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Implantiert

Implantiert

Titel: Implantiert Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Alarmsysteme funktionierten. Wenn irgendetwas direkt vor Ort untersucht werden musste, weckte er Brady oder Andy oder Colding, je nach dem, wer Bereitschaftsdienst hatte.
    Kameras, die über einen eigenen Stromkreis verfügten, deckten den ganzen Innenbereich der Station ab und lieferten ihm Aufnahmen aus nahezu jedem möglichen Winkel. Nachdem er fast seit zwei Jahren hier war, hatte er sich daran gewöhnt, die Monitore ständig aus den Augenwinkeln im Blick zu haben – wenn sich da draußen etwas bewegte,
würde er es sehen. Doch es bewegte sich nichts. Dies bedeutete, dass Gunther Jones im Grunde genommen verdammt viel Geld dafür erhielt, herumzusitzen und stundenlang zu schreiben.
    Er hatte bereits zwei Romane seiner Serie namens Heiße Dämmerung beendet: Heiße Dämmerung und Heißer Abend. Sobald Heiße Mitternacht, der Roman, an dem er gerade arbeitete, beendet wäre, hätte er eine scharfe Trilogie anzubieten, die er den Literaturagenten aufs Auge drücken würde.
    Der Computer gab ein Piepsgeräusch von sich. Alarm war ausgelöst worden. Gunther minimierte die Bildschirmdarstellung seines Romans (wobei er sorgfältig darauf achtete, zuerst alles zu speichern, er wollte ja diese ausgereiften Wortschöpfungen nicht verlieren), so dass die blinkende Alarmbotschaft auf dem Bildschirm erschien.
    VERBINDUNG ZU SATELLITENSIGNAL UNTERBROCHEN
    Er öffnete das Wartungsprogramm, drückte die Taste zum Aufbau einer neuen Verbindung und wartete darauf, dass diese zustande kam, denn das funktionierte immer. Colding gefiel es gar nicht, wenn sie das Signal verloren, obwohl das gelegentlich aus Gründen geschah, die mit der interstellaren Kommunikation zu tun hatten und die sie beide nicht verstanden. Eine neue Meldung erschien.
    KEIN SIGNAL EMPFANGEN, NEUER VERBINDUNGSAUFBAU FEHLGESCHLAGEN
    Oh je. Das hatte er noch nie erlebt. Er drückte noch einmal auf die Taste und wartete.
    KEIN SIGNAL EMPFANGEN, NEUER VERBINDUNGSAUFBAU FEHLGESCHLAGEN
    »Colding wird stinksauer sein.« Gunther rief das Diagnoseprogramm auf und aktivierte es.
    HARDWARE-AUSFALL
    Er starrte auf den Bildschirm. Hardware-Ausfall? Das war noch nie vorgekommen. Die Reparaturvorschriften ließen jetzt nur noch einen Schritt zu: Er musste jemanden losschicken, um vor Ort nachzusehen. Er drehte sich zum Video-Telefon und gab die Nummer von Bradys Zimmer ein.

8. November: Heiße Zeiten in einer alten Stadt
    Kälte machte Brady Giovanni nichts aus, doch das bedeutete nicht, dass er sie auf die leichte Schulter nahm. Er war eines jener Kinder gewesen, die immer auf ihre Mutter hören. Und wenn man in Saskatoon aufwuchs, bedeutete, auf seine Mutter zu hören, dass man sich warm anzog.
    Wenn er Bereitschaftsdienst hatte, hieß sich warm anzuziehen, dass er im Bett eine lange Thermo-Unterhose und Socken trug, damit er schneller reagieren konnte. Nachdem Gunthers Anruf ihn geweckt hatte, brauchte Brady nur wenige Sekunden, um den langen, schwarzen Genada-Parka, die dazu passende Schneehose, die bei kaltem Wetter üblichen, vom Militär entwickelten Handschuhe und einen Schal anzuziehen – sowie ein Kleidungsstück, über das sich
Andy »Das Arschloch« Crosthwaite immer wieder lustig machte: eine Wollmütze, die von niemand anderem als Bradys eigener Mutter gestrickt worden war. Die Mütze passte perfekt über seinen großen Kopf und die Kombination aus Empfangsgerät und Mikrofon in seinem Ohr.
    Er tippte seinen Zugangscode an der vorderen inneren Luftschleuse ein. Sie öffnete sich, und er trat in die Kammer. Er schloss die Tür und wartete fünf Sekunden, während der Druckausgleich erfolgte. Ein Piepsgeräusch, das von der Tür kam, teilte ihm mit, dass der Vorgang abgeschlossen war.
    »Gun, hier Brady. Ich geh jetzt raus.«
    »Roger, verstanden«, sagte Gunthers Stimme in seinem Ohr.
    Mit der Beretta in der Hand öffnete Brady die schwere Verriegelung der Außentür und trat hinaus in die kalte Nacht. Die Scheinwerfer der Station beleuchteten das Gelände. Von der Tür aus konnte er die Rückseite der Satellitenschüssel sehen. Nirgendwo eine Bewegung. Im Laufschritt stürmte er über den Schnee, während der eisige Wind an ihm zerrte. Es spielte keine Rolle, dass der Wind so heftig war, denn Brady war vorbereitet. Vielleicht hatte er sogar ein wenig übertrieben, denn der Schweiß rann ihm bereits aus den Achselhöhlen, obwohl die Temperatur unter null lag.
    Konzentriert hielt er nach allen Seiten Ausschau, als er sich in einem weiten Bogen der

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