hatte, über 80 Prozent kommen?
Die unzähligen Tierarten auf der Erde kommen in den verschiedensten Gestaltungen vor, doch jede einzelne von ihnen besteht aus einer simplen Reihe von vier Nukleotiden: Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin. Diese vier fundamentalen Nukleotide bilden jene Doppelhelix-Struktur, die als Desoxyribonukleinsäre oder DNS bekannt ist. Einige Menschen verstanden das Wort Doppelhelix nicht, doch jeder begriff Jians Lieblingsbeschreibung: eine verdrehte Leiter.
Die Variationsmöglichkeiten der einzelnen Verbindungen, die die Sprossen der DNS-Leiter bilden, ist sogar noch eingeschränkter: Es gibt überhaupt nur zwei. Adenin kann sich nur mit Thymin verbinden und Guanin nur mit Cytosin. Aber die Kombinationsmöglichkeiten der vier Buchstaben A, G, T und C entlang den Seiten der Leiter sind unendlich.
Genau diese unendlichen Kombinationsmöglichkeiten wollte Jian analysieren und digitalisieren, damit die Gottesmaschine das vollständige Genom jedes Tieres sehen und mit der Master-Sequenz des Stammvaters aller Säugetiere vergleichen konnte.
Zunächst extrahierte sie DNS aus den Zellen der vier ausgestorbenen Säugetiere und gab sie jeweils in ein einzelnes Glasgefäß. Dann fügte sie zu allen vieren ihre Sequenzierungsmischung hinzu. Diese Mischung bestand aus einer DNS-Polymerase, zufälligen Primern und den vier grundlegenden Nukleotiden. Darüber hinaus befanden sich Didesoxyribonukleoside darin; bei ihnen handelte es sich um Nukleotide mit einer leicht veränderten chemischen Struktur, die einen fluoreszierenden Abschnitt enthielten, der für die letzte Phase des Prozesses von entscheidender Bedeutung war.
Sie schob die Glasbehälter in das Gerät zur Polymerasekettenreaktion (PCR), eine Maschine, die milliardenfache Kopien der Ziel-DNS erzeugte. Zuerst öffnete die PCR-Maschine die DNS wie einen Reißverschluss, indem sie sie auf fünfundneunzig Grad Celsius erhitzte. Dadurch wurden die Wasserstoffverbindungen in den Sprossen der Leiter aufgebrochen, und aus der Doppelhelix wurden zwei einzelne DNS-Stränge. Danach kühlte die Maschine die Mischung auf fünfundfünfzig Grad herunter. Dies brachte die vorgefertigten Zufalls-Primer ins Spiel. Ein Primer – ein bestimmtes Molekül – verhält sich zu einem DNS -Strang wie das
Fundament zu einer Backsteinwand: DNS-Stränge können sich nicht völlig beliebig aufbauen, sie müssen mit einem Primer anfangen. Das Absenken der Temperatur ermöglichte es den Primern, an komplementäre Abschnitte auf dem einzelnen DNS-Strang anzudocken, wodurch, zum Beispiel, ein Primer mit der Kombination ACTGA Sprossen schuf, denen eine Kombination von TGACT auf der anderen Seite der Leiter entsprach. A verbindet sich mit C, T verbindet sich mit C, und schon hat man einen bestimmten Ausgangspunkt geschaffen.
Danach wird wieder Hitze hinzugefügt.
Bei einer Temperatur von zweiundsiebzig Grad beginnt die DNS -Polymerase bei den Zufalls-Primern und bewegt sich entlang der offenen Stränge, mit denen freie Nukleotide verbunden werden. Es ist, als errichte ein Zug in dem Augenblick seine Schienen, während er auf ihnen fährt. Das Ergebnis sind zwei perfekte Kopien des ursprünglichen DNS-Strangs. Danach wiederholt sich der Prozess mit großer Geschwindigkeit – aus zwei Kopien werden vier, dann acht, dann sechzehn. Die exponentielle Steigerung erzeugt schon bald sehr hohe Zahlen.
Noch vor einigen Jahren mussten einzelne Schritte direkt bearbeitet werden, doch inzwischen war das gesamte Verfahren automatisiert. Ihre Maschine schuf Millionen identischer Kopien, die mit kleinen, fluoreszierenden Didesoxyribonukleosid-Abschnitten markiert waren. Mit Hilfe eines Lasers ließ der Computer die entsprechenden Teile aufleuchten und zählte danach die Segmente. Das Endergebnis? Eine Nukleotid für Nukleotid vorgenommene
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