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In alle Ewigkeit

In alle Ewigkeit

Titel: In alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Niemand schien ihnen zuzuhören. Der Tisch neben ihnen war gerade neu besetzt worden, und die Gäste waren dabei zu bestellen und redeten alle durcheinander, bla, bla, bla.
    »Also los, erzähl«, sagte Bülow.
    »Wir können ihn finden. Das ist meine ganz private Vermutung, falls du verstehst, was ich meine. Wir sind in einer Situation, in der wir nicht weiterkommen.« Winter sah Bülow direkt an. »Ich will jemanden aufstöbern. Vielleicht aus einem Versteck.«
    »Wen? Diesen Jungen?« »Weiß ich noch nicht.«
    »Warum erzählst du mir das alles überhaupt?« »Ich möchte, dass du einen Artikel schreibst.« »Wolltest du eben nicht noch das komplette Gegenteil?«
    Hämmerte, hämmerte, hämmerte. Riss, riss, riss. In ihrem Kopf schrie es. Sie spürte einen Atemstoß in ihrem Gesicht, einen Geruch, den sie noch nie wahrgenommen hatte, Schweiß, Geruch, es hämmerte, hämmerte, ihr Herz bewegte sich wie ein wildes Tier in ihrer Brust, hämmerte, der Atem, eine Stimme, die einerseits dicht an ihrem Ohr und gleichzeitig weit entfernt etwas sagte, es riss, riss.
    Sie lag auf dem Boden, das Rad neben ihr, das Vorderrad drehte sich noch, rundherum, rundherum, ein Geräusch, das vom Rad kommen könnte oder... etwas riss, zerrte an ihr, sie wurde hochgehoben und mitgeschleift, und niemand war da, warum kam niemand, bitte, lieber Gott, und wer und wo war e... Sie versuchte ihre Hand in die Handtasche zu stecken, die aufgegangen war, warum, wusste sie nicht, und versuchte nach dem Handy zu greifen, und falls sie es nicht schaffte zu telefonieren, dann könnte sie es ihm auf den Kopf... und sie wurde HOCHGEHOBEN, die Büsche kratzten ihr übers Gesicht, sie versuchte zu schreien und spürte die Hand, die sich auf ihr Gesicht drückte, bevor sie den Mund wieder öffnen konnte.
    Sie spürte einen Schlag gegen den Kopf. Wieder Atmen, wieder nah. Jemand, der etwas sagte. Atemzüge, wie eine Stimme. Eine Stimme. Jetzt eine Stimme, ja, Stimme. Ein Reim, Wörter, Wörter, dieselben Wörter, Wörter, Laute, kann sie nicht verstehen, Hiiiilfe.
    Noch ein Schlag. Rot, weiß, rot im Kopf.
    »Vielleicht ein illegaler Einwanderer«, sagte Bülow.
    »Nein.«
    »Nicht?«
    »Es muss um was anderes gehen.« »Ihr werdet ihn nicht finden.« »Wir müssen aber.«
    »Und ich soll über ihn schreiben, als ob er tot wäre?«
    »Als ob er es sein könnte.«
    »Willst du mir den Artikel diktieren?«
    Winter antwortete nicht. Alle Tische waren jetzt besetzt. Die Gäste rundherum waren nun mehr oder weniger angetrunken.
    »Hast du bezahlt?«, fragte er.
    »Dann soll ich dich also einladen?«
    Winter stand auf. »Lass uns gehen«, sagte er.
    Bülow schob sein Fahrrad. Vor der Würstchenbude prügelten sich drei Männer, lockere Schläge, die Löcher in die Luft bohrten, die nach Bratwurst roch. Der eine hatte Blut an der Stirn. Der andere fing an zu kotzen, der dritte lachte wie ein Wahnsinniger.
    Winter und Bülow machten einen Bogen um sie. »Saturday night is all right«, sagte Bülow. »Ist denn heute Samstag?« »Nein.«
    »Die üben schon mal für das Göteborgfest«, sagte Winter. »Das? Das ist doch gar nichts.«
    Der Vasaplatsen lag verlassen da. Von Landala näherte sich eine Straßenbahn. Aus einem der Cafes an der Ecke ertönte Musik.
    »Dann sind wir uns also einig?«, fragte Winter. Bülow lachte.
    »Du rechnest offenbar hundertprozentig mit mir.«
    »Gute Nacht.« Winter betrat das Haus.
    »Grüß deine Familie«, sagte der Reporter, aber die Haustür hatte sich schon hinter Winter geschlossen.
    Es klingelte, vier Mal. Der Anrufbeantworter sprang an. Die Nachricht schrie in dem leeren Zimmer. Niemand hörte zu.
    Ihre Stimme:
    »Ich bin jetzt nicht zu Hause, aber wenn du... « Dann: die Nachricht.
    Das Atmen, Keuchen, wie ein wildes Tier, ihre Stimme, vielleicht ein Gebet, jetzt... ein Laut wie von der Kirchenbank einer Freikirche oder so was, eine Sprache, Reim, Reime, eine raue Stimme aus einer anderen Welt, nein, von hier, von dort, ahhhiiillleeeaah, ahhhiiillleeehh, aahhiileeaaheeü AAALHHIILLIEEE!!!
    Sie schliefen beide, als er kam. Er zog sich die Sandalen aus, ging leise in die Küche und machte die Tür hinter sich zu. Die Tür hatte sich ein wenig verzogen und knarrte.
    Er machte sich einen Kaffee.
    »Du willst wohl nicht schlafen heute Nacht«, sagte Angela, die aufgestanden war und jetzt gähnend und mit Haaren im Gesicht am Küchentisch saß.
    »Nicht wie du«, sagte er. »Du schläfst ja sogar jetzt noch. Im

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